Die diesjährige Herbsttagung vom Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) und der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV) in Graz zeigte, wie die zukünftige Klimaneutralität in Österreich zu erreichen ist. Die Photovoltaik in Verbindung mit Stromspeichern wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Neben einem spannenden Programm gab es natürlich auch viel Zeit für persönliche Gespräche.
450 Handwerker:innen, Planer:innen, Hersteller:innen und Kund:innen der PV- und Speicherbranche machten sich vergangene Woche auf den Weg nach Graz, um die neusten Entwicklungen rund um die solare Energiewende kennenzulernen. Bis auf den letzten Platz war der Veranstaltungsraum der Seifenfabrik in Graz besetzt. Schließlich sind die Aufgaben groß, die die Branche gemeinsam bewältigen muss.
Die Zukunft der Photovoltaik
In seiner Eröffnungsrede verwies Herbert Paierl (Vorstandsvorsitzender von PV Austria) darauf, dass Österreich bis 2040 eine installierte PV-Leistung braucht, die 41 Terawattstunden (TWh) Sonnenstrom erzeugt.
Paierl ist aber zuversichtlich, dass die Branche das hinbekommt, sofern freilich die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu verwies Bundesministerin Leonore Gewessler in ihrer Grußbotschaft auf die Mehrwertsteuer-Befreiung von PV- und Speicheranlagen, die die Regierung auf den Weg bringen wird. Zudem arbeite die Regierung an einem modernen Elektrizitätswirtschaftsgesetz, das dafür sorgen soll, dass das Netz digitaler und damit auch fit für die Erneuerbaren wird.
TPPV-Obmann Hubert Fechner betonte, dass die PV zu den wichtigsten Bausteinen der Energiewende zählt und fügte hinzu: „Doch wir brauchen auch Speicher, Netzausbau- und Stromnetzdigitalisierung sowie lokales Energiemanagement“. Damit umriss Fechner nahezu das gesamte Programm der diesjährigen Fachtagung.
Heimische Produktion ist möglich
Notwendig dafür ist aber auch eine heimische Photovoltaikindustrie. Wie deren Aufbau gelingen kann, schilderte Florian Clement vom Fraunhofer ISE in seiner Keynote. Die Chancen stehen gut und er geht davon aus, dass mindestens über die nächsten 10 Jahre hinweg die Nachfrage nach PV-Modulen jährlich um 25 % wachsen wird. Das bedeutet, dass größere Produktionskapazitäten gefragt sind, jedoch allein dadurch werden europäische Module gegen den Wettbewerb aus Fernost nicht bestehen können. Der Schlüssel liegt zusätzlich in der Innovation. Die Forschungs- und Entwicklungslandschaft ist vorhanden und sollte auch genutzt werden, betonte Clement.
Innovative Technologien
Wie diese technologische Entwicklung aussehen kann, stellten Fachvorträge zu neuen Zelltechnologien, wie etwa der Perowskit-Technologie oder zu Tandem-Solarzellen der nächsten Generation mit solchem Halbleitermaterial, vor. Der Aufbau einer europäischen Fertigung muss aber über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg geschehen, vom Halbleitermaterial über Wafer- und Zellproduktion bis hin zur Produktion von Standard- und Sondermodulen.
Der Nachmittag des ersten Tages war der effizienten Flächennutzung und innovativen Photovoltaikanwendung vorbehalten. So stellte Hubert Fechner den nächsten Innovationsaward für integrierte PV vor, der auf dem kommenden PV-Kongress, am 4. April 2024, vergeben wird. Einreichfrist für Projekte ist der 10. Februar 2024. Welche Möglichkeiten die PV bietet, um Flächen gleich mehrfach zu nutzen und welche Herausforderungen es dabei gibt, zeigten die Vortragenden im Anschluss vielfach.
Doch nicht nur die technologische Entwicklung der PV stand auf dem Programm. Der zweite Tag startete mit neuen technologischen Ansätzen von Speichern. Natrium statt Lithium: Mit diesem Ansatz wird versucht, die Nachhaltigkeit von Speichern zu verbessern. Denn Speicher sind aus der Energiewende nicht wegzudenken, um die lokal erzeugte Energie möglichst lokal und zeitunabhängig zu nutzen und auch um den notwendigen Netzausbau zu verringern.
Flaschenhals Netzausbau
Wie diese Herausforderungen, vor allem im Niederspannungsnetz, gelöst werden, war das Thema einer spannenden Podiumsdiskussion. Zentral war die Frage, was Netzbetreiber tun können, um ihre Netze fit für die solare Energiewende zu machen. Die Podiumsteilnehmer traten eine imaginäre Reise ins Jahr 2040 an und packten ihre Koffer für die Energiewende. Fabian Janisch von PV Austria fordert, dass bis 20 kW eine Einspeiseleistung aus Gebäude-PV möglich sein muss, begleitet von einer Stromspeicherstrategie. Zusätzlich braucht es Informationen, wo freie Kapazitäten im Niederspannungsnetz vorhanden sind, wie es die Netzbetreiber für die Mittelspannungsebene bereits praktizieren. Wie robuste Netze für den Ausbau der PV aussehen können, wurde in einem vorhergehenden Vortrag vorgestellt.
PV-Recycling und Barrieren-Management
Ein eigener Themenblock widmete sich unterschiedlichen Aspekten des Recyclings und Re-Use von PV und Stromspeichern. Neben der wirtschaftlichen Betrachtung, dem Ansatz des ganzheitlichen Recyclings und der Haltbarkeitsoptimierung, bekamen die Teilnehmer*innen auch Einblicke aus erster Hand von einem Recyclingunternehmen. Inhaltlich wurde die zweitägige Fachtagung mit positiven Beispielen zum Überwinden von Barrieren geschlossen. Fachvorträge – etwa zum Brandverhalten oder der Blendreduktion – hielten das Interesse bis zuletzt hoch.
Rahmenprogramm
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die beliebte und dicht besetzte Fachausstellung mit 25 Unternehmen, in der Teilnehmerinnen direkt mit den Fachfirmen der solaren Energiewende in Kontakt kamen. Neben Großhändlern waren hier auch Anbieter von einzelnen PV-Komponenten und Speichern sowie Energiemanagementsystemen vertreten.
Außerdem waren 22 spannende Poster zu sehen, anhand deren sich die Teilnehmerinnen über weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Lösungsansätze informieren konnten. Die beiden bereits etablierten Awards zu den besten Postern gingen diesmal an Lukas Neumaier von Silicon Austria Labs GmbH sowie an Benjamin Kohl von der Energie-Agentur Steiermark GmbH. Zum Ausklang des ersten Veranstaltungstages lud die TPPV zum beliebten Abendempfang, bei dem sich die Teilnehmer weiter austauschen konnten.
Das Branchenevent wurde neben den Steiermark-Partnern (Land Steiermark, Energie Steiermark GmbH und Green Tech Cluster) von der Stadt Wien und dem Klima- und Energiefonds unterstützt. Außerdem zählten auch dieses Jahr starke Partner aus der Industrie zu den Unterstützern.