APG-Factbox Oktober: Fast ein Drittel mehr Stromimporte

©AdobeStock

Die APG-Factbox im Oktober zeigt ein Plus im Stromimport um 32 % während die Erneuerbaren Produktion „nur“ 67% des österreichischen Strombedarfs deckt.

Aufgrund einer länger anhaltenden Trockenperiode in Österreich waren die Oktoberwochen (KW 40 – KW 43) von einer außergewöhnlich niedrigen Laufwasserproduktion (1.444 GWh) geprägt, die ausschlaggebend dafür war, dass die Stromproduktion aus Erneuerbaren im Oktober nur 67 % (2.840 GWh) des Stromverbrauchs decken konnten. Im Vergleich zum Oktober vom Vorjahr ist die Laufwasserproduktion dieses Jahr also um fast 30 % niedriger. Erfreulich: Die Stromproduktion aus Windkraft (644 GWh) konnte im Vergleich zum Oktober des letzten Jahres (416 GWh) allerdings um 55 % zulegen.

Durststrecken verstärken den Import

Diese Dynamik zeigt deutlich die Volatilität eines auf erneuerbaren Energien basierenden Gesamtsystems und die Notwendigkeit kapazitätsstarker Netze, Speicher, Kraftwerksreserven sowie digitaler Intelligenz innerhalb des Systems. Die geringe Laufwasserproduktion hat zur Folge, dass Österreich im Oktober vermehrt Strom aus dem Ausland importierte. Im Saldo mussten 1.064 GWh Strom aus dem Ausland importiert werden, damit liegen die Importe um 32 % höher als im Oktober des Vorjahres.

APG-Factbox Oktober: Fast ein Drittel mehr Stromimporte Statistik 2023
© APG

Dynamik bei PV-Anlagen erschwert Stromverbrauchsprognose

Im Oktober (KW 40 – KW 43) wurden in Österreich 4.235 GWh (Gigawattstunden) Strom verbraucht. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2017-2021 liegt Österreich rund 11 % unter dem Referenzwert. Dies liegt einerseits an den besonders warmen Witterungszuständen im Oktober, andererseits an der vermehrten Eigenproduktion durch Photovoltaik-Anlagen. Da auch im Oktober noch viele Haushalte und Gewerbebetriebe Teile des eigenen Strombedarfs mit einer privaten Photovoltaik-Anlage decken, wird der Stromverbrauch nicht im öffentlichen Netz der APG verzeichnet und stellt die Experten damit vor große Herausforderungen in der Stromverbrauchsprognose. 

Im Sinne der Energiewende und des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien ist der rasche Ausbau der Photovoltaik Anlagen ausdrücklich zu begrüßen. Mit dem erwarteten Ausbau von nahezu 2.000 MW Photovoltaik in diesem Jahr wird eine Leistung mit der Größenordnung aller Donaukraftwerke innerhalb eines Jahres an das Netz angeschlossen.

Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG

Gleichzeitig führt diese Dynamik zu massiven Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus dem Verteilernetz in das Übertragungsnetz. Die ursprünglich gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr, im Gegenteil der Stromfluss dreht sich vollständig um und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz zu den Speicherkraftwerken oder ins Ausland transportiert werden. Das verändert auch die Strompreiskurve signifikant und führt an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagszeit sogar zu negativen Marktpreisen, wenn es für den Strom keine Abnehmer mehr gibt, oder aufgrund von Netzengpässen eine weiträumige Verteilung nicht möglich ist. Der Stromverbrauch muss zunehmend in jene Zeiten verlagert werden, wo wir in Zukunft Überschüsse aus Erneuerbarem Strom erzeugen.

Diese Entwicklung zeigt uns die große Dringlichkeit unser Verbrauchsverhalten zu verändern, die Stromnetze zu verstärken und zu digitalisieren, um in der Interaktion mit den Kunden die Flexibilität im Stromsystem zu erhöhen. Das schaffen wir nur mit noch schnelleren Genehmigungsverfahren und einem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ELWG), welches den Rahmen für ein modernes kundenzentriertes Energiesystem schafft. Wir brauchen mutige und schnelle gesetzliche Maßnahmen, damit wir auch in der Projektausführung zügig folgen können.

Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG

Keine Energiewende ohne starkes Stromnetz

Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke. Derartige Maßnahmen mussten im Jahresverlauf bis Ende Oktober bereits an 192 Tagen ergriffen werden. Mit 23 Tagen allein im Oktober.

Ein Umstand, den es zu bedenken gibt und auch teuer zu Tragen kommt. Durch die für die sichere Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen sind bis Ende Oktober Kosten in der Höhe von rund 126 Millionen Euro angefallen. Wir reden hier von Kosten, die am Ende der Stromkunde bezahlen muss. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten sowie entsprechende Speicherkapazitäten in allen Ebenen des Stromsystems würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und damit die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur sowie der Stromspeicher sollte daher oberste Priorität haben.

Energieaustausch innerhalb Österreichs

Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden. Im Oktober konnten die Bundesländer Burgenland (178 GWh) und Tirol (134 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen.  Die Steiermark musste mit 331 GWh, neben Niederösterreich (285 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen. 

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.

Die mobile Version verlassen