Corona-Hilfen: Mediamarkt konnte in die Vollen greifen

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(c) Mediamarkt

11,7 Mio. Euro kassierten die österreichischen Mediamarkt-Gesellschaften im vergangenen Jahr an Staatshilfe – gleichzeitig musste sich etwa die Hartlauer-Kette mit knapp 1,2 Mio. Euro (Umsatzersatz, Fixkostenzuschuss) zufriedengeben. Mediamarkt konnte hier von seiner Konzernstruktur profitieren, was nun allerdings Fragen nach Fairness aufwirft.    

Es kommt, wie es kommen musste. Nachdem in der EU-Transparenzdatenbank die aktuellen Zahlen veröffentlicht wurden, dauerte es nicht lange, bis die ersten Fragen zur Verteilung der staatlichen Corona-Hilfen auftauchten. Die Datenbank der EU-Kommission liefert nämlich einen ersten Einblick, welche Unternehmen in Österreich wie viele Hilfen bekommen haben, sofern diese über 100.000 Euro lagen (Kurzarbeitshilfen sind hier nicht inkludiert). Die Liste ist recht lang und zeugt nicht selten davon, dass Gelder nicht Zielgerichtet, sondern mehrheitlich nach dem Gießkannenprinzip verteilt wurden – auch für Unternehmen, die eigentlich gar keine Verluste machten. Ein klarer Profiteur davon war auch Mediamarkt.

Auch wenn das zweite Quartal 2020/21 einen herben Rückschlag brachte, das erste Halbjahr des Geschäftsjahres entwickelte sich für die Mediamarkt-Mutter Ceconomy durchaus prächtig. Laut eigener Angaben konnte man in diesem einen Umsatz von 11,8 Mrd. Euro (+4,5%) einfahren. Das bereinigte EBIT lag damit bei 199 Mio. Euro, um 41 Mio. Euro mehr als noch im Vorjahr. Nicht unwesentlich dabei mitgeholfen dürften allerdings nicht nur die Nachholkäufe, sondern auch die ansehnlichen Staatshilfen haben – vor allem in Österreich.

Der Korrektheit halber sei hier freilich erwähnt, dass etwaige Verluste keine zwingende Voraussetzung dafür waren, Unternehmenshilfen zu beantragen. Den Umsatzersatz gab es im Gegenzug für behördliche Schließungen im Handel, auch wenn Umsätze dann vielleicht später nachgeholt werden konnten – oder eben nicht. Im österreichischen System ebenfalls nicht berücksichtigt wurden auch Einnahmen aus dem Onlinehandel. Nachdem Mediamarkt diesen aber ohnehin über eine eigene Gesellschaft abwickelt, hätte dieser in diesem Fall aber keine Rolle gespielt.

Fairer Wettbewerb?

Sehr wohl eine Rolle gespielt hat allerdings die Gesellschaftsstruktur – dieser Mediamarkt-Eigenheit ist kürzlich auch die ZIB2 nachgegangen. Laut deren Recherchen konnte nämlich jede einzelne der über 40 Mediamarkt-Filialen jeweils separat um Corona-Hilfen ansuchen. Dabei profitierte der Konzern davon, dass jede Filiale als selbständiges Unternehmen aufgestellt ist, wobei 90 Prozent immer die Media-Saturn Beteiligungsges.m.b.H. als Dachgesellschaft (also der Konzern) und zehn Prozent der jeweilige Geschäftsführer hält.

Im Gegensatz zu Deutschland wurden die Hilfen in Österreich auch nicht konzerneinheitlich betrachtet, weswegen jedes Unternehmen (jede Filiale) selbstständig um Corona-Hilfen ansuchen konnte. Und genau aus diesem Grund haben dann auch sämtliche Filialen den Umsatzersatz erhalten – insgesamt stolze 11, 7 Mio. Euro.

Pech hatten dagegen all jene, die auf eine einheitliche Firmenstruktur setzen. Bestes Beispiel dafür die Hartlauer, dessen Filialen keine selbständige Rechtsform haben aber ebenfalls vom Lockdown betroffen waren. Laut EU-Datenbank wurden der Handelsgesellschaft im vergangenen Jahr 1,2 Mio. Euro zugesprochen.

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