Christian Bräuer: „Dachmarke muss Dachmarke bleiben“

Christian Bräuer: „Dachmarke muss Dachmarke bleiben“

© ELEKTRO|branche.at

Nach einem stürmischen Start im Vorjahr ist das Bundesinnungsschiff nun wieder im ruhigerem Fahrwasser gelandet und weiterhin voll auf Kurs Richtung „Elektriker Österreich“. ELEKTRO|branche.at hat dazu mit Bundesinnungsmeister Christian Bräuer gesprochen.

Mittendrin statt nur dabei. Betrachtet man sich die aktuellen Umstände, hätte sich Christian Bräuer sicherlich auch eine einfachere Zeit für seinen Amtsantritt als Elektro-Bundesinnungsmeister aussuchen können. Aber wie’s im Leben halt so ist, spielt’s nur selten ein Wunschkonzert und so musste sich Bräuer unmittelbar nach Amtsantritt mit den KV-Verhandlungen (samt hohen Forderungen der Gewerkschaft), dem omnipräsenten Fachkräftemangel, einer schwächelnden Baukonjunktur und natürlich mit dem Chaos rund um die Mehrwertsteuerbefreiung für PV-Anlagen herumschlagen. Hinzu kommt, dass ihm sein Vorgänger Andres Wirth mit den E-Players eine neue Veranstaltung aufgegleist hat, die es nun ebenso „abzuarbeiten“ gilt.

Bundesinnung der elektrotechnischen Gewerbe

Nebst all den externen Faktoren, die halt leider nur in Maßen beeinflussbar sind, geht’s in der Bundesinnung auch intern ziemlich rund. Allen voran ist damit natürlich die Neuausrichtung in Richtung Dachmarke „Elektriker Österreich“ gemeint. „Hier sind wir quasi kurz vorm Ziel. Die Statuten sind fertig und werden in den kommenden Tagen besprochen und abgesegnet. Auch die neuen Logos sind fix, hier wird nur das bekannte ,e‘ bleiben“, erklärt Bräuer. „Elektriker Österreich wird dann als Dachmarke konsequent durchgezogen – von der Innung angefangen, über die Betriebe, bis hin zu unseren Industriepartnern.“

Und schlussendlich wird auch der Bundesinnung selbst ein neuer Name verpasst. „Wir werden dann ,Bundesinnung der elektrotechnischen Gewerbe‘ heißen – und das sind wir schließlich alle. Es ist der richtige Schritt zu einer gemeinsamen Identifikation.“ Die einzelnen Berufsgruppen (etwa Blitzschutzbauer, Kommunikationselektroniker oder Veranstaltungstechniker) hätten sich laut Bräuer damit abgefunden, dass sie unter dem Logo der Elektriker Österreich bleiben, eigene Vorschläge zu unterbreiten sei ihnen aber freigestellt. Nur so viel ist aber klar: „Eine Dachmarke muss eine Dachmarke bleiben“, so Bräuer.

Eine Anmerkung am Rande: Unter Umständen würden hier freilich auch die Mechatroniker dazu passen. „Das würde durchaus Sinn machen, allerdings wäre die Berufsgruppe dann schon sehr groß“, gibt Bräuer zu bedenken. Auch ohne Mechatroniker brauchen sich die Elektriker Österreich nicht zu verstecken. „Wir haben rund 15.000 Mitglieder, das ist schon relativ viel. Wenn man nur die wirklich aktiven Betriebe zählt, liegen wir bei etwa 9.500.“

Christian Bräuer: „Es gibt viel zu tun“

Und glaubt man Bräuer, dann werden diese 9.500 Mitglieder in den kommenden Monaten und Jahren jede Menge zu tun bekommen – wirtschaftliche Eintrübungen hin oder her.

Traut man den aktuellen Zahlen, wird der Neubau heuer nicht ganz so stark zurückgehen wie bereits befürchtet. Wir hatten im Vorjahr zwar ein knappes Minus, aber im Vergleich mit vielen anderen Berufsgruppen noch das mit Abstand geringste Minus. Das ist wirtschaftlich noch vertretbar. Und wie ich von unseren Betrieben höre, gibt’s derzeit schon sehr viele Anfragen in Richtung Gebäudesanierung, Instandhaltung, PV, Energiespeicher, e-Mobilität und Gebäudeautomatisierung. Außer in Wien, da kommt man mit der Gebäudeautomatisierung nicht mal in Reihenhäuser oder Eigentumswohnungen rein, während es in Tirol kaum ein Einfamilienhaus ohne irgendeine Steuerung gibt. Wien ist halt doch anders.

Christian Bräuer

Dafür aber gebe es in Wien ein Riesenpotenzial in Sachen Sanierung.

Es gibt hier viele Gebäude aus den 50er und 60er Jahren, deren elektrischen Anlagen nun am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sind. Diesen Markt darf man auf keinen Fall vernachlässigen.

Christian Bräuer

Viel zu tun wird es künftig auch in der Photovoltaik geben, wenngleich Bräuer nicht glaubt, dass es zu einem erneuten Boom kommen wird. „Ein Boom ist sowieso nie gut, kontinuierliches Wachstum ist viel besser. Nach Bekanntgabe der Steuerbefreiung ist das Geschäft, wir rechnen hier mit etwa 15 Mio. Euro, kräftig eingebrochen. Diese Aufträge kommen jetzt aber langsam wieder zurück – viele warten nur noch auf besseres Wetter.“

Eine Frage der Haftung

Vor allem im PV-Bereich empfiehlt Bräuer seinen Mitgliedsbetrieben, sich um gute Partner umzusehen und sich eingehend mit dem Haftungsthema zu beschäftigen.

Wieso soll ein Elektriker am Dach herumklettern – das können andere viel besser. Wir müssen hier mit den Dachdeckern und Fassadenbauern reden und gemeinsame Synergien finden. Wo liegen die Schnittstellen? Wie können wir uns gegenseitig helfen? Ich selbst werde im April bei der Bundestagung der österreichischen Dachdecker sein und potenzielle Synergien ausloten. Ich will meine Elektriker nicht am Dach sehen. Die haben da oben nichts verloren. Wie viele PV-Anlagen sind am Dach, ohne dass jemand bedacht hat, wie hoch der Ansaugdruck von unten aufs Dach ist. Der Dachdecker kann dichte Befestigungen montieren und Wind- bzw. Schneelast berechnen. Der kann das ebenso gut, wie der Elektriker die Zuleitungen berechnen kann.

Christian Bräuer

Schlussendlich, so Bräuer, denke auch kaum ein Elektriker an die Haftung – schließlich gebe es auch immer noch das freie Gewerbe „Montage von PV-Modulen“.

Die Schlimmsten sind dann jene Elektriker, die eine solche Anlage abnehmen. Das bedeutet nämlich auch, dass sie dann die ersten Ansprechpartner in Sachen Gewährleistung und Schadenersatz sind. Und da reden wir über eine Zeitspanne von 30 Jahren. Man kann sich gar nicht vorstellen, was ich als Sachverständiger alles zu Gesicht bekomme. Manche Anlagen sind so falsch, die kannst du nicht reparieren, sondern du musst sie abbauen und neu errichten.

Christian Bräuer

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