Oberster Wettbewerbshüter: BWB-Chef Thanner geht

Theodor Thanner BWB

Theodor Thanner zieht sich mit sofortiger Wirkung zurück. (c) BWB

Der langjährige Chef der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Theodor Thanner, zieht sich zurück. Bis zur Entscheidung seiner Nachfolge wird die stellvertretende Generaldirektorin Natalie Harsdorf Borsch die Leitung interimistisch übernehmen.

Erst kürzlich lieferte sich Thanner eine öffentliche Auseinandersetzung mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck über die Unabhängigkeit der Bundeswettbewerbsbehörde. Ob sein Abgang auch damit etwas zu tun hat, wird freilich nicht öffentlich kommentiert, der Verdacht liegt aber durchaus nahe. Offiziell heißt es lediglich, dass es nach 15 Jahren als Generaldirektor an der Zeit sei, die Verantwortung die Leitung der BWB abzugeben. Was insofern interessant ist, als dass Thanners dritte Amtszeit eigentlich noch bis 30. Juni 2022 laufen würde. Wer ihm dann nachfolgt, soll sich im Frühjahr entscheiden. Ausschreibung und Bewerbungsverfahren sind für Anfang nächsten Jahres geplant – bis dahin dürften wohl auch auf politischen WhatsApp-Chats wieder heiß laufen.

Arbeitsreiches Jahr für die BWB

Das Jahr 2021 war eines der arbeitsintensivsten in der Geschichte der BWB. Etwa wurden die beiden größten Verfahren im Baukartell zu Ende geführt. Auch im Digitalbereich gab es 2021 mehrere Initiativen zur Sicherstellung eines funktionierenden Marktes in Österreich. „Alle sind mit großem Engagement, Einsatz und Beharrlichkeit für einen gesunden, fairen und starken Wettbewerb in Österreich, Europa und darüber hinaus eingetreten. Allen, die an den Ergebnissen und Erfolgen der BWB mitgearbeitet haben, danke ich sehr. So ist es jetzt an der Zeit, sich neuen Aufgaben zuzuwenden“, so Theodor Thanner.

Kartellverfolgung

In den letzten 15 Jahren konnten durch die Ermittlungstätigkeit der BWB zahlreiche Kartelle aufgedeckt und zerschlagen werden. So etwa im Bereich Aufzüge und Fahrtreppen, der Chemikalienindustrie, im Lebensmittel- und Elektronikhandel, bei den Speditionen, bei den Dämmstoffen, in der Milchverarbeitung, bei Brauereien sowie zuletzt in der Bauwirtschaft.

Durch Anträge der BWB an das Kartellgericht wurden von diesem mehr als 300 Mio. Euro an Geldbußen über Unternehmen – insbesondere aufgrund von vertikalen und horizontalen Absprachen, Marktmachtmissbrauch und verbotenen Durchführungen von Zusammenschlüssen – verhängt. Dabei hat auch das Kronzeugenprogramm der BWB wesentlich zu den Ermittlungserfolgen beigetragen. Bisher gab es insgesamt 110 Kronzeugenanträge. Ebenso hat das Whistleblowing-System zu Ermittlungserfolgen beigetragen. Bisher gab es 210 Whistleblowing-Meldungen.

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