Ostösterreich verschärft die Gangart: Handel ist fassungslos

Corona Maskenpflicht

© Tumisu auf Pixabay

Im Osten Österreichs gehen im Handel kommende Woche wieder die Lichter aus – voraussichtlich vom 1. bis 6. April. Danach soll es Eintrittstests geben. Das haben die Landeschefs von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland heute Abend bekanntgegeben.

Die so genannte „Osterruhe“, derzeit offenbar die politisch korrekte Bezeichnung für den nächsten harten Lockdown, hält aber nicht nur für den Handel ein paar nette Ostereier parat. Eine 24-Stunden-Ausgangssperre, Distance Learning nach den Osterferien, eine erweiterte FFP2-Maskenpflicht, erweiterte Testpflichten für Pendler und Unternehmen und ebenfalls geschlossene körpernahe Dienstleister komplettieren das regional begrenzte Maßnahmenpaket.  

Ein Maßnahmenpaket, das in seinem Kern zwar sicher gut gemeint aber – einmal mehr – nicht wirklich gut durchdacht ist – sehr Österreichisch eben. So wird bei den Maßnahmen beispielsweise wieder auf eine Intensivierung von Home Office hingewiesen, konkrete Vorgaben oder Pflichten werden nicht genannt. Das heißt in aller Kürze: Wenn’s der Chef nicht will, gibt’s für den Mitarbeiter auch kein Home Office – eine Pflicht dazu besteht ja schließlich nicht. Wäre Home Office verpflichtend angeordnet (was sicher sinnvoller und zielführender wäre), wäre der Gegenwind aus der Wirtschaft für die türkisene Reichshälfte vermutlich nicht sehr angenehm.

Offen ist zudem auch noch die Frage, wie sich die Bewohner in den Grenzregionen verhalten (dürfen). Kann man von Amstetten zum Shoppen nach Oberösterreich fahren? Nicht zielführend aber grundsätzlich möglich. Oder werden die Landesgrenzen gar vom Bundesheer hermetisch abgeriegelt?

Apropos shoppen: Da das Corona-Virus bekanntlich hauptsächlich im (Fach-)Einzelhandel lauert muss der ostösterreichische Non-Food-Handel vom 1. bis einschließlich 6. April schließen. Glücklicherweise traut sich das Virus aber nicht in überfüllte Supermärkte, weswegen diese von der Schließung ausgenommen sind. Nach der „Osterruhe“ soll es dann auch Eintrittstests für den Handel geben. Wie genau das administriert werden soll, ist offen. Man erinnere sich hier an die endlosen Diskussionen im Gastgewerbe und bei den körpernahen Dienstleistern. Ebenso offen ist die Frage, ob diese Tests dann auch für Supermärkte vorgeschrieben werden und ob die bestehende Testlogistik dafür überhaupt ausreicht.  

Interessantes Detail am Rande: Alles in allem gleicht das vorgestellte Maßnahmenpaket sehr dem deutschen „Osterruhe“-Modell. Dort wurde dieses von Bundeskanzlerin Angela Merkel inzwischen aber zurückgenommen und als Fehler bezeichnet.

„Der vierte harte Lockdown und die erneute Schließung des gesamten Non-Food Handels in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist für unsere Branche ein absoluter Albtraum. 10.000 stationäre Händler in Ostösterreich müssten erneut zusperren und damit Umsatzverluste von einer halben Milliarde Euro verkraften. Ihnen würde damit schon das zweite Mal in Folge das so wichtige Ostergeschäft entgehen.“

Rainer Will, GF Handelsverband

Handel ist kein Corona-Hotspot

Erst am Montag hatte die Bundesregierung in einer Pressekonferenz angekündigt, dass es im Handel keine Geschäftsschließungen geben werde, da dieser kein Ort für Corona-Ansteckungen sei. Das bestätigen im Übrigen auch sämtliche wissenschaftlichen Untersuchungen. Die jüngste AGES Clusteranalyse belegt etwa, dass 84 % der Corona-Ansteckungen im Haushalt oder im Bereich der Freizeit passieren. Im Handel sind hingegen bislang keine Ansteckungen bekannt, wie der Wiener Bürgermeister am Montag selbst noch bestätigt hatte.

Ein weiteres Ostergeschenk für Amazon

„Die Gesundheit der Menschen steht für uns unbestritten an erster Stelle. Doch der Handel ist kein Corona-Hotspot. Das beweist der Lebensmittelhandel, der die Grundversorgung der Bevölkerung Tag für Tag sicherstellt. Und das belegen mittlerweile auch unzählige wissenschaftliche Studien von internationalen Spitzenuniversitäten“, stellt Will klar. „Geschäftsschließungen haben keinen Effekt auf das Infektionsgeschehen, sie kosten aber Unsummen. Daher ist jeder Tag, an dem der Handel geschlossen halten muss, ein schlechter Tag, der Arbeitsplätze kostet und das psychische und soziale Leid erhöht, ohne eine Verbesserung bei den Corona-Fallzahlen zu erwirken. Das einzige Unternehmen, das davon massiv profitieren würde und sich über ein vorgezogenes Ostergeschenk freuen darf, ist Amazon.“

Gerade der April zählt für viele Handelsbetriebe aufgrund des Ostergeschäfts und dem Verkaufsstart der Frühjahrskollektion zu den umsatzstärksten Monaten des Jahres. Der vierte harte Lockdown käme daher wie schon die letzten drei (Ostergeschäft 2020; Black Friday 2020; Weihnachtsgeschäft 2020) erneut zur Unzeit und sorgt bei den betroffenen Unternehmen für Verzweiflung.

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