Polit-Kindergarten: Handel erwartet zusätzlichen Umsatzverlust von einer Mrd. Euro.

Will Handelsverband

Rainer Will (c) Handelsverband/Stephan Doleschal

Als Hiobsbotschaft für den stationären Handel in Österreich bezeichnet der Handelsverband die Verlängerung des dritten Lockdowns bis 24. Jänner. Die unwürdige Polit-Posse rund ums „Freitesten“ soll dem Handel rund eine Milliarde Euro an Umsatz kosten.

„Dem österreichischen Handel entgehen durch den dritten Lockdown Umsätze im Ausmaß von knapp vier Mrd. Euro. Allein die Lockdown-Verlängerung von 17. auf 24. Jänner schlägt sich mit einem Umsatzminus von bis zu einer Milliarde Euro zu Buche. Der Jänner ist traditionell für den Handel ein wichtiger Verkaufsmonat, da die Bevölkerung nach Weihnachten Geld- und Gutscheingeschenke einlöst und Waren umtauscht. Somit verschärft sich die angespannte wirtschaftliche Lage in unserer Branche zusätzlich. 60.000 Arbeitsplätze im Handel wackeln, und die Volksgesundheit bemisst sich bekanntlich auch an der Arbeitsplatzsicherheit“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.

Zumindest zwei Drittel der entgangenen Umsätze im Einzelhandel sind unwiederbringlich verloren. Saisonaler Warenbestand wird de facto unverkäuflich. Darüber hinaus beschränkt sich jeder zehnte Verbraucher im Lockdown auf den Kauf lebensnotwendiger Güter und die Kaufkraft wandert digital ins Ausland. „Wir erleben mittlerweile eine kollektive Volksdepression. Die heimischen Betriebe, Mitarbeiter und generell alle Menschen in Österreich brauchen eine mittel- und langfristige Perspektive. Dafür muss dringend ein Corona-Masterplan erarbeitet und transparent gemacht werden. Nur so kann sich hierzulande ein nachhaltiges `Klima der Zuversicht´ und damit ein wirtschaftliches und soziales Comeback einstellen, das klarstellt, wie man mit dem Virus leben und dennoch planbar wirtschaften kann“, fordert Will.

Unzählige heimische Betriebe kämpfen seit Monaten mit Liquiditätsengpässen, die sich mit jedem weiteren Lockdown potenzieren. Die Unternehmen brauchen Planungssicherheit in steuerlicher, finanzieller und bilanzieller Hinsicht.

Der Umsatzersatz hat sich bereits im zweiten Lockdown bewährt und war das einzige Instrument, das rasch an die betroffenen Firmen ausbezahlt werden konnte. Da alle anderen Hilfen (u.a. Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss, Verlustersatz) bürokratischer zu beantragen sind und erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung auf den Konten der Betriebe landen, muss die 800.000 Euro Deckelung fallen und der Umsatzersatz auch für den gesamten dritten Lockdown ausbezahlt werden. Die ursprünglich geplante Begrenzung bis 31.12. ist inakzeptabel, die Händler können keine weiteren Corona-Krisenschulden vorfinanzieren.

Überdies fordert der Handelsverband eine unbürokratische, gleichwertige Unterstützung für alle indirekt vom Lockdown betroffenen Unternehmen. Die Bundesregierung hat inzwischen zugesichert, diesen logischen Schritt zu setzen und einen fairen Umsatzersatz für indirekt betroffene Betriebe auszuzahlen. Hierfür muss die Untergrenze als Auszahlungsbedingung von 40 auf 30 Prozent Umsatzausfall gesenkt werden.

Der Handelsverband erneuert seine Forderung, positive Anreize in Form von Österreich-Schecks zu setzen, um die Bevölkerung zum „freiwilligen Testen“ (statt „Freitesten“) zu motivieren. Alle, die sich im Jänner hierzulande freiwillig testen lassen und damit einen Beitrag zur Gesundheitssituation leisten, sollen als Dankeschön einen 50 Euro Gutschein erhalten, den man bei heimischen Unternehmen mit Betriebstätte in Österreich einlösen kann. Davon würden alle profitieren, die Verbraucher, die Gesundheitsbehörden, die heimische Wirtschaft und letztlich auch die Politik, da deren Ziele rascher erreicht werden.

Oberstes Gebot muss heuer sein, einen vierten Corona-Lockdown unbedingt zu vermeiden. Daher empfiehlt der Handelsverband, neben dem Mindestabstand auch den Faktor Zeit stärker einzubeziehen. Vorstellbar wäre etwa eine maximale Aufenthaltsdauer im Geschäft, um das Infektionsrisiko weiter zu reduzieren, sofern die gesundheitsbehördliche Evidenz dies zulässt. Damit soll ein nachhaltiges Wirtschaften trotz Coronavirus ermöglicht werden, um existenzielle Kollateralschäden einzudämmen und Arbeitsplatzsicherheit zu gewährleisten.

Abseits der Risikogruppen braucht es auch für die kritische Infrastruktur, wozu selbstverständlich auch der Lebensmittelhandel als Nahversorger der Bevölkerung zählt, zeitnahe Klarheit sowie generell eine nachvollziehbare Impfstrategie für den österreichischen Handel. Auch hier ist Planungssicherheit ganz entscheidend. Der Handelsverband hat hierzu bereits Gespräche mit der Bundesregierung aufgenommen.

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