Die APG-Factbox zeigt im August eine 100 % Stromverbrauchsdeckung (bilanziell) durch erneuerbare Energien und die höchsten Monatsexportwerte seit über 20 Jahren.
Die Augustwochen (KW31-35) wurde geprägt von einer außergewöhnlich guten Erneuerbaren Produktion (5.584 GWh). Österreich konnte seinen eigenen Strombedarf (4.977 GWh) im August bilanziell durch erneuerbare Energie decken. Hauptgrund dafür war die, durch die starken Regenfälle andauernde hohe Erzeugung aus Laufwasserkraftwerken. Die Wasserkraft machte im August mit 4.532 GWh (Gigawattstunden) rund 82 Prozent der Erneuerbaren aus. Die Windenergie trug mit 552 GWh rund 10 Prozent zu den Erneuerbaren bei.
Produktionszuwachs bringt Spitzenwerte im Export
„Durch die gute Produktion aus erneuerbaren Energiequellen konnte in Österreich ein Stromüberschuss erzielt werden, der dazu führte, dass Österreich im August einen Exportsaldo von 520 GWh erzielte. Das verzeichnet den höchsten August Exportsaldo seit über 20 Jahren“, betont Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. „Hauptursache war die überdurchschnittliche Erzeugung aus Laufwasserkraftwerken sowie die Dynamik in der steigenden Produktion aus PV“.
Positive Dynamik bei installierten PV-Anlagen
„Im Sinne der Energiewende und des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien ist der rasche Ausbau der Photovoltaikanlagen ausdrücklich zu begrüßen. Mit dem erwarteten Ausbau von nahezu 2000 MW Photovoltaik in diesem Jahr wird eine Leistung mit der Größenordnung aller Donaukraftwerke innerhalb eines Jahres an das Netz angeschlossen“, erklärt Christiner.
Gleichzeitig führt diese Dynamik zu massiven Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus dem Verteilernetz in das Übertragungsnetz. Die ursprünglich gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr. Im Gegenteil: Der Stromfluss dreht sich vollständig um und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz zu den Speicherkraftwerken oder ins Ausland transportiert werden.
Das verändert auch die Strompreiskurve signifikant und führt an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagszeit sogar zu negativen Marktpreisen, wenn es für den Strom keine Abnehmer mehr gibt, oder aufgrund von Netzengpässen eine weiträumige Verteilung nicht möglich ist. Wir müssen unseren Stromverbrauch zunehmend in jene Zeiten verlagern, wo wir in Zukunft Überschüsse aus Erneuerbarem Strom erzeugen.
„Diese Entwicklung zeigt uns die große Dringlichkeit unser Verbrauchsverhalten zu verändern, die Stromnetze zu verstärken und zu digitalisieren, um in der Interaktion mit den Kunden die Flexibilität im Stromsystem zu erhöhen. Das schaffen wir nur mit noch schnelleren Genehmigungsverfahren und einem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ELWG), welches den Rahmen für ein modernes kundenzentriertes Energiesystem schafft. Der ‚gute Wille‘ ist in der Politik dafür jedenfalls da, was wir aber brauchen sind mutige und schnelle gesetzliche Maßnahmen, damit wir auch in der Projektausführung zügig folgen können“, wünscht sich Christiner.
Laut Thomas Karall, kaufmännischem Vorstand der APG, ist es trotz dieser betrieblichen Herausforderungen wichtig, weiterhin verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren: „Mit der Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Natürlich zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom dazu. Darüber hinaus ist der nachhaltige Ausbau der Stromnetze, der erneuerbaren Produktion, sowie der Speicher das Gebot der Stunde.“
Keine Energiewende ohne starkes Stromnetz
Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.
„Derartige Maßnahmen mussten im Jahresverlauf bis Ende August bereits an 149 Tagen ergriffen werden. Mit 19 Tagen allein im August“, sagt Karall. Ein Umstand, der zu bedenken gibt und auch teuer zu Tragen kommt. „Durch die für die sichere Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen sind allein im August Kosten in der Höhe von rund 24,9 Mio. Euro angefallen“, so Karall.
Insgesamt würden sich die Kosten für Redispatch-Maßnahmen dieses Jahr schon auf 109,6 Mio. Euro belaufen, das sind bereits um 15,6 Mio. mehr als im gesamten Jahr 2022 gebraucht wurden. „Wir reden hier von Kosten, die am Ende der Stromkunde bezahlen muss. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten sowie entsprechende Speicherkapazitäten in allen Ebenen des Stromsystems würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und damit die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur sowie der Stromspeicher haben daher oberste Priorität“, erklärt Karall.
Hohe Netzeinspeisungen durch die Wasserhochburgen
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
Durch die Wetterlage im August und die damit verbundene gute Stromerzeugung aus Wasserkraft konnten die Bundesländer Oberösterreich, Kärnten und Tirol einen hohen Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Oberösterreich konnte damit 311 GWh in das überregionale Netz einspeisen, Kärnten 229 GWh und Tirol 279 GWh. Wien musste mit 387 GWh, neben Niederösterreich (132 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.