Marvin Varga (KELAG) aus Kärnten ist der neue Staatsmeister der Elektrotechnik. Er siegte in einer knappen Entscheidung vor den beiden Steirern Alexander Fink (Roth Handel & Bauhandwerkerservice) und Simon Schillinger (Elektro Eibl).
Noch 30 Minuten vor Wettbewerbsende konnte man noch nicht erkennen, wer wirklich die Nase vorne haben wird. Letztendlich erreichte Sieger Varga 738 Bewertungspunkte, Fink (732 Punkte) und Schillinger (729 Punkte) lagen nur knapp dahinter.
Insgesamt 15 junge Elektrotechniker stellten sich bei den Austrian Skills im Rahmen der Berufsinformationsmesse in Salzburg den Staatsmeisterschaften in 50 Bewerben mit insgesamt etwa 500 Teilnehmern den nicht ganz einfachen Aufgaben. Dass die Elektrotechnik – zum Glück – nicht mehr nur eine reine Männerdomäne ist, zeigte dabei die Teilnahme der Vorarlbergerin Nicole Amann.
Weitere Teilnehmer waren aus Niederösterreich Tobias Martin Nahringbauer (Landsteiner/3300 Amstetten) und Lukas Schraml (Elektro Schwarzmann/2700 Wiener Neustadt), Oberösterreich schickte Filip Fischerlehner (Hainzl Industriesysteme/4021 Linz) und David Prammer (Elektro Füreder/4173 St. Veit im Mühlkreis), aus Salzburg kamen Stefan Brunauer (Elektro Wenger/5412 Adnet) und Tobias Lindinger (Strommeister/5301 Eugendorf). Dazu kamen noch der Tiroler Georg Kreidl (Elektro Volland/6233 Kramsach), dessen auch qualifizierter Landsmann Simon Lindner (Elektro Biedermann/6361 Hopfgarten) leider krankheitshalber absagen musste. Aus Vorarlberg waren Nicole Amann und Andre Hartmann (beide E-Werke Frastanz/6820 Frastanz) dabei.
Das Burgenland nahm mit Daniel Böhm (Ing. Mag. Klaus Hagenauer/7411 Markt Allhau) und Matthias Lehner (Rübenbauer Elektroinstallation/7423 Grafenschachen) teil, die Steiermark war mit Alexander Fink (Roth Handel & Bauhandwerkerservice/8342 Gnas) und Simon Schillinger (Elektro Eibl/8492 Halbenrain) am Start, Kärnten mit Marcel Riepl-Pinter (Energie Klagenfurt/9020 Klagenfurt), der leider am zweiten Tag krankheitsbedingt aufgeben musste und Marvin Varga (KELAG/9020 Klagenfurt). Aus Wien war niemand dabei. Außer Konkurrenz nutzte außerdem der Deutsche Leo Kloft (Energis-Netzgesellschaft) die Austrian Skills zum Training für die World Skills.
Arbeiten unter Zeitdruck
Im Großen und Ganzen ähnelten die Aufgaben bei diesen Staatsmeisterschaften jenen der vergangenen Jahre. Änderungen gab es etwa im mechanischen Bereich und auch bei der Programmierung. Entscheidend ist vor allem, wie die Teilnehmer mit dem Zeitdruck umgehen. In den drei Tagen von Donnerstag bis Samstag (insgesamt 21 Stunden reine Arbeitszeit) mussten folgende Arbeiten ausgeführt werden:
- Aufputz-Installation an drei Wänden laut Planunterlagen (Kunststoff- und Metallrohre, Gitter- und Lochblech-Kabeltassen)
- Verkabelung der Installation laut Planunterlagen für eine Industrieinstallation mit Logo! und eine Haussteuerung mit KNX
- Zwei Verteiler aufbauen laut Schema
- Anlagenprüfung an der eigenen Installation gemäß gültigen Vorschriften
- Programmierung der Industriesteuerung mit Siemens Logo Soft 8 sowie KNX laut Parameter


Mit der Logo wurde ein simuliertes Garagentor mit Endschaltern gesteuert. Es musste automatisch auf und zu fahren, auch in vorgegebener Zeit. Bei Blockierung fährt das simuliertes Tor hoch. Die Anforderungen bei KNX waren beispielsweise Licht- und Steckdosensteuerung, unterschiedliche Ambientebeleuchtung auf Knopfdruck sowie eine Jalousiesteuerung.

Bei der Abnahme durch die Experten gibt es für unterschiedliche Teilarbeiten Punkte mit unterschiedlichen Wertigkeiten, z.B. für Maßgenauigkeit, Funktion der Basisinstallation, Programmierung, aber auch Sauberkeit.
Wettkampf unter erschwerten Bedingungen
Die Projektkojen der Elektriker waren heuer leider umzingelt von den Wettbewerben Staub- und Lärmmachender Gewerke wie Maurer, Betonbauer, Schmiede und Steinmetz. Akustisch wurden zeitweise bis zu 100 dB (etwa so laut wie ein Drucklufthammer) gemessen. Eine Lautstärke, bei der ab mehr als 15 Minuten die Gesundheit beeinträchtigt werden kann. Einen guten Eindruck davon liefert unser Video – einfach den Lautsprecher lauter schalten und mithören.
Bernhard Pabinger, Sprecher des Ausschusses Aus- und Weiterbildung in der Bundesinnung und Organisator des Wettbewerbs zu diesem Thema: „Wir haben schon mit Skills Austria besprochen, dass wir in zwei Jahren leisere Nachbarn haben werden.“
Allgemein sind die Experten der Meinung: „Es sind alle sehr diszipliniert und haben den Fokus auf die Meisterschaften.“ Chef-Experte Hannes Ruscher, der auch für die Organisation des Materials im Vorfeld verantwortlich zeichnete: „Sie haben sich alle tapfer geschlagen – unter diesem Zeitdruck zu arbeiten ist nicht leicht.“
Ich weiß, wie herausfordernd die Bedingungen bei Berufswettbewerben für die Teilnehmer sind, da ich viele Jahre selbst Betreuer war. Deswegen spreche ich meine Hochachtung den jungen Elektrotechnikern aus und danke Ihnen, dass sie sich dem Wettbewerb mit den Kollegen gestellt haben. Sie sind Vorbilder für ihre Kollegen in den Betrieben und den Mitschülern in der Berufsschule. Und dann braucht es viel, dass die Teilnehmer eine optimale Wettbewerbsumgebung vorfinden können.
Christian Bräuer, BIM
Bräuer weiter: „Ich danke allen, die mitgeholfen haben, dass SkillsAustria 2025 so professionell und reibungsvoll durchgeführt wurde. Allen voran danke ich Bernhard Pabinger und Hannes Ruscher, allen Betreuern und Juroren und allen Kolleginnen und Kollegen in den Landesinnungen, dass die diesjährigen Staatsmeisterschaft so gut geklappt haben! Auch den Betrieben, in denen die Kandidaten arbeiten, sei herzlich gedankt, dass sie sie auf vielfältige Weise unterstützt haben, damit sie trainieren und am Wettbewerb teilnehmen konnten.“
Experten und Heinzelmännchen
Voll des Lobes waren die Experten nicht nur über die Teilnehmer, sondern auch über die Kollegen, ohne die so eine Veranstaltung nie möglich wäre. Pabinger: „Auch dieses Mal gab’s wieder eine außerordentlich gute Zusammenarbeit – einer springt für den anderen ein, wenn notwendig. Und alle machen das in ihrer Freizeit!“ Heuer waren auch der Chef-Experte Adrian Sommer aus der Schweiz (er ist auch EuroSkills-Chef-Experte) sowie der deutsche Chef-Experte Torsten Lippoldt dabei. Die Zusammenarbeit der deutschsprachigen Länder funktioniert in diesem Bereich bestens.

Die Austrian Skills finden im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Herbst 2027 ist der nächste Termin. Wie das Projekt dort aussehen wird, dazu gibt es schon Überlegungen, aber nichts Konkretes. Themen wie erneuerbare Energie oder Energiemanagement zukünftig einzubinden, weil es ja zum Berufsbild des Elektrotechnikers gehört, gibt es immer wieder, allerdings „das ist nicht so einfach, da benötigt man auch die Sponsoren, die dieses – nicht ganz billige – Material zur Verfügung stellen“, hört man von den Experten. Dazu kommt noch, dass die Elektrotechnik schon jetzt jener Berufszweig bei den Staatsmeisterschaften ist, der mit vielen Kleinteilen und Materialien die meisten Aufgaben abverlangt. Wie das kommende Staatsmeisterschafts-Projekt an die moderne, umfangreiche Elektroinstallation angepasst werden kann, wird sich weisen.
Positiv wäre allerdings, wenn das Interesse der österreichischen Elektriker – und deren Nachwuchskräfte – an solchen Vergleichswettbewerben steigen würde. Bernhard Pabinger: „Es sollten viele erfahren, dass es diesen Wettbewerb gibt, dass wir auch beim nächsten Mal gute Kandidaten haben. Leider spüre ich da zu wenig Aktivität bei den Unternehmen.“
Der heurige Sieger wird übrigens Österreichs Elektriker bei den EuroSkills 2027 in Düsseldorf vertreten.



Der Sieger im Kurz-Portrait: „Da hab‘ ich dann richtig Gas gegeben“
Irgendwie kam der Sieg auch für Marvin Varga überraschend – zumindest nach dem ersten Wettbewerbstag. „Ich habe am Anfang nicht so damit gerechnet, dass ich überhaupt unter die Top Drei komme. Ich war da zu langsam beim Arbeiten. Nachdem ich am zweiten Tag gesehen habe, dass mehr möglich wäre, habe ich richtig Gas gegeben. Dann ist es doch etwas geworden“, freut sich der junge Kärntner.
Etwa 3-4 Wochen hat er mit Ausbilder Martin Wegscheider (der nach dem ersten Tag ziemlich nervös war) intensiver trainiert. Varga freut sich schon auf die EuroSkills 2027 in Düsseldorf, es gibt jedoch ein kleines „aber“. Genau im September 2027 steht die Werkmeisterprüfung für den jungen Elektriker an. „Wir wollen gemeinsam eine Lösung finden,“ betonen Varga und Wegscheider unisono – und sind sich sicher: „Wir werden es schaffen.“
Der KELAG Ausbildungscampus St. Veit ist die zentrale Anlaufstelle für alle Lehrlinge des Konzerns. „Wir bilden derzeit 130 Lehrlinge in 11 unterschiedlichen Ausbildungsberufen aus, davon besonders viele Elektrotechniker“; klärt HR-Spezialistin Katharina Zimmerberger auf. Auch wenn man ein Energieversorgungsunternehmen sei, wird nach Bedarf auch bei der elektrischen Gebäudetechnik spezialisiert ausgebildet. „Wir nehmen jährlich über 20 Lehrlinge für den Bereich Elektrotechnik auf.“
Und nachdem das Siegerfoto bereits eine halbe Stunde nach der Ehrung an die Marketingabteilung gepostet wurde, kann man sicher sein, dass dieser Erfolg auch gebührend vermarktet werden wird.





















