Die warmen Temperaturen haben geholfen, dass Österreich im Jänner Strom einsparen konnte. Die fehlenden Leitungskapazitäten belegen laut APG jedoch die Wichtigkeit des dringlichen Ausbaus der Stromnetze.
In den ersten vier Wochen des Jahres wurden in Österreich 5.124 GWh (Gigawattstunden) Strom verbraucht. Eine Verringerung um sechs Prozent Strom im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 – 2021, die einerseits am wärmeren Winter, andererseits am aktiven Beitrag der österreichischen Bevölkerung liegt. Analysiert man das letzte Quartal 2022 so bestätigt sich die Tendenz des sorgsamen Umgangs der Bürger mit der Ressource Strom: Von Oktober bis Dezember hat Österreich im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre über fünf Prozent Strom gespart.
Laut Gerhard Christiner muss sich dieser Trend fortsetzen: „Es ist erfreulich, dass in den letzten Monaten alle Verbraucher einen wesentlichen Beitrag dazu leisten konnten, den Stromverbrauch bzw. CO2 zu reduzieren. Damit wurden auch gesamtsystemische Kosten reduziert und ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die Systemsicherheit zu gewährleisten. Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und einen aktiven Beitrag zu leisten. Gerade aufgrund der allgemeinen, herausfordernden energiewirtschaftlichen Gesamtsituation, ist Stromsparen besonders effektiv. Der nachhaltige Ausbau der Stromnetze bzw. der erneuerbaren Produktion sind darüber hinaus das Gebot der Stunde.“
Stromnetz-Eingriffe an 20 Tagen notwendig
So positiv und erfreulich der Stromverbrauch im Jänner war, so dämpfend wirkt aktuell der Blick in Richtung 2030, wo laut Ziel der Bundesregierung der heimische Strombedarf zu 100 Prozent durch Erneuerbare gedeckt werden soll.
Denn dazu braucht es einerseits einen Erneuerbaren-Ausbau von rund 27 Terrawattstunden (TWh), welcher seit 2021 die Basis durch das beschlossene Erneuerbare Ausbau-Gesetz bekommen hat, zum anderen benötigt es aber auch eine entsprechende Strominfrastruktur für den Transport dieser Energiemengen. „Bereits heute kommt es, aufgrund fehlender Leitungskapazitäten, immer wieder zu Engpässen beim Stromtransport. Allein im Jänner musste an 20 Tagen mittels Redispatching in das Strommanagement eingriffen werden, um die sichere Stromversorgung des Landes zu gewährleisten“, zeigt Christiner auf.
Redispatching beschreibt den kontrollierten Eingriff in den Einsatz von unter Vertrag stehenden thermischen und hydraulischen Kraftwerken, um die Stromlast im Netz der APG steuern zu können. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss. „Rund acht Millionen Euro wurden durch Redispatch-Eingriffe im Jänner verursacht. Das ist für diesen Monat der zweithöchste Wert der letzten fünf Jahre. Damit die dadurch entstehenden Kosten für die Verbraucher bzw. die Anzahl der Eingriffe gesenkt werden können, ist ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten notwendig. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität“, betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Die aktuellen Entwicklungen der Strom- und Energiepreise sowie die geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine zeigen, wie wichtig eine rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem ist. Dazu braucht es eine umgehende Gesamtsystemplanung, entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion und eine umfassende Digitalisierung zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss umgehend erfolgen. Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel. Mit ihrem Investitionsprogramm in der Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Strominfrastruktur sorgt die APG dafür, dass das Übertragungsnetz Österreichs für das Gelingen der Energiewende sowie einer nachhaltigen Versorgungssicherheit für alle Österreicherinnen und Österreicher fit gemacht wird.
Erneuerbare Energien Anteil auf 60 Prozent gestiegen
Die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien (3.059 GWh) konnte im Jänner rund 60 Prozent des heimischen Stromverbrauchs bilanziell decken. Im Vergleich zum Vormonat (KW 49-52) steigerte sich die Produktion um 16 Prozent. Hauptanteil daran hatte die Wasserkraft, die rund 70 Prozent der erneuerbaren Energien in Österreich ausmachte. Die Stromproduktion aus Windkraft legte im Vergleich zum Vormonat um 22 Prozent zu.
AGP-Netz: Energieaustausch innerhalb Österreichs
In den ersten Wochen (KW1 – KW4) des Jahres 2023 war Österreich zudem stark von Stromimporten abhängig. Durch die jahreszeittypische, eher geringere Produktion aus erneuerbaren Energien musste Österreich, 1.188 GWh Strom importieren. Diese Importleistung und die sichere Versorgung der Kunden in Österreich waren nur durch die ganzheitliche Verfügbarkeit aller Stromleitungen im APG-Netz möglich. Dies wurde durch eine im Herbst international abgestimmte und sicherheitsfokussierte Vorbereitung für diesen Krisenwinter erreicht.
Das überregionale Stromnetz der APG ist unerlässlich für die sichere Stromversorgung Österreichs. Über das jeweilige Verteilernetz können die Bundesländer überschüssig produzierten Strom in das APG-Netz einspeisen und somit österreichweit nutzbar machen. Hat ein Bundesland zu wenig Strom, kann es den erforderlichen Strom aus dem Netz der APG beziehen.
Die Bundesländer mit der größten Einspeisung in das APG-Netz waren im Jänner das Burgenland (212 GWh) und Niederösterreich (115 GWh), während zum Beispiel das „Industrieland“ Steiermark (415 GWh) und Kärnten (261 GWh) den meisten Strom aus dem Netz entnommen haben.
Übrigens: APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig interessante Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.