Contracting-Expertin: „Wir mussten schon schöne Projekte absagen“

© Luiza Puiu

ELEKTRO|branche.at hat sich mit Renate Steger, der Contracting-Expertin von Suntastic.Solar, über die Hürden bei gewerblichen PV-Anlagen unterhalten. Und wie so oft bei den Erneuerbaren erweist sich das Stromnetz als Nadelöhr.

Eine hohe Nachfrage ist da, das Stromnetz setzt mancherorts allerdings sehr enge Grenzen. „Teilweise mussten wir auch schon fixfertig geplante Projekte absagen“, erzählt Renate Steger. Seit runde einem Jahr betreut sie das Contracting-Geschäft des Bisamberger PV-Distributors Suntastic.Solar. Über die Suntastic.Solar Contracting GmbH bietet man nicht nur klassische Contracting-Modelle, sondern auch Konzepte im Zusammenhang mit der Gründung einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft (EEG) bzw. Gemeinschaftlichen Erzeugeranlage (GEA) an.

Erstere ist für Betriebe mit großen Dach- bzw. Freiflächen geeignet und ermöglicht es Kunden, Strom an gewerbliche Nachbarn zu verkaufen. Durch reduzierte Netzkosten und Gebühren entstehen so höhere Erträge für den Betreiber. GEAs wiederum sind für Besitzer von Gewerbeobjekten geeignet, die damit als Betreiber hohe Erträge erzielen können, weil kaum bzw. keine Netzkosten und zudem sehr niedrige Gebühren und Abgaben anfallen.

Sehr interessant ist Contracting vor allem für Gewerbetreibende, die einen hohen Energie-Eigenverbrauch haben, und für Immobilienverwalter und -entwickler. Nach Belegung der Dachfläche erhalten diese eine fixe Pacht, wobei wir hier von einer Laufzeit von 25 Jahren ausgehen. Nach frühestens 15 Jahren kann man die Anlage zu ihren buchhalterischen Wert allerdings auch vorzeitig abgelöst werden.

Renate Steger

Es kommt doch auf die Größe an

Auch wenn ein bekannter geflügelter Satz etwas anderes behauptet: Bei Contracting-Anlagen kommt es durchaus auf die Größe an – und zwar in zweifacher Hinsicht. „Wir reden hier beispielsweise über Aufdachanlagen von 100 bis 750 kW – darunter zahlt es sich eigentlich gar nicht aus. Wobei: An den dafür nötigen Dachflächen mangelt es nicht, die wären massenhaft vorhanden. Das Problem ist wie so oft das Netz“, so Steger.

Im Gegensatz zu vielen Haushaltsanlagen, bei denen – zumindest laut Steger – die Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern „in der Regel gut funktioniert“, hapert es bei den größeren Anlagen teilweise gewaltig. „In einigen niederösterreichischen Bezirken brauchen wir gar nicht mehr zu planen anfangen, da hagelt es von Netzbetreiber ohnehin immer nur Absagen“, erzählt die Contracting-Expertin. Hier erweist sich die Größe also als Fluch.

Funktionieren könnte es maximal dann, wenn der Eigenverbrauch des Gewerbebetriebs sehr hoch ist, aber selbst das ist noch lange keine sprichwörtlich gemähte Wiese. „Aktuell gibt’s eine Einreichung einer 15-MW-Aufdachanalge, wobei der Energiebedarf des Unternehmens vor Ort groß genug wäre. Der Netzbetreiber lässt dann aber lediglich 100 kW einspeisen. Durch die fehlenden Netzkapazitäten verlieren bei fast jedem Projekt jede Menge PV-Kapazitäten.“

Zwei Contracting-Modelle, ein Ziel

Für alle Contracting-Varianten bietet Suntastic.Solar eine umfassende Betreuung: Planung, Finanzierung, Förderansuchen, Bau, Inbetriebnahme, Wartung, Abrechnung und bei Bedarf auch die Entsorgung gehören allesamt mit zum Konzept. Gegenüber den Kunden bietet man zwei konkrete Modelle an. Ist kein Eigenbedarf gegeben, erhalten Contracting-Partner eine Pacht für Dach- oder Freiflächen. Entwickelt sich der Strompreis so gut, dass Suntastic.Solar mehr daran verdient, wird der Gewinn mit dem Verpächter geteilt.

Häufiger ist seitens der Flächenverpächter allerdings ein Eigenbedarf gegeben, wobei dann Modell Nummer Zwei zum Einsatz kommt. „Hier erhält der Kunde dann den günstigen Strom aus der Anlage, der Rest wird eingespeist.“ Suntastic arbeitet dabei mit einem fixen Strompreis, der sich an einer Kalkulation für Wartungs- und Servicearbeiten in den Jahren nach der Errichtung und am Verbraucherpreisindex (VPI) orientiert.

Generell läuft das Contracting-Geschäft bei Suntastic.Solar bereits sehr gut – auch in Anbetracht dessen, dass man erst vor einem Jahr gestartet ist. „Seitdem konnten wir vier Projekte umsetzen, was allerdings hauptsächlich mit der Dauer zusammenhängt, bis wir ein OK von den Netzbetreibern bekommen. Die Wartezeit beträgt hier nämlich bis zu acht Monate. Ist die Zusage erst da, brauchen wir keine drei Monate bis zur Fertigstellung. Wir informieren die Kunden vorab auch darüber, dass der jeweilige Netzbetreiber der große Unsicherheitsfaktor des jeweiligen Projekts ist“, fasst Steger zusammen. Umgesetzt werden die Projekte dann mit Partnern aus der Elektrobranche, meist ist das der lokale Elektriker, der Interessenten im Gegenzug auch an Suntastic.Solar vermittelt.

© Suntastic.Solar

Zwanzig Projekte haben wir aktuell in der Pipeline – hier warten wir jetzt auf die Antworten der Netzbetreiber.

Renate Steger

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