Vor 70 Jahren: Die Geburtsstunde des Videorecorders

Videorecorder aus längst vergangenen Zeiten

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Die sogenannte Schrägspuraufzeichnung, eine Basistechnologie für die magnetische Aufzeichnung von Videosignalen, feiert in diesem Jahr ihr 70. Jubiläum. Das auch als „Helio Scaling“ bekannte Verfahren legte den Grundstein für die Aufzeichnung von Fernsehbildern und den später sehr verbreiteten VHS-Kassetten.

Heutzutage muss man seinen Videorecorder freilich nicht mehr rechtzeitig „programmieren“, um den Lieblingsfilm oder die Lieblingsserie zu verpassen. Und auch der Weg zur Videothek ist ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Ab und an erzählen unsere älteren Vorfahren aber noch haarsträubende Geschichten darüber – irgendetwas mit „Band zurückspulen“. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Selbst das Einlegen einer Kassette, CD oder DVD erscheint einem mittlerweile als fremdartig. Mit Streamingdiensten werden all diese Schritte mit einem einfachen Klick überwunden. Der gemütliche Kinoabend im Eigenheim ist also gerettet. Das Prinzip der Schrägspuraufzeichnung von Eduard Schüller bereitete damals den Weg dafür.

Kursiv für Magnetbänder

1953 wurde das von Eduard Schüller (1904 – 1976) entwickelte Verfahren als „Vorrichtung zur magnetischen Aufzeichnung und Wiedergabe von Fernsehbildern“ patentiert. Vor diesem Zeitpunkt wurden die analogen (Ton-)Signale als Schwingungen in Längsrichtung auf dem Magnetband gespeichert. Dies war für höherfrequente Signale wie Fernsehbilder nicht geeignet, da es unter anderem zu viel Platz, also zu viel Magnetband erforderte. Anders die Schrägaufzeichnung, sie nutzte die Fläche des Bands besser aus und brachte den Durchbruch bei der Entwicklung einer geeigneten Speichermöglichkeit für TV-Bilder. Der Ingenieur gilt damit als einer der maßgeblichen Wegbereiter der magnetischen Signalaufzeichnung.

Film, Videorecorder, Action!

1959 wurde der erste Videorecorder, der auf dem Prinzip der Schrägspuraufzeichnung arbeitete, präsentiert. Das Verfahren hat sich über Jahrzehnte in vielen Entwicklungsstufen und Gerätegenerationen bewährt. Angefangen bei den ersten Videorecordern für professionelle Zwecke bis hin zu den Heimvideorekordern fand die 1953 patentierte Technologie Anwendung. Bis zum Jahr 2000 bewegten sich die Verkaufszahlen für Videorecorder allein in Deutschland stets im Bereich von mehr als drei Millionen Stück. 2002 sanken sie auf knapp zwei, 2004 auf unter eine Million und 2008 auf unter 100.000 Stück. Inzwischen sind die analogen Videorecorder als Aufzeichnungsgeräte praktisch vom Markt verschwunden.

Ein analoges Ende

In der digitalen Ära traten optische Speicher wie die DVD und später die Blu-ray-Disc die Nachfolge der Videocassette an. Nach der Jahrtausendwende waren für Mitschnitte von Fernsehprogrammen Festplatten das Speichermedium der Wahl, entweder fest eingebaut im Fernseher oder Satelliten-Receiver oder als separates Gerät mit USB-Anschluss. Inzwischen haben sich die Vorlieben der Konsumenten stark geändert. Das breit aufgestellte und umfangreiche Angebot der Streaming-Dienste sowie der Mediatheken der Programmanbieter macht das Aufzeichnen von TV-Sendungen weitestgehend überflüssig.

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