Aus Alt mach Nützlich: Marktstart für Second-Life Energiespeichersysteme

Rund 1,6 Megawattstunden Strom aus der PV-Anlage speichert das Energiespeichersystem von e.battery systems bei der Bischof Lebensmittellogistik in Sennwald (Schweiz). © e.battery systems

Das Vorarlberger Technologie-Unternehmen e.battery systems realisiert nachhaltige Speicherlösungen aus gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien. Das verlängert die Lebensdauer, reduziert die Kosten und ist überaus ressourcenschonend. Die ersten Systeme sind jetzt am Markt angekommen.  

e.battery systems stellt nachhaltige Energiespeichersysteme (ESS) für Industrie und Gewerbe her. Dazu haucht man gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen namhafter Hersteller neues Leben ein. Die ersten modularen Energiespeichersysteme wurden bereits im Juli installiert und ermöglichen durch automatisierte Eigenverbrauchsoptimierung und Lastspitzenkappung einen sicheren, effizienten und ressourcenschonenden Betrieb. 2023 will man eine Gesamtkapazität von 15 Megawattstunden produzieren, künftig ist eine Gigawattstunde pro Jahr geplant.

Neues Leben für alte Batterien

Das Technologie-Unternehmen mit Sitz in Wolfurt (Vorarlberg) bringt nach rund eineinhalb Jahren Entwicklungszeit und Pilotphase die ersten Systeme auf Basis gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen auf den Markt. Die ressourcenschonende Wiederverwertung verlängert die Lebensdauer der Batterien um rund zehn Jahre, reduziert die Kosten gegenüber Neusystemen um bis zu 30 Prozent und den Materialverbrauch um 70 Prozent.

Christopher Schöpf, Vorstand und Gründer von e.battery systems.
Christopher Schöpf, Vorstand und Gründer von e.battery systems. © Martin Schachenhofer

Energiespeicher schaffen Sicherheit und ermöglichen den autonomen Betrieb mit Strom aus sauberer Produktion mittels Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft. „Nachhaltige Produkte sind die Basis für eine zukünftige energetische Kreislaufwirtschaft. Mit unseren modularen Systemen bieten wir optimierte Lösungen für zahlreiche industrielle Anwendungen“, betont Christopher Schöpf, Vorstand und Gründer von e.battery systems. Die Kapazitäten der Speicher reichen von 260 Kilowattstunden bis zu mehreren Megawattstunden. Ein intelligentes Lade- und Entlademanagement sorgt für maximale Effizienz.

Flexibel einsetzbare modulare Speicherlösungen

Die Speicherlösung nutzt 19-Zoll-Serverschränke, die sowohl für Innen- als auch Außenräume flexibel skalierbar sind. Im Außenbereich werden IP-zertifizierte Serverschränke eingesetzt oder Standard-Serverschränke in 10‑, 20- und 40-Fuß-Containern integriert. Durch das modulare System können die Speicher Kapazitäten von 800 kWh (10 Fuß) über 2 MWh (20 Fuß) bis zu 4,7 MWh (40 Fuß) erreichen. Neben der Eigenverbrauchsoptimierung dienen die Systeme der Lastspitzenkappung sowie der Unterstützung der Ladeinfrastruktur.

„Das Stromnetz kann oft nicht die benötigte Leistung für die öffentliche Ladeinfrastruktur bereitstellen. Speicher wie unsere können dabei unterstützen. Jedes System liefert eine Leistung von 67,5 kW und lässt sich modular erweitern”, erläutert Projektleiter Nikolai Abel. Die Speicher sichern zudem gegen Stromausfälle und Blackouts. Sie eignen sich in Kombination mit anderen Systemen auch zur 50-Hertz-Netzfrequenzstabilisierung und für das Überlastungsmanagement.

e.battery systems Referenzprojekt in der Schweiz

Rund 1,6 Megawattstunden speichert die 20-Fuß-Container-Modullösung bei der Bischof Lagerhaus AG. Das Tochterunternehmen von Bischof Lebensmittellogistik betreibt im schweizerischen Sennwald ein vollautomatisches Multi-Temperatur-Zentrum zur Kühlung von Lebensmitteln. 10.000 Tiefkühl-Palettenplätze, 1.000 Mehrtemperatur- und 15.000 Trocken-Palettenplätze garantieren die erforderliche Frische.

Seit 2020 sorgt eine mehr als 4.000 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes für nachhaltigen Strom zur Kühlung. Nach der Erweiterung im Oktober 2023 stehen auf über 9.000 Quadratmeter mehr als 1.800 kWp für die Stromproduktion zur Verfügung. Die Kombination mit dem Energiespeichersystem von e.battery systems ermöglicht nun die Optimierung des Eigenverbrauchs. „Jedes Kilowatt zählt. Wir decken zum Großteil unseren Bedarf mit Sonnenstrom, senken unseren CO2-Verbrauch, sichern die Kühlkette und profitieren langfristig auch finanziell“, freut sich Christoph Schruf von Bischof Lagerhaus.

Sinnvolle Ergänzung für Wind- und Wasserkraft

Die skalierbaren Systeme von e.battery systems eignen sich auch als Ergänzung für Wind- und Wasserkraft. Das Kleinwasserkraftwerk im Vorarlberger Schlins versorgt den umliegenden Gewerbepark mit Strom. Seit Juli dient ein maßgeschneidertes Energiespeichersystem mit einer Kapazität von rund 260 Kilowattstunden zur Reduktion von Spitzenlasten. Das intelligente System aktiviert sich bei Energiespitzen automatisch und deckt den erhöhten Strombedarf aus dem Batteriespeicher. „Diese Kombination senkt unsere Energiekosten und ermöglicht einen autonomen Betrieb. Die einfach integrierbare Lösung ist ideal, um Lastspitzen entgegenzuwirken und in weiterer Folge Stromkosten zu sparen“, ist Inhaberin und Betreiberin Martina Walch überzeugt.

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