EAK-Jahrespressekonferenz: Starke Zahlen, große Herausforderungen

EAK-Jahrespressekonferenz: Starke Zahlen, große Herausforderungen

EAK-Pressekonferenz 2022: v.l.n.r. Robert Pfarrwaller (Vorsitzender des Aufsichtsrats der EAK), Elisabeth Giehser (Geschäftsführerin der EAK), Anton Kasser (Präsident der ARGE Ö. Abfallwirtschaftsverbände), Christian Holzer (Sektionschef Umwelt und Kreislaufwirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz). © APA-Fotogalerie

Die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH (EAK) legte auf ihrer heurigen Jahrespressekonferenz gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium sowie der Wirtschaftskammer und der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände aktuelle Zahlen, Daten, Fakten rund um die Sammlung von Elektroaltgeräten und Gerätealtbatterien vor. Ebenfalls zur Sprache kamen Herausforderungen, die es künftig etwa im Bereich Photovoltaik und bei der Sammlung von Lithium-Batterien/Akkus zu meistern gilt.

„Im Jahr 2021 wurden in Österreich rund 138.500 Tonnen Elektroaltgeräte (Geräte aus privaten Haushalten und Gewerbegeräte) und 2.800 Tonnen Gerätealtbatterien gesammelt. Das entspricht in etwa dem Ergebnis aus 2020“, berichtete EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Giehser. „Erfreulich ist, dass es 2021 bei der Sammlung von Gerätealtbatterien damit erneut gelungen ist, trotz eines leichten Rückgangs der Sammelmasse, die vorgegebene Sammelquote von 45 Prozent zu erfüllen. Für die Elektroaltgeräte ergibt sich eine Sammelquote von 56,5 Prozent, womit Österreich wie bereits 2020 die vorgegebene EU-Sammelquote von 65 Prozent nicht erreichen konnte. Mit der erzielten Sammelquote liegen wir jedoch im Spitzenfeld des EU-Rankings.“

Verwertungsquoten zum Teil deutlich übertroffen

Parallel zur Erfüllung der Sammelquote haben die EU-Mitgliedsstaaten auch darauf zu achten, dass im Rahmen des Verwertungsprozesses von Elektroaltgeräten aktuelle Qualitätsstandards eingehalten werden. Dazu sind Mindestquoten für die Prozesse der Wiederverwendung und des Recyclings sowie den gesamten Verwertungsprozess festgelegt.

Giehser: „Österreich hat hier 2021 sämtliche Quoten erreicht, teilweise liegen wir sogar deutlich darüber. So konnte bei Elektro-Kleingeräten mit 96 Prozent die vorgegebene Verwertungsquote von 75 Prozent weit übertroffen werden. Für Bildschirmgeräte wurde sogar eine Quote von 98 Prozent erzielt.“

Masse an Groß- und Kühlgeräten erneut stark gestiegen

Die Gesamtmasse der in Verkehr gebrachten Elektro- und Elektronikgeräten lag 2021 um rund 15 Prozent über jener von 2020 (rund +7,8 Prozent bei Haushaltsgeräten und +59 Prozent bei Gewerbegeräten) und steigt damit weiterhin stark an. Besonders gilt dies für die Bereiche der Groß- und Kühlgeräte. Im Bereich der Großgeräte wirkt sich unter anderem die deutlich gesteigerte Anzahl an verkauften Photovoltaik-Anlagen aus.

Was Kühlgeräte betrifft, ist dieses Plus nicht zuletzt der zunehmenden Klimaerwärmung und der angestrebten Energiewende geschuldet. So kam es 2021 zu einer spürbar gesteigerten Nachfrage bei Klimageräten und Wärmepumpen, die ebenfalls zur Kategorie der Kühlgeräte zählen. Rund 15 Prozent mehr Geräte als 2020 wurden auf den Markt gebracht. Auch in den kommenden Jahren ist mit einem kräftigen Anstieg verkaufter Wärmepumpen zu rechnen. Im 1. Halbjahr 2022 zeichnet sich ein solcher bereits ab.

Sammelquotenberechnung muss evaluiert werden

Robert Pfarrwaller, Vorsitzender des Aufsichtsrats der EAK, ging besonders auf die Herausforderungen in den Bereichen Photovoltaik und Lithium-Batterien/Akkus ein, die sich aus den von der EU vorgegeben Methoden zur Berechnung der Sammelquoten ergeben. Bei Photovoltaik-Anlagen, die den Großgeräten zugeordnet werden, gab es 2021 extreme Umsatzzuwächse.

Die Masse der in Verkehr gesetzten Geräte hat sich auf 36.400 Tonnen mehr als verdoppelt. Sie weisen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 bis 15 Jahren auf und führten beim Kauf zu keinem Austausch eines alten, vergleichbaren Gerätes. Die Folge ist, dass beim gegenwärtigen Berechnungsmodell eine Erreichung der EU-Sammelquote von 65 Prozent unmöglich ist.

Robert Pfarrwaller, Vorsitzender des Aufsichtsrats der EAK

Auch bei den Gerätealtbatterien führt das gegenwärtige Berechnungsmodell dazu, dass eine Erfüllung der Quote immer schwerer wird. Hier ist es der immer weiter steigende Anteil an langlebigen Lithium-Batterien, der die Sammelquote nach unten drückt. Im Jahr 2021 betrug dieser Anteil bereits über 45 Prozent.

Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Wirtschaft als Erfolgsfaktor bei der Sammlung

Dass Österreich eine im europäischen Vergleich nach wie vor sehr hohe Sammelquote aufweist und gleichzeitig bei den spezifischen Sammel- und Behandlungskosten im unteren Drittel liegt, ist für Anton Kasser, Präsident der ARGE österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, nur aufgrund der engen Zusammenarbeit von Kommunen und Wirtschaft möglich.

85 Prozent der gesammelten Menge wurden 2021 über die kommunalen Altstoffsammelzentren, Recyclinghöfe oder Mistplätze der Verbände, Städte und Gemeinden gesammelt, die restlichen 15 Prozent über den Handel oder direkte Abgabestellen von Herstellern.

Kasser bezeichnete den österreichischen Weg als „beispielgebend für die gesamte EU.“ Die Abfallwirtschaft habe sich als solide Stütze der Alltagshygiene und des Umweltschutzes erwiesen, obwohl das öffentliche Leben auch 2021 durch Pandemiemaßnahmen stark eingeschränkt war.

„Her mit Leer“: Zehntausende Sammelboxen aufgestellt

Um die Sammelbereitschaft der Bevölkerung noch weiter zu aktivieren, sowie die fälschlicher Weise leider immer noch im Restmüll entsorgte Masse an Gerätebatterien zu reduzieren, wurde im Sommer des Vorjahres die gemeinsame Informationskampagne „Her mit Leer“ gestartet. Sie soll den Wissensstand der Gesamtbevölkerung zur fachgerechten Entsorgung von Batterien und Akkus nachhaltig steigern und durch intensive Aufklärungsarbeit eine spürbare Verhaltensänderung erreichen.

Im Zuge der für zwei Jahre konzipierten Kampagne wurden mittlerweile mehr als 40.000 Batterien-Sammelboxen in Lebensmittel- und Handelsfilialen aufgestellt. Neben Hörfunk-Spots mit dem Testimonial „Hermit“ beinhaltet „Her mit Leer“ auch eine Reihe von Online-Maßnahmen wie Social-Media-Werbung, Videos, Influencer*innen-Kooperationen oder Gewinnspiele, die auf die Sammlung hinweisen. Das erste Kampagnenjahr hat gezeigt, dass mit konsequenter Information auf digitalen sowie analogen Kommunikationskanälen große Teile der Bevölkerung erreicht werden können.

Kreislaufwirtschaftsstrategie vor Beschlussfassung

Trotz seiner gut ausgebauten Abfallwirtschaft und einer führenden Position in der EU-Recyclingwirtschaft, ist es für Österreich eine Herausforderung, den Übergang in eine Kreislaufwirtschaft zu bewältigen, betonte DI Christian Holzer, Sektionschef im Bundesministerium für Klimaschutz.

So lag die Nutzungsrate wiederverwendbarer Materialien (Circular Material Use Rate) 2020 bei 12 Prozent und damit knapp unter dem EU-Durchschnitt von 12,8 Prozent. Zudem hat sich der Ressourcenverbrauch in Österreich auf einem sehr hohen Niveau eingependelt. Der Materialverbrauch pro Kopf betrug im Jahr 2018 rund 19 Tonnen ─ 5 Tonnen mehr als der Durchschnitt der EU-28. Der österreichische Materialfußabdruck inklusive Importe liegt mit 33 Tonnen/Kopf weit über dem europäischen Durchschnittswert von 23 Tonnen/Kopf.

2020 wurde daher mit der Ausarbeitung der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie begonnen, die noch heuer im Ministerrat beschlossen werden soll. Sie ist eine Schlüsselstrategie für ein Leben, Arbeiten und Wirtschaften innerhalb der planetarischen Grenzen.

Mit dem Reparaturbonus fördert das Ministerium seit April 2022 zudem die Reparatur von Elektro- und Elektronikgeräten für Privatpersonen mit Wohnsitz in Österreich. Die heimische Reparaturwirtschaft soll unterstützt, Abfallmengen reduziert und eine nachhaltigere Konsumkultur angestoßen werden.

Alle müssen mit an Bord

EAK-Geschäftsführerin Giehser betonte abschließend, dass es zur Zielerreichung den Willen und die Unterstützung aller Beteiligten braucht: „Gemeinsam müssen wir es schaffen, Abfall zu vermeiden, Sammelmengen zu erhöhen, Abläufe und Kosten zu optimieren und damit einen wertvollen Beitrag zur Eindämmung der dramatischen Auswirkungen des Klimawandels und zur Schonung der Umwelt zu leisten.“ Es gelte, so Giehser, die Aufklärungs- und Informationsarbeit weiter zu verstärken sowie mit niederschwelligen Sammel- und Rückgabelösungen die Sammelbereitschaft der Menschen weiter anzukurbeln.

Informationsmaterialen zum Download finden Sie auf folgenden Plattformen:

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