Zu einem guten Ende gebracht werden konnten heute die KV-Verhandlungen in der Elektro- und Elektronikindustrie: Plus 4,8 % Erhöhung der Ist-Gehälter bzw. -Löhne und 5,0 % der KV-Mindestbezüge. Das Lehrlingseinkommen steigt überproportional.
In der vierten Runde gab es heute eine Einigung bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 67.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie (EEI). Die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter steigen um 5 Prozent. Die IST-Löhne und -Gehälter werden (rückwirkend mit 1.5.) um 4,8 Prozent erhöht, jedoch um mindestens 130 Euro monatlich. Dieser Mindestbetrag bedeutet für niedrigere Einkommen um bis zu 6,7 Prozent mehr Geld. Ergibt nämlich die Prozent-Erhöhung weniger als 130 Euro, wird der Lohn/das Gehalt der derzeit Beschäftigten um den Mindestbetrag erhöht.
Die Lehrlingseinkommen steigen im Schnitt um 8,6 Prozent. Das bedeutet konkret: 1.000 Euro im ersten Lehrjahr, 1.250 Euro im zweiten, 1.500 Euro im dritten und 1.950 Euro im vierten Lehrjahr.
Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie FEEI: „Das Ergebnis belastet unsere Industrie in der schwierigen Lage, in der sie sich schon seit geraumer Zeit befindet. Wir sind uns aber unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewusst und wollen ihnen in diesen schwer planbaren Zeiten Rückhalt geben. Bei den Möglichkeiten der Branche sind wir bei diesen KV-Verhandlungen an unsere Grenzen gegangen und haben uns zu diesem gerade noch vertretbaren Abschluss durchgerungen.“
Harte KV-Verhandlungen
Trotz sehr guter Auftragsbestände und einem guten Jahr 2021 gab und gibt es keine Verschnaufpause für die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie. „Business as usual“ ist seit Längerem nicht in Sicht. Corona-Pandemie, Kurzarbeit, steigende Energiekosten, Lieferkettenproblematik, massive Lieferengpässe, Rohstoff- und Fachkräftemangel und der Krieg Russlands gegen die Ukraine belasten die Industrie. Kostenseitig ist die Branche einem enormen Druck ausgesetzt, ein Ende ist nicht absehbar. „Durch Corona hatte unsere Industrie zum Teil ein Viertel der Belegschaft nicht zur Verfügung und konnte ihre Märkte nicht so bearbeiten wie gewohnt. Trotz alle dem haben wir keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgebaut, übernahmen und übernehmen auch jetzt Verantwortung gegenüber der Belegschaft und der Gesellschaft,“ so Hesoun.
Zufrieden mit dem Ergebnis der KV-Verhandlungen zeigen sich auch die Arbeitnehmervertreter. „Die deutlichen Lohn- und Gehaltserhöhungen sind ein gemeinsamer Erfolg der BetriebsrätInnen und Beschäftigten. Der starke Druck durch die Betriebsversammlungen hat auf Arbeitgeberseite für Bewegung gesorgt. Nur so war es möglich, in der vierten Verhandlungsrunde einen Abschluss in dieser Höhe zu erreichen“, betonen die beiden Chefverhandler der ArbeitnehmerInnseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Die ab 11. Mai angekündigten Warnstreiks wurden abgesagt.
Ich arbeite in einer Firma, die Feinstaubfilter für die Industrie herstellt. Trotz hoher Auftragsbestände und einem guten Jahr 2021 gab und gibt es keine Lohnerhöhungen für uns. Ich bin froh, dass sich das jetzt ändert.