Elektroaltgeräte-Sammlung: EU-Quote wieder knapp verfehlt

EAK Sammelquoten 2020

V.l.n.r.: Robert J. Pfarrwaller (Vorsitzender des EAK-Aufsichtsrats EAK), Elisabeth Giehser (Geschäftsführerin EAK), Christian Holzer (Sektionschef Abfallwirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz), Roland Wohlmuth (Vizepräsident der ARGE Ö. Abfallwirtschaftsverbände) © Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria/APA-Fotoservice/Schedl

Die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) hat die aktuellen Zahlen, Daten, Fakten rund um die Sammlung von Elektroaltgeräten und Gerätealtbatterien präsentiert. Während die Sammelmenge bei Gerätealtbatterien stark anstieg und die EU-Quote in der Folge übererfüllt werden konnte, hat man’s bei den Elektroaltgeräten wieder knapp nicht geschafft.

In Österreich wurden im vergangenen Jahr rund 136.500 Tonnen Elektroaltgeräte (EAG) und rund 2.830 Tonnen Gerätealtbatterien gesammelt. Im Vergleich zu 2019 bedeutet das einen Zuwachs an Sammelmasse von fast 20 Prozent bei Gerätealtbatterien.

Österreich im europäischen Spitzenfeld

„Mit mehr als 2.800 Tonnen Gerätealtbatterien wurde 2020 eine Sammelquote von 48 Prozent erreicht (2019: 45 Prozent). Damit konnte die von der EU-vorgegebene Sammelquote für Gerätealtbatterien von 45 Prozent deutlich überschritten werden“, sagte Christian Holzer, Sektionschef im Bundesministerium für Klimaschutz. „Auch bei der Sammlung von Elektroaltgeräten sind wir auf einem recht guten Weg. Zwar wurde die seit 2019 gültige erhöhte Sammelquote für Elektroaltgeräte von 65 Prozent – so wie auch im Jahr 2019 – knapp verfehlt, doch sind wir trotz stark steigender Inverkehrsetzungsmassen mit einer Sammelquote von 62 Prozent nach wie vor im europäischen Spitzenfeld“, so Holzer.

Ein starker Anstieg von 8,5 Prozent konnte 2020 bei der Sammlung von Elektro-Kleingeräten verzeichnet werden. „Hier ist uns durch unsere Informationsoffensive „Klein, aber oho“ in den letzten Jahren eine weitere Sensibilisierung der Konsument:innen gelungen, Klein- und Kleinstgeräte nicht in den Restmüll zu werfen, sondern diese im Handel oder bei den kommunalen Sammelstellen abzugeben“, berichtete EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Giehser. „Österreich hat mit rund 2.000 kommunalen Sammelstellen eine sehr gute Infrastruktur aufgebaut und verfügt über sichere und verlässliche Sammelsysteme, die eine bundesweite Abholung großer Sammelmengen kosteneffizient gewährleisten“, so Giehser weiter.

Lob für effizientes Sammelsystem in Österreich

Lob für das heimische Sammelsystem kam auch vom Vizepräsidenten der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, Roland Wohlmuth. „Im europäischen Vergleich weist Österreich eine sehr hohe Sammelquote auf und liegt gleichzeitig bei den spezifischen Sammel- und Behandlungskosten im unteren Drittel“, so Wohlmuth weiter. Er bezeichnete den österreichischen Weg als „beispielgebend für die gesamte EU“ und führte das reibungslos funktionierende Sammelsystem auf die enge Zusammenarbeit der Kommunen und der Wirtschaft zurück.

„85 Prozent der gesammelten Menge wurden über die kommunalen Altstoffsammelzentren, Recyclinghöfe oder Mistplätze der Verbände, Städte und Gemeinden gesammelt. Die restlichen 15 Prozent wurden über den Handel oder direkte Abgabestellen von Herstellern gesammelt“.

Roland Wohlmuth

Herausfordernde Sammelquoten

Robert Pfarrwaller, Vorsitzender des Aufsichtsrats der EAK, problematisierte die von der EU vorgegeben Methoden zur Berechnung der Sammelquoten. Die Quoten haben mittlerweile „unrealistische Dimensionen erreicht, da sie von vielen EU-Ländern nicht mehr erfüllt werden können“. Der Bundesgremialobmann machte dafür den stark wachsenden Marktinput bei Elektro- und Elektronikgeräten sowie bei Lithium-Batterien verantwortlich, deren durchschnittliche Nutzungsdauer circa sechs Jahre beträgt. Dadurch wird es zunehmend schwieriger, die Sammelquoten (Elektroaltgeräte 65 Prozent, Gerätealtbatterien 45 Prozent) zu erreichen.

Zudem wurde durch die Corona-bedingten Lockdowns ein wahrer Online-Handel-Boom ausgelöst, der dem österreichischen Online-Handel 2020 ein Umsatz-Rekordergebnis von 8,4 Mrd. Euro Umsatz bescherte. Ein starker Umsatzzuwachs wurde dabei im Sektor Computer/Hardware verzeichnet. „Dieses satte Umsatzplus im Elektronikbereich lässt sich unter anderem auf die bundesweite Etablierung von Home Office-, Home Schooling- und Distance Learning- Lösungen zurückführen“, ergänzte Pfarrwaller.

Aufgrund der wachsenden Menge an Geräten, die in Österreich über den Online-Versand in Verkehr gesetzt werden, erneuerte Pfarrwaller die Forderungen der WKO nach einer effizienteren Rückgabe- und Informationspraxis sowie mehr Transparenz und Kontrolle der von den Herstellern und Importeuren eingemeldeten Massen an Elektrogeräten und Batterien/Akkus.

Infokampagne „Her mit Leer“

Die korrekte Sammlung von EAG und Akkus bleibt demnach auch die kommenden Jahre für alle EU-Länder eine enorme Herausforderung, die nicht nur Handlungsbedarf auf wirtschaftlicher und politischer Ebene, sondern auch eine bewusste Verhaltensänderung der Konsument:innen erfordert. Aus diesem Grund wurde im Sommer 2020 beschlossen, eine gemeinsame, bundesweite Informationskampagne zur korrekten Sammlung von Gerätealtbatterien und -akkus in Österreich durchzuführen.

Am 29. Juni 2021 ist der Startschuss zur zwei Jahre laufenden bundesweiten Informationskampagne „Her mit Leer“ gefallen, die von der EAK organisiert wird. Plakativ gestaltete neue Sammelboxen bieten den Konsument:innen niederschwellige Möglichkeiten, ihre Altbatterien dort einfach und unkompliziert nach ihrem Einkauf fachgerecht zu entsorgen. Die ersten 10.000 neuen Recycling-Karton-Boxen für den Handel wurden bereits verteilt und aufgestellt. Die über zwei Jahre laufende Infokampagne beinhaltet neben Hörfunk-Spots mit dem Testimonial „Hermit“ auch jede Menge Online-Maßnahmen wie Social Media-Kampagnen, Videos, Influencer- Kooperationen bis hin zu Online-Advertorials.

„Unser Ziel ist es weiterhin die fachgerechte Sammlung von Batterien und Akkus sowie Elektroaltgeräten nachhaltig zu steigern, die Abläufe und Kosten zu optimieren und damit im Sinne des Green Deals einen wertvollen Beitrag zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung zu leisten.“

Elisabeth Giehser 

Ihr abschließender Appell: „Elektroaltgeräte und Gerätealtbatterien haben im Restmüll, in Laden, aber auch in Händen illegaler Sammler:innen nichts verloren. Helfen Sie uns dabei, Nachteile für Mensch, Umwelt und Wirtschaft zu verhindern und verbreiten auch Sie die Botschaften unserer Kampagne und unserer Informationsmaterialien, die auf https://www.elektro-ade.at/, auf https://www.eak-austria.at und auf https://www.hermitleer.at zum Download zur Verfügung stehen“.

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