Heftige Kritik am Bildungsministerium üben die Gewerkschaftsjugend und AK-Präsidentin Renate Anderl. Offenbar ist nämlich geplant, dass das Bildungsministerium Berufsschulen bei der ersten Selbsttest-Lieferung ausspart.
„Wenn Bildungsminister Faßmann davon spricht, dass alle Schulen mit Test-Kits ausgestattet werden, meint er offensichtlich alle bis auf Berufs- und Landwirtschaftsschulen“, kritisiert die Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), Susanne Hofer. „Die Fachkräfte von morgen sind offenbar nicht wichtig genug und bekommen als einzige SchülerInnen keine Test-Kits. Diese ständige Benachteiligung von BerufsschülerInnen und zukünftigen Fachkräften ist untragbar.“
AK-Präsidentin Renate Anderl teilt die Kritik der Gewerkschaftsjugend. „Eine Benachteiligung der Lehrlinge bei den Selbsttests in den Schulen darf es nicht geben“. Sie fordert, auch die Berufsschulen sofort mit Selbsttests zu versorgen. Anderl: „Lehrlinge haben im Betrieb zwangsläufig mehr Kontakte und sind somit exponierter als viele andere.“ Sie „müssen daher unbedingt bei den Selbsttestungen an den Schulen berücksichtigt werden“. Denn es ist keineswegs davon auszugehen, dass alle Lehrlinge sowieso automatisch im Betrieb getestet werden. Das wird insbesondere in kleineren Betrieben eher selten sein.
Schon im ersten Lockdown, als die Schulen zusperrten, auf Distance Learning umstellten und Laptops und Tablets fehlten, habe die Bundesregierung auf Lehrlinge „vergessen“, erinnert Hofer. ÖGB und AK mussten einspringen und organisierten Geräte. „Viele Lehrlinge arbeiten während der Corona-Krise in systemerhaltenden Berufen, sie helfen dabei, das Land am Laufen zu halten, aber für einen Zugang zu Test-Kits sind sie nicht relevant genug“, sagt die ÖGJ-Vorsitzende. Ob die Schulen nun für die SchülerInnen öffnen, oder nicht – die Kommunikation des Bundesministeriums lasse zu wünschen übrig. „Lehrlinge haben mehr verdient! Sie haben einen Bildungsminister verdient, der sich ihrer annimmt und nicht ständig so tut, als wären sie SchülerInnen zweiter Klasse.“