Neue Marktplatz-Studie von Handelsverband, TU und Uni Wien bestätigt: Webshops verdienen im Schnitt 56 % ihrer Umsätze über Plattformen. Shöpping und Google Shopping hoch im Kurs.
Eine Studie des Handelsverbandes, der Universität Wien sowie der TU Wien hat jetzt den Status Quo von Online-Marktplätzen und Produktplattformen in Österreich aus Sicht der Handelsbetriebe analysiert. Die Studienergebnisse zeigen, dass 59 % der befragten Händler Online-Marktplätze als Vertriebsweg nutzen. 70 % derjenigen, die noch nie auf Marktplätzen vertrieben haben, wollen diesen Kanal in Zukunft bespielen.
„Regionale, im besten Fall auf die Produktverortung im stationären Handel ausgelegte, Online-Marktplätze und Produktplattformen haben massives Potenzial für unsere Gesellschaft. Sie ermöglichen es insbesondere kleineren Händlern, Sichtbarkeit für ihre Produkte zu erlangen und neue Käufergruppen zu gewinnen. Sie sorgen auch für eine Demokratisierung des Handels, machen aus stationären C-Lagen digitale A-Lagen, sie fördern lebendige Stadt- und Ortskerne und optimieren Transportwege im Sinne der Nachhaltigkeit“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Amazon als einflussreichster Marktplatz
Die bekanntesten eCommerce-Plattformen sind laut Händlerbefragung Amazon, Willhaben, Ebay, Geizhals und Shöpping. Zu den Plattformen, mit denen heimische Handelsbetriebe die besten Erfahrungen gemacht haben, zählen Google Shopping, Willhaben, Ebay, Shöpping und Amazon – wobei bei letzterer den positiven Erfahrungen ebenso viele negative gegenüberstehen. Durchwegs positiv, wenn auch bei kleiner Fallzahl, schneiden die regionalen österreichischen Marktplätze kauftregional.at, regionalis.shop und snooop.net ab, auch weniger bekannte Plattformen wie regionale-shops.at und anna-kauft.at werden gerne in Erwägung gezogen.
Plattformen können auch das Sprungbrett in das digitale Shopping Center Google sein, wie schon der HV Digital Visibility Report 2021, die größte Studie zur Suchmaschinen-Sichtbarkeit im österreichischen Einzelhandel, gezeigt hat. Shops, die (noch) keine wettbewerbsfähige, organische Position in der Suchmaschine erreichen, können über Vergleichsplattformen und Marktplätze ihre Sichtbarkeit steigern. Hier erzielt branchenübergreifend – nach Amazon – idealo.at die besten Ergebnisse, gefolgt von ebay.at, ladenzeile.at und wogibtswas.at. Als einziger österreichischer Marktplatz findet sich auch shoepping.at in der Marktplatz-Liste.
Gleichzeitig bauen immer mehr Handelsketten ihre Online-Shops zu Marktplätzen aus, auf denen auch Drittanbieter – von der Marke bis hin zum Händler – Produkte anbieten können. Mirakl, der führende Anbieter für Marktplatz-Software-Lösungen, hat Marktplätze bereits für H&M Home, Carrefour, ABB, BestBuy, Galeries Lafayette und viele weitere prominente Händler umgesetzt. Hierzulande macht aktuell etwa Douglas mit seiner Marktplatz-Strategie von sich reden.
Marktplätze und Plattformen für Österreich
„Im Zuge eines geförderten Projekts des Handelsverbandes mit der TU Wien wurde auch eine Landkarte erstellt, die einen Überblick über die derzeit bestehenden Markplätze und Plattformen in Österreich verschafft. Unsere Marktplatz-Landkarte dient der schnellen Orientierung für heimische Händler. Sie soll einen Anreiz bieten, sich mit zusätzlichen Vertriebs- und Digitalisierungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen – schnell, unkompliziert und kostenlos“, sagt Georg Hauger von der TU Wien.
Omnichannel-Retailer erzielen durchschnittlich 18 % ihrer Einnahmen auf Marktplätzen, 22 % im eigenen Webshop und 60 % in der Filiale. Bei reinen Online-Händlern verteilen sich die Umsätze zu 56 % auf Marktplätze und 44 % auf den eigenen Webshop. Folgerichtig wird als wichtigster Grund für den Einstieg in Plattformen von drei Viertel der Händler die erwartete Umsatzsteigerung genannt, gefolgt von Kundengewinnung (70 %) und der Möglichkeit des internationalen Verkaufs (40 %).
Wehmutstropfen Know-how-Mangel
Als einer der wichtigsten Gründe für die Nicht-Nutzung von Online-Marktplätzen wird der (zu) große organisatorische/personelle Aufwand genannt (40 %), ein Drittel der Befragten gibt an, sich insgesamt zu wenig auszukennen. „Unsere Marktplatz-Studie zeigt ganz klar, dass umfassende Aufklärung und zusätzliche Anreize notwendig sind, um die Listung von Produkten für Händler noch attraktiver zu machen. Wir fordern daher eine gezielte staatliche Förderung für das österreichische Marktplatz-Ökosystem. Es braucht einerseits Unterstützung für Plattformen, die konstant in den Ausbau ihrer Marktplätze investieren müssen, um für den Konsumenten attraktiv zu sein, andererseits eine finanzielle Starthilfe für Händler, um sie bei der Listung ihrer Produkte zu unterstützen“, bestätigt Will.
Siegel „Österreichischer Marktplatz“
Der Handelsverband hat zur Förderung des Ökosystems Marktplätze u.a. den Marktplatz-Cluster ins Leben gerufen, der Kooperation und Know-how-Transfer fördert. Darüber hinaus vergibt der HV ein eigenes Siegel, welches Marktplätze mit Sitz und Gewerbeschein in Österreich entsprechend kennzeichnet. Mehr auf www.handelsverband.at/ecommerce/marktplatz-cluster/