Die Photovoltaik-Branche ist derzeit kein leichtes (Geschäfts-)Pflaster: Das mussten vergangene Woche ein Kärntner PV-Dienstleister mit internationalen Töchtern und ein Amstettener PV-Installateur schmerzhaft erfahren – der Niederösterreicher bereits zum zweiten Mal.
Bereits zum zweiten Mal rutscht nämlich die Haider Energies GmbH mit Firmensitz in Amstetten in ein Insolvenzverfahren. Das erste Sanierungsverfahren wurde im Oktober des Vorjahres eingeleitet und im Februar 2024 rechtskräftig bestätigt. Damals konnte ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent abgeschlossen werden.
Nun gab die Geschäftsführung allerdings bekannt, erneut ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung einzuleiten. Das Abgleiten in die neuerliche Insolvenz ist nach Angaben der Schuldnerin auf den Ausfall verschiedener Projekte in Wien sowie die fehlende Liquidität zurückzuführen. Konkret soll der Forderungsausfall über 180.000 Euro betragen und die stornierten Großprojekte hätten – laut Schuldnerin – einen Wert von über einer Million Euro gehabt. Von diesem Insolvenzverfahren sind rund 100 Gläubiger mit Gesamtforderungen von etwa 1,5 Millionen Euro sowie sechs Mitarbeiter betroffen.
Es ist geplant, das Unternehmen erneut über eine 20 %-Quote zu entschulden und weiterzuführen. Außerdem will man sich künftig verstärkt auf PV-Anlagen für Einfamilienhäuser, Notstromsysteme und Speicherlösungen konzentrieren und das Projektgeschäft nur noch „in Ausnahmefällen“ weiterverfolgen. Bislang spezialisierte sich die erst 2021 gegründete Haider Energies GmbH auf den Vertrieb und die Montage von Photovoltaikanlagen unterschiedlicher Größen in Ostösterreich, mit einem besonderen Fokus auf den Wiener Markt.
PV-Dienstleister: ENcome Energy Performance
Auch über das Vermögen der in Klagenfurt ansässigen ENcome Energy Performance GmbH wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet. Das Unternehmen wurde 2012 gegründet und ist – laut eigener Angaben – ein führender unabhängiger Dienstleister für technische Services während des gesamten Lebenszyklus von Photovoltaik-Anlagen. Der angebotene Service deckt dabei alle Aspekte einer Solaranlage ab, von Standortmanagement über Fehlererkennung und -behebung bis hin zum Betriebsmanagement. Derzeit verwalte man Solar-Kraftwerke und Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) mit einer Gesamtkapazität von 2 Gigawatt in Europa und Australien, was einem Gesamtwert von über 3 Mrd. Euro entspricht, heißt es auf der Firmenwebseite.
Australien ist auch gleich das passende Stichwort: Als Ursache der Insolvenz wird nämlich angeführt, dass es in den letzten zwei Jahren immer wieder zu finanziellen Engpässen unter den Tochtergesellschaften kam, die die Schuldnerin beziehungsweise deren Gesellschafter durch Gewährung von Darlehen ausglichen. Als diese Situation in den letzten Monaten immer prekärer wurde, leitete man im Frühjahr 2024 den Verkaufsprozess bezüglich der australischen Tochter ein.
Nach dessen Abschluss sollte der Verkaufserlös an die Schuldnerin fließen und das Wachstum in Europa finanzieren. Die Verkaufsverhandlungen brachten bislang jedoch nicht das erwünschten Ergebnis bzw. scheiterten. Derzeit soll sich die Schuldnerin allerdings wieder in Verhandlungen mit neuen potenziellen Käufern befinden. Ein zusätzlicher Versuch, über ein Crowdfunding-Projekt Mittel zu lukrieren, habe sich leider verzögert und konnte kurzfristig nicht helfen.
Die Verbindlichkeiten betragen rund 6,691 Millionen Euro. Davon entfallen rund 1,6 Mio. Euro auf Nachrangdarlehen, wie der AKV schreibt. Betroffen sind rund 70 Gläubiger und 35 Dienstnehmer. Aktiva gibt es in Höhe von 6,4 Mio. Euro, somit errechnet sich die konkrete Überschuldung laut Insolvenzantrag mit 234.500 Euro, heißt es seitens des AKV.
Die Fortführung des Betriebes sowie der Abschluss eines 20-prozentigen Sanierungsplanes wird beabsichtigt. Laut AKV seien zudem ausreichend Aufträge vorhanden, die eine Sanierung zielführend erscheinen lassen. Dazu plant die Schuldnerin eine Umstrukturierung durch eine Fusion mit dem – allerdings ebenfalls insolventen – deutschen Tochterunternehmen und eine Personaloptimierung.
Auch CLEEN Energy kündigt Sanierungsverfahren an
Unabhängig dieser beiden – bereits eröffneten – Insolvenzen hat inzwischen auch die CLEEN Energy AG angekündigt, in den nächsten Tagen die Eröffnung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens beantragen zu wollen. Die angekündigten Gespräche mit Hauptgläubigern seien gescheitert und der Vorstand der CLEEN Energy AG gehe nicht mehr davon aus, dass die notwendige Finanzierung sichergestellt werden kann. Daher habe man aufgrund der bestehenden Überschuldung und der negativen Fortbestehensprognose den Beschluss gefasst, die Eröffnung eines gerichtlichen Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung zu beantragen.
CLEEN Energy bietet B2B-Kunden bzw. Unternehmen maßgeschneiderte PV-Lösungen an.