APG-Factbox zeigt im November dank außergewöhnlich hoher erneuerbarer Produktion erstmals seit 2007 mehr Stromexporte als -importe.
Die Novemberwochen wurden geprägt von einer außergewöhnlich guten Laufwasserproduktion in Österreich, bedingt durch gute Niederschlagsmengen im gesamten Bundesgebiet. Die erneuerbaren Energien konnten insgesamt 5.216 GWh (Gigawattstunden) Strom erzeugen und damit rund 87 % des österreichischen Strombedarfs (6.022 GWh) decken. Allein die Wasserkraft produzierte mit 3.878 GWh rund 74 % der erneuerbaren Energien. Die Windenergie machte mit 1.073 GWh rund 21 % aus. Die Laufwasserkraft konnte im Gegensatz zum November des Vorjahres um 72 % zulegen, während sich die Windenergie im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr als verdoppeln konnte. Diese Dynamik zeigt deutlich die Volatilität eines auf erneuerbaren Energien basierenden Gesamtsystems und die Notwendigkeit kapazitätsstarker Netze, Speicher, Kraftwerksreserven sowie digitaler Intelligenz innerhalb des Stromsystems.
Endlich wieder Exportland
In der Regel nimmt die erneuerbare Produktion (vor allem die Wasserkraft) in den Wintermonaten stark ab. Die außergewöhnlich gute Produktion im November sorgte jedoch dafür, dass Österreich bilanziell an 14 Tagen vertraglich Strom ins Ausland exportieren konnte. Insgesamt wurden um 46 GWh mehr Strom exportiert als importiert. Damit wurde Österreich erstmals seit 2007 im November wieder zum Exportland. Auch diese Entwicklung zeigt, dass die Volatilität des Energiesystems der Zukunft das Strommanagement und seine Anforderungen vor große Aufgaben stellt. Nur mit einem kapazitätsstarken Gesamtsystem können diese Volatilitäten kostengünstig, effizient und nachhaltig managebar gemacht werden.
Redispatch zeigt teure Defizite
Es benötigt ein starkes Stromnetz, um den erneuerbaren Strom zu seinem Ziel zu transportieren und nutzbar zu machen. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke. Redispatch-Maßnahmen mussten in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 bereits an 209 Tagen (17 im November) ergriffen werden. Ein Umstand, der zu bedenken gibt und auch teuer zu Tragen kommt. Durch die für die sichere Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen sind bis Ende November bereits Kosten in der Höhe von rund 134 Millionen Euro angefallen. Dies sind schon jetzt um rund 43 % mehr als im Gesamtjahr 2022.
PV-Anlagen erschweren Analyse des Stromverbrauchs
Im November (KW 44 – KW 48) wurden in Österreich 6.022 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2017-2021 liegt Österreich rund 7 % unter dem Referenzwert. Dies ist vorwiegend auf die vermehrte Eigenproduktion bzw. den Eigenverbrauch durch Photovoltaik-Betreiber zurückzuführen. Daher kann der exakte Stromverbrauch Österreichs aktuell nicht genau verifiziert werden und auch die Stromverbrauchsprognose für die Zukunft ist mit Unsicherheiten belegt.
Diese Dynamik führt auch zu massiven Rückspeisungen aus den regionalen Verteilnetzen in das Übertragungsnetz. Die bisherige Verbrauchsmittagsspitze „existiert“ nicht mehr, sondern Überschüsse müssen über das Übertragungsnetz zu den Speicherkraftwerken oder ins Ausland transportiert werden. Neben diesen neuen Herausforderungen im Bereich der Lastflüsse ändert dies auch die Strompreiskurve signifikant. An verbrauchsarmen Wochenenden führt dies zum Beispiel zu negativen Marktpreisen.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden. Im November konnten die Bundesländer Niederösterreich (286 GWh) und Burgenland (234 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Die Steiermark musste mit 170 GWh, neben Wien (121 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
Kampfansage den Defiziten
Nach Analyse der aktuellen Defizite hat APG die notwendigen Investitionsprojekte geplant und investiert bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in die Strominfrastruktur. Die Trafokapazität wird auf 57.000 MVA nahezu verdoppelt. Die Anzahl der Umspannwerke wird um rd. 39 % auf 90 bzw. der Trafos um rd. 74 % auf 165 erhöht. Es erfolgt eine gesamtsystemische Verstärkung der West-Ost-Achse durch den Neubau, die Umstellung oder die Verstärkung von rd. 500 km 380-kV bzw. rd. 400 km 220-kV an Stromleitungen.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m..