Der OVE (Österreichischer Verband für Elektrotechnik) veranstaltete in Kooperation mit dem AIT (Austrian Institute of Technology) und der TU Wien ein IT Kolloquium, bei dem Klimaziele und Digitalisierung im Einklang diskutiert wurden. Digitalisierung müsse als Teil der Lösung und nicht Teil des Problems betrachtet werden, so unter anderem der Tenor.
„Digitalisierung ist der Schlüssel für die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft. Das haben die Vortragenden beim IT-Kolloquium 2021 anhand konkreter Praxisbeispiele deutlich gemacht. Dafür brauchen wir qualifizierte Fachkräfte im Bereich Elektrotechnik und Informationstechnik. Eine technische Ausbildungsoffensive ist daher die Basis für eine klimaneutrale Zukunft“, fasste OVE-Generalsekretär Peter Reichel das IT-Kolloquium, bei dem am 18. Mai mehr als 100 Teilnehmer dabei waren, zusammen.
Roboter schützen Naturlandschaften
Ob Algorithmen, die das Energieverhalten von ganzen Städten modellieren, Roboter, die beim Schutz von Naturlandschaften unterstützen oder AI-gestützte Routingsysteme in der Logistik – zahlreiche Technologien stehen uns zur Verfügung, wenn es um das Erreichen der Klimaziele geht. Das betonte Michael Wiesmüller vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gleich zu Beginn der Veranstaltung. „Tausendundein Wege stehen uns offen, unter Beweis zu stellen, dass Digitalisierung als Teil der Lösung, nicht als Teil des Problems zu betrachten ist“, so Wiesmüller. Klare Worte fand Harald E. Rieder, Professor für Meteorologie und Klimatologie an der Universität für Bodenkultur: Die Zeit, um die erforderlichen Maßnahmen zur Emissionsminderung zu setzen, laufe binnen dieses Jahrzehnts ab. Um die Klimaziele zu erreichen, sei daher dringend eine Änderung unseres Lebensstils notwendig.
Digitalisierung für grüne Mobilität
Katja Fröhlich, Forscherin am AIT Austrian Institute of Technology, ging in ihrem Beitrag auf die datengesteuerte Produktion von Energiespeichersystemen für eine grüne, leistungsstarke Mobilität der Zukunft ein: Gefragt sei eine Kombination aus nachhaltigen Betriebsmitteln, nicht-kritischen Rohstoffen und effizient gesteuerten Abläufen in der gesamten Produktionskette, so Fröhlich. Die Analyse von Produktionsdaten könnten hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Um die effiziente Vernetzung von Mobilität und Digitalisierung ging es auch im Vortrag von Clemens Obkircher, ÖBB Infrastruktur: „Um eine Mobilitätswende zu schaffen und einen Verkehrsshift von der Straße auf die Schiene zu ermöglichen, braucht es intelligente Technologien“, so Obkircher, der die digitalen Lösungen der ÖBB Infrastruktur vorstellte.
Energiesystem der Zukunft
„Die Informationstechnologien spielen eine wichtige Rolle in unserem Energiesystem. Sie sind aber nicht nur Teil der Lösung, sondern auch Teil des Problems“, so Friederich Kupzog vom AIT Austrian Institute of Technology. Embedded Systems, Internet of Things, Rechencluster und Data Analytics seien aus dem elektrischen Energiesystem nicht mehr wegzudenken. Daneben spiele die IT aber auch eine Rolle als Energieverbraucher. Denn Kryptowährungen und Datencenter verzeichnen große Wachstumsraten. Etwa vier Prozent des weltweiten Energieaufkommens verbrauche die IKT derzeit, stellte Herbert Pairitsch, Infineon Technologies Austria AG, fest. Mittels neuer Technologien, etwa moderner Leistungselektronik, werde der CO2-Fußabdruck der Digitalisierung aber erheblich verringert. „Mit neuen Technologien kann die IKT nicht nur viele Anwendungen grüner machen, sondern auch selbst grüner werden“, so Pairitsch. Thomas Zapf von der Verbund AG gab dann noch einen Einblick in innovative Vorhaben, etwa in das Pilotprojekt „Digitales Wasserkraftwerk“.
Neue Geschäftsfelder
„5G und leistungsfähige Glasfasernetze werden in Zukunft richtungsweisende neue Anwendungen ermöglichen und damit völlig neue Geschäftsfelder eröffnen“, zeigte sich Wolfgang Rauter, A1 Telekom Austria AG, überzeugt von der Bedeutung der digitalen Infrastruktur für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand. Die Entwicklung der Mobilfunktechnologie führe zu neuen Möglichkeiten in der Vernetzung von Maschinen und Fahrzeugen. Ohne 5G und die daraus resultierenden Anwendungen seien die Klimaziele unerreichbar.
Machine Learning
Auch die Möglichkeiten der Datenanalyse durch Machine Learning waren beim IT-Kolloquium Thema. Valerie Hengl und Aurelia Liechtenstein von der Purency GmbH gaben spannende Einblick in ihre innovativen Methoden, um Mikroplastik sichtbar zu machen: Mittels Machine Learning verarbeitet ihr Unternehmen enorme Mengen an komplexen Daten und schafft so eine Basis für Initiativen zur Reduktion von Mikroplastik.