Österreichs längster Wirtschaftsabschwung seit dem Zweiten Weltkrieg endet – doch von schneller Erholung nach der Rezession kann kaum die Rede sein.
Österreich hat die Rezession hinter sich gelassen, doch der wirtschaftliche Motor stottert weiter. Laut der am Dienstag präsentierten Konjunkturprognose von WIFO und IHS wächst die heimische Wirtschaft 2025 zwar leicht, aber weit entfernt von einem echten Aufschwung. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr spricht von einem „düsteren Bild“, IHS-Direktor Holger Bonin sieht „keinen Anlass für Entwarnung“.
Zaghafte Erholung nach der Rezession
Nach drei Jahren Rezession – dem längsten Abschwung seit 1945 – steht Österreichs Wirtschaft wieder leicht im Plus. Für 2025 prognostizieren WIFO und IHS ein BIP-Wachstum von 0,3 bis 0,4 Prozent. 2026 soll sich der Zuwachs auf rund 1 Prozent beschleunigen. Damit ist das Tal durchschritten, doch die Erholung bleibt schwach. „Ein echter Aufschwung ist nicht in Sicht“, betonte Felbermayr bei der Präsentation in Wien.
Der private Konsum bleibt der wichtigste Wachstumstreiber, während die Exporte weiter stagnieren. Vor allem die Industrie leidet: Seit 2019 hat sie fast zehn Prozent an realer Wertschöpfung eingebüßt, ihr Anteil am BIP ist um zwei Prozentpunkte auf 15 Prozent gesunken.
Hohe Inflation, schwacher Arbeitsmarkt
Die Teuerung bleibt auch 2025 ein Problem. Nach 2,9 Prozent im Vorjahr rechnen die Ökonomen heuer wieder mit 3,5 Prozent Inflation, bevor sie 2026 auf 2,4 Prozent sinken dürfte. Vor allem Dienstleistungen und Lebensmittel verteuern sich stärker als erwartet.
Am Arbeitsmarkt zeigt sich die Erholung verzögert: Die Arbeitslosenquote steigt 2025 laut WIFO auf 7,5 Prozent und soll erst 2026 leicht zurückgehen. Zwar dämpfen demografische Faktoren die Arbeitslosigkeit langfristig, doch kurzfristig bleibt die Lage angespannt.
Reformdruck wächst
Sowohl WIFO als auch IHS fordern umfassende Reformen. Felbermayr warnt vor einem „verlorenen Jahrzehnt“ und fordert eine „Reformpartnerschaft von Wirtschaft, Gewerkschaft und Politik“. Bonin drängt auf Maßnahmen gegen strukturelle Engpässe bei Wohnen, Energie und Fachkräften. Beide lobten den moderaten Abschluss der Metaller-Lohnrunde, der zur Inflationsbekämpfung beiträgt.
Die Forscher mahnen auch eine Sanierung der öffentlichen Finanzen an: Das Budgetdefizit bleibt mit über vier Prozent deutlich über dem Maastricht-Grenzwert, die Staatsschuld steigt bis 2030 auf über 88 Prozent des BIP. Felbermayr plädiert daher für eine Reform der Grundsteuer und eine Straffung der Arbeitslosenversicherung.
Österreichs Wirtschaft hinter Europa zurück
Mittelfristig erwarten WIFO und IHS ein durchschnittliches Wachstum von 1,1 Prozent pro Jahr – rund 0,2 Prozentpunkte weniger als im Euro-Raum. Die strukturellen Schwächen – von der Energieabhängigkeit über den Fachkräftemangel bis zur niedrigen Produktivität – bremsen das Land.
Der längste Abschwung der Nachkriegszeit ist damit zwar vorbei, doch der Aufschwung bleibt fragil. Österreich steht an der Schwelle zwischen Stagnation und Erneuerung – welche Richtung es nimmt, hängt jetzt von politischen Entscheidungen ab.




















