Aufgrund des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Gas-Geschichte könnte die Energieversorgung im kommenden Winter auch in Österreich angespannt sein. Daher wird der heimische Handel die Energie-Sparmaßnahmen der Bundesregierung nach besten Kräften unterstützen. Schon jetzt sind österreichischen Geschäfte in vielen Bereichen Vorreiter.
Das belegt zumindest eine aktuelle, bundesweite Umfrage des Handelsverbandes. Viele Geschäfte leisten damit einen wertvollen Beitrag, um eine potenzielle Gas- und Strommangellage in Österreich zu verhindern. „Der Handel hat umfassende Schritte zum Energiesparen gesetzt, um einen Beitrag zur Bewältigung der Energiekrise zu leisten. Damit wird der umsatzstärkste Wirtschaftsbereich und zweitgrößte Arbeitgeber des Landes seiner großen Verantwortung und Vorbildwirkung gerecht“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. „Zusätzlich zu den bisherigen Bemühungen werden zwei Drittel der österreichischen Händler dieses Jahr auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten, drei Viertel der Geschäfte planen, die Raumtemperaturen auf 18-19° zu senken.“
Die Ergebnisse der Befragung im Detail
Energie-Sparmaßnahmen im Bereich Beleuchtung
- 3/4 aller österreichischen Handelsbetriebe haben bereits flächendeckend auf LED-Beleuchtung umgerüstet, bei weiteren 11 % ist dies geplant.
- 36 % setzen auf Bewegungsmelder/Lichtsensoren, um Strom zu sparen, 1/10 hat das geplant.
- 39 % haben die Intensität ihrer Beleuchtung reduziert, 16 % planen dies in absehbarer Zeit.
- 1/2 schaltet Leuchtreklamen spätestens 30 min nach Geschäftsschluss ab, 1/5 hat dies geplant.
- 64 % der Geschäfte planen heuer einen Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung.
Energie-Sparmaßnahmen im Bereich Heizung
- 74 % werden im Herbst/Winter die Raumtemperatur in den Verkaufsflächen auf 18-19 Grad senken, 63 % die Temperatur in den Büros auf 19 Grad und ganze 80 % ihre Lagertemperaturen auf 17-18 Grad reduzieren.
- Eine regelmäßige Wartung der Heizung führen 92 % der Händler durch – das spart bis zu 20 % an Energie.
- Im Lebensmittelhandel haben bereits 75 % die Kühltemperaturen auf den höchstmöglichen Wert eingestellt (in Übereinstimmung mit den geltenden Hygienevorgaben), 13 % haben dies noch geplant.
Energie-Sparmaßnahmen im Bereich Elektrogeräte & Belüftung
- 45 % der Geschäfte fahren ihre Belüftungsanlagen außerhalb der Öffnungszeiten auf ein Minimum herunter, bei 16 % ist dies geplant.
- 2/5 haben ihre Belüftung von Dauerlauf auf Intervall-Schaltung umgestellt, weitere 11 % werden dies im Herbst/Winter implementieren.
- 40 % haben bereits alle elektrischen Geräte auf Energieklasse A umgestellt, 24 % haben dies geplant.
- Mehr als 1/2 der Betriebe setzt auf Zeitschaltuhren für Elektrogeräte, 15 % wollen in Kürze umstellen.
- 2/3 der Betriebe schalten PCs, Drucker, Kassen, Screens, Kaffeemaschinen etc. nach Geschäftsschluss aus (statt Standby-Modus), 21 % haben dies geplant.
- 1/3 der Shops hat sonnenreflektierende Fensterfolien eingebaut, 11 % werden das noch umsetzen.
- 1/4 setzt auf Solarpaneele/Photovoltaik auf dem Dach, 1/4 hat dies zeitnah eingeplant.
Stromkosten für die Händler im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 219 Prozent verteuert
Konkret haben sich bereits jetzt die Stromkosten für die heimischen Händler im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 219 Prozent verteuert. Bei manchen Betrieben übersteigen die Energiekosten mittlerweile sogar den Gesamtumsatz, daher wird massiv gegengesteuert. Auf EU-Ebene muss das Merit Order-System – die Regelung, wonach das teuerste Kraftwerk den Strompreis bestimmt – reformiert werden, es erweist sich in der aktuellen Krise als gescheitert. Ebenso braucht es seitens der Bundesregierung Anpassungen beim Energiekostenzuschuss.
„Keinesfalls ist es akzeptabel, dass der Energiekostenzuschuss ganze Branchen – wie den Handel – defacto ausschließt, indem im Wesentlichen eine Anspruchsberechtigung nur dann besteht, wenn man eine Produktion unterhält. Kommt ein Energiekostenzuschuss zur Auszahlung, dann muss dieser auch für die Handelsbetriebe gelten. Bereits jetzt droht 6.000 Geschäften bis Jahresende die Schließung. Das ist nicht hinzunehmen, auch im Sinne der negativen Wirkung auf die Stadt- und Ortskerne Österreichs“, appelliert Handelssprecher Rainer Will – im Namen der österreichischen Händler – an die Bundesregierung.