In einer Woche ist’s so weit: Nach 20 Jahren an der Spitze von Dietzel Univolt wird Peter Steigenberger sein Geschäftsführer-Zepter Ende Juni an seinen Nachfolger Johannes Pfeil übergeben. ELEKTRO|branche.at hat mit dem alten und dem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung über den von langer Hand geplanten Generationswechsel gesprochen.
Zeitlich gesehen hätte eigentlich alles ein bisschen anders laufen sollen. „Ursprünglich hatte ich bereits 2020 geplant in Pension zu gehen“, erzählt Peter Steigenberger im Gespräch mit ELEKTRO|branche.at. Ein zuerst unverdächtiger Telefonanruf aus China sollte diese Pläne aber kräftig über den Haufen werfen. „Unser Werk in Dongguan hat damals angefragt, ob sie statt der geplanten zwei Wochen übers chinesische Neujahr, vielleicht auch drei Wochen schließen können. Für uns war das damals kein großes Problem. Im Nachhinein betrachtet, hätten wir aber dem Satz ,Wir haben da sowas wie eine Grippe…‘ vielleicht ein bisschen mehr Bedeutung beimessen sollen“, erzählt Steigenberger.
Der Rest ist dann aber ohnehin Geschichte. Corona. Lockdown, Kurzarbeit und dazu ein verstopfter Suez-Kanal. „Haben wir früher 3.000 Euro für einen Container bezahlt, kostete er plötzlich 18.000 Euro. Von den Auswirkungen durch Pandemie, Mitarbeiterausfällen und Homeoffice ganz zu schweigen. Es war beispielsweise unglaublich schwierig Headsets bzw. die nötige Homeoffice-Ausstattung binnen kürzester Zeit herbeizuzaubern. Und die Kurzarbeit mussten wir nach zwei Monaten ohnehin abbrechen, weil die Kunden wie verrückt unsere Produkte gekauft haben“, erinnert sich Steigenberger.
Pension mit 68?
Seine Pensionspläne hat Steigenberger während dieser Zeit aber dennoch nicht an den Nagel gehängt, auch wenn Dietzel-Eigentümer Ernst Pöcksteiner „…es immer noch nicht verstehen kann, warum ein 68-jähriger schon in Pension gehen möchte. Ich gehe ja schließlich nicht in Frühpension“, so Steigenberger. Ernst Pöcksteiner ist übrigens stolze 92 Jahre alt.
Aus über 300 Bewerbungen für den Posten als neuer Dietzel-Chef fiel die Wahl schließlich auf Johannes Pfeil – wobei man da nicht lange fackelte. Vom Erstkontakt des Headhunters bis zur Unterschrift unter den Arbeitsvertrag vergingen gerade Mal sechs Wochen – knapp vor Weihnachten 2022 war es so weit.
Der 52-jährige Johannes Pfeil bezeichnet sich selbst als „Fake Austrian“ (auf Deutsch: Zuagroasta), lebt seit 23 Jahren in Wien, hat drei Kinder und kann mittlerweile auf dreißig Berufsjahre in einer verwandten Branche zurückblicken. Als Geschäftsführer von Wieland Möllersdorf, einer Tochter von Wieland Austria, hat er sich auch bisher schon mit der Herstellung von Rohren beschäftigt. „Allerdings sind diese Rohre aus Kupfer gefertigt“, so der Neo-Dietzel-GF.
Wieland Möllersdorf produziert Halbfertigprodukte, wobei damit nicht nur die Rohre, sondern beispielsweise auch Messingstangen oder Kupferbänder gemeint sind. „So gesehen bin ich bei Dietzel daher auch nicht ganz branchenfremd.“
Keine Entscheidung gegen Wieland
Ganz klar kommuniziert Pfeil auch seine Beweggründe, wieso er ein 9.000 Mitarbeiter-Konzern mit sechs Mrd. Euro Jahresumsatz verlässt und sich für Dietzel entschieden hat.
„Das war keine Entscheidung gegen Wieland, sondern eine für mich und für Dietzel Univolt. Ich bin jetzt 52 Jahre alt und seit 31 Jahren im Dienst bei Wieland. Da habe ich mir natürlich die Frage gestellt, was mache ich die nächsten 13 bis 15 Jahre? Dietzel ist ein sehr familiäres Unternehmen, und das liegt mir. Außerdem ist mir diese Welt nicht fremd. Auch wo ich herkomme, haben wir einen dreistufigen Vertriebsweg, arbeiten eng mit dem Großhandel zusammen und haben die gleichen Diskussionen mit Großhandel und Industrie-Endkunden. Die geschäftlichen Unterschiede sind also marginal. Nur die Verantwortung für die eigene Produktion ist jetzt neu für mich“, so Pfeil.
Dietzel plant neue Niederlassungen
Langweilig wird’s ihm bei Dietzel aber ohnehin nicht werden, stehen in den kommenden Wochen und Monaten doch zahlreiche Projekte zur Umsetzung an, wie Noch-GF Peter Steigenberger erzählt. „Wir hatten eben erst eine Besprechung mit unserem ungarischen Niederlassungsleiter. Wir werden dort nämlich eine neue, 10.000 m2-große Niederlassung errichten, um auch diesen Markt nun offensiver anzugehen. Eine Fertigung ist dort allerdings nicht geplant. Bereits jetzt beliefern wir 68 Länder von Wien aus, wobei wir in den vergangenen Jahren vor allem in Südamerika stark aufholen konnten.“
Wien steht als Produktionsstandort auch zukünftig nicht zur Diskussion. „Unsere HFT-Technologie ist strategisch besetzt und die geben wir sicher nicht aus der Hand. Die von uns in China gefertigten Produkte gehen wiederum hauptsächlich nach UK und Australien. Und auch wenn der Bedarf derzeit ein wenig zurückgegangen ist, das Geschäft läuft weiterhin sehr gut. Und um ehrlich zu sein: Wir sind sogar ein bisschen froh darüber, dass der Hype ein wenig abgeflaut ist, zumal die Delle bei weitem nicht so schlimm ist, wie eigentlich befürchtet“, erklärt Steigenberger.
Auch plane man bei Dietzel bereits, zusätzliche Niederlassungen zu gründen – hier befindet man sich bereits in der Projektierungsphase. „Dietzel wird weiterhin wachsen. Wir entwickeln uns bereits in Richtung 100 Millionen Euro-Umsatz. Da brauchen wir eine gute Firmenstruktur. Das gilt auch für den Standort Wien, wo sicher noch sehr viel Potenzial vorhanden ist“, so Steigenberger. Das sieht auch der Neo-GF so. „Das Unternehmen ist an diesem Standort historisch gewachsen. Und alles, was historisch gewachsen ist, muss sich immer wieder einer Überprüfung stellen. Man kann noch viel optimieren und ausbauen – oder die interne Logistik umbauen, damit diese noch effizienter funktioniert.“
Bereits im Fertigwerden ist die PV-Anlage am Unternehmensdach. „Damit werden wir ca. 25 bis 28 % des eigenen Strombedarfs abdecken können. Hier in Wien produzieren wir von Montag, 6 Uhr früh, bis Samstag, 6 Uhr früh – den Strom vom Wochenende können wir verkaufen. Damit ist auch ein Teil der Refinanzierung gesichert. Wir machen das allerdings nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch wegen der Nachhaltigkeit. Wir möchten sagen können, dass Dietzel-Rohre mit grünem Strom hergestellt werden. Der Markt verlangt das inzwischen, außerdem ist künftig auch ein Nachhaltigkeitsbericht zwingend erforderlich. Nachhaltigkeit hat inzwischen oft mehr Bedeutung als die Wirtschaftlichkeit“, so Steigenberger.
Ausgesprochen nachhaltig ist bei Dietzel übrigens auch die Treue der Mitarbeiter. „Wir haben seit jeher eine extrem geringe Fluktuation. 2022 hatten wir beispielsweise drei Mitarbeiter, die wir für ihre 40-jährige Firmenzugehörigkeit geehrt haben“, so ein sichtlich stolzer Steigenberger. „Da zeigt es sich dann schon, dass wir ein Familienunternehmen sind, das auch in schwierigen Zeiten zu seinen Mitarbeitern steht und sie nicht verlieren möchte. Die Menschen vertrauen uns. Stolz sind wir aber auch darauf, dass wir ein sehr gefragter Lehrbetrieb sind. 180 Bewerbungen hatten wir heuer.“ Dietzel bildet Lehrlinge in fünf Berufsgruppen (Betriebselektriker, Betriebsschlosser, IT-Techniker, Werkzeugmacher) aus.
Musikalischer Familienmensch
Die familiäre Dietzel-Welt dürfte jedenfalls auch Pfeil gefallen. „Das liegt mir sehr. Ich bin ein Familienmensch – auch unternehmerisch gesehen. Ich bin ein guter Zuhörer, eine sehr ruhige Person und ich bin sehr entscheidungsfreudig. Im Unternehmen setze ich auf Teamarbeit, aber auch auf Eigenverantwortung – jeder Mitarbeiter trägt für seinen Arbeitsplatz die Verantwortung. Meine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Mitarbeiter diese Verantwortung ungestört wahrnehmen können“, zeichnet Pfeil ein Bild von sich.
Die ersten Gespräche innerhalb des Unternehmens waren auch durchwegs positiv. „Ich fühle mich hier schon jetzt sehr willkommen – und das nicht nur von jenen, die sich für mich entschieden haben. Ich konnte beispielsweise bereits die Abteilungs- und Bereichsleiter kennenlernen und habe dabei einen sehr guten Eindruck gewonnen. Die Leute wissen, wovon sie reden, und sie verstehen ihren Job.“
Und was können die Mitarbeiter vom neuen GF erwarten? „Mir ist es wichtig, dass ich für die Mitarbeiter greifbar bin. Eine Open-Door-Politik ist bei 200 Leuten freilich nicht ganz einfach umsetzbar, aber die Nähe zu den Mitarbeitern wird von meiner Seite sicherlich da sein – bis hin zu den Auszubildenden“, verspricht Pfeil.
Teamgeist beweist Pfeil auch außerhalb des Arbeitslebens. „Ich bewege mich gerne in der Natur und liebe Mannschaftssportarten. Allerdings nicht Fußball, da habe ich zwei linke Füße, dafür aber Basketball“, so der Lakers-Fan. Außerdem ist’s eine sehr musikalische Familie. „Wir alle spielen gemeinsam in einem Symphonieorchester in Deutschland. Wir treffen uns viermal im Jahr und spielen dann auch zwei Konzerte.“ Pfeil spielt übrigens Oboe, seine restliche Familie ist eher den Streichinstrumenten zugetan. Sein Sohn studiert sogar Violine im Konservatorium in Eisenstadt – nebst seinem Medizinstudium in Wien.
Ich war 42 Jahre in meinem Familien Dietzel Unternehmen beruflich tätig und bin heute als Pensionist noch sehr stolz ein Teil dieser Familie zu sein. Die Firma Dietzel mit den Inhabern Pöcksteiners und GF Steigenberger führen ein sehr soziales Unternehmen , wo jeder einzelne Mitarbeiter das Gefühl hat, ein wichtiger Teil dieses Unternehmens zu sein.
Hrn. Steigenberger, den ich persönlich sehr schätze, wünsche ich für den Ruhestand viel Gesundheit, damit er seine sportlichen Visionen meistern kann.
Dem Unternehmen Dietzel wünsche ich für die Zukunft genauso viel Erfolg wie bisher, damit viele Mitarbeiter(In) einen gesicherten Arbeitsplatz vorfinden.👍👍👍