Auch wenn es vielleicht nicht die breite Masse der Elektrotechniker betrifft, wichtig ist es aber allemal: Seit 24. August 2023 muss vor der industriellen oder gewerblichen Verwendung von PU-Schäumen und PU-Klebstoffen eine angemessene Sicherheitsschulung der betreffenden Mitarbeiter erfolgen.
Die Verwendung von Diisocyanaten ist seit 24. August 2023 in der EU – und damit auch in Österreich – nur eingeschränkt möglich. Laut EU-Verordnung Nr. 2020/1149 muss jeder Anwender bei der Verwendung von diisocyanathaltigen PU-Klebstoffen und PU-Dichtstoffen im gewerblichen und industriellen Bereich zertifiziert sein. Bei einer Gesamtkonzentration an MDI von über 0,1 Prozent benötigt der Anwender ein Zertifikat. PU-Schaumdosen enthalten in der Regel einen höheren Anteil an MDI und fallen deswegen unter die Schulungspflicht.
Alle gewerblichen Produkten, die unter diese Beschränkung fallen müssen auf dem Etikett folgenden Hinweis deutlich abgebildet haben: „Ab dem 24. August 2023 muss vor der industriellen oder gewerblichen Verwendung eine angemessene Schulung erfolgen.“
Die Sicherheitsschulung, die übrigens auch online erfolgen kann (z.B. via Webinar), betrifft nicht nur Dienstnehmer, sondern natürlich auch Selbstständige. Die Schulung muss zudem alle fünf Jahre wiederholt werden.
Die Inhalte der Sicherheitsschulungen sind abhängig von der möglichen Gefährdung, die mit einer industriellen oder gewerblichen Diisocyanat-Verwendung einhergeht und müssen auch die Besonderheiten der verwendeten Produkte umfassen. Es gibt dabei drei unterschiedliche Stufen, die Allgemeine, die Aufbau- und die Fortgeschrittenenschulung.
- Die Allgemeine Schulung – Geringes Expositionsrisiko/geringe Gefährdung, z.B. Tätigkeiten ohne Aerosolbildung, keine staubbildenden Pulver, keine Erwärmung, usw.
- Die Aufbauschulung – Bei mittlerem Expositionsrisiko/mittlerer Gefährdung, d.h. Tätigkeiten mit offenen Gemischen bei Raumtemperatur z.B. Streichen, Sprühen in Spritzkabinen, usw.
- Die Fortgeschrittenenschulung – Bei hohem Expositionsrisiko/hoher Gefährdung, d.h. Tätigkeiten bei Temperaturen > 45°C, Tätigkeiten mit Produkten mit hohem Anteil an flüchtigen Diisocyanaten z.B. Sprühen unter freien Himmel usw.
Elektrotechniker, die mit den betreffenden Produkten oft nur am Rande zu tun haben, fallen im Regelfall unter die „Allgemeine Schulung“.
Hilfreiche Links & Online-Sicherheitsschulung
- Leitfaden „Die neue Beschränkung von Diisocyanaten nach REACH“ des BMK
- AUVA Merkblatt M.plus 361 „Sicherer Umgang mit isocyanathältigen Arbeitsstoffen“
- WKO-Info zu Verordnung (EU) Nr. 1149/2020
Hinter diesem Link finden Sie außerdem ein Trainingskonzept zur Umsetzung der geforderten Sicherheitsschulung, welches der Verband der europäischen Kleb- und Dichtstoffindustrie FEICA zur Verfügung stellt. Dieses kann mit dem Gutscheincode FEICA-21-C23 online und kostenlos durchgeführt werden.
Nicht nur PU-Schaum ist betroffen, sondern auch viele Gießharzmuffen unterschiedlicher Hersteller.
Sehr geehrter Herr Breineßl,
Dankeschön für den wertvollen Hinweis!
Mit freundlichen Grüßen
Chris Lanner