„Der Baubereich ist die wichtigste Konjunktur-Lokomotive für das Gewerbe und Handwerk. Mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Sparte hängt davon ab. Die Auftragslage ist seit mehreren Quartalen dramatisch eingebrochen, mit schwerwiegenden Folgen für alle nachgelagerten Bereiche“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Die Stützung der Baukonjunktur sei deshalb das Gebot der Stunde – um leistbaren Wohnraum für eine wachsende Bevölkerung zu sichern und Arbeitsplätze in der Branche zu halten. „Wir brauchen die Beschäftigten im Bausektor, sonst fehlen uns in der Folge die qualifizierten Fachkräfte, um die Klimawende zu schaffen“, so Scheichelbauer-Schuster.
Das Wohnbaupaket sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Mit dem Handwerkerbonus NEU in Höhe von bis zu 2.000 Euro wird eine langjährige Forderung der Bundessparte Gewerbe und Handwerk und der Wirtschaftskammer umgesetzt.
Als weiteren Erfolg wertet Scheichelbauer-Schuster das Wegfallen von Nebengebühren und die Anreize für das Vorziehen von Bauprojekten durch verbesserte steuerliche Absetzbarkeit – beides Maßnahmen, die von der Sparte mehrfach empfohlen wurden.
Die zusätzliche Dotierung von Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 220 Mio. Euro ist ebenfalls sehr positiv aus Sicht des Gewerbe und Handwerk zu bewerten.
„Das von der Bundesregierung angekündigte Baupaket ist grundsätzlich zu begrüßen“, sagt auch Robert Jägersberger, Bundesinnungsmeister der Bundesinnung Bau in der Wirtschaftskammer Österreich. Damit werde den Vorschlägen im Bereich des geförderten Wohnbaus, welche die Bauwirtschaft im Vorfeld unterbreitet hat, Rechnung getragen.
Die Bundesinnung Bau erwartet sich, dass es sich bei den angekündigten Projekten tatsächlich um neue Eigentums- bzw. Mietwohneinheiten handelt, welche noch nicht in Ausführung oder fertiggestellt sind. Denn mit einer „rückwirkenden“ Förderung würde kein zusätzlicher Wohnraum geschaffen.
Positiv ist auch die Möglichkeit für die Bundesländer, zinsbegünstigte Wohnbaudarlehen von bis zu 200.000 Euro Kreditsumme zur Verfügung zu stellen. Dies wird vor allem im Bereich des Einfamilienhausbaus eine Entlastung bei den Finanzierungskosten bringen. „Wir hätten uns hier seitens der Bundesinnung Bau allerdings eine ambitioniertere Lösung erwartet, zum Beispiel in Form von signifikanten Direktzuschüssen, denn gerade in diesem Bereich ist der größte Nachfrageausfall zu verzeichnen“, betont Jägersberger.
Damit das angekündigte Paket tatsächlich Wirkung entfaltet, müssen die Bundesländer in die Umsetzung unmittelbar eingebunden werden und rasch reagieren können, da fast alle vorgesehenen Maßnahmen mit ambitionierten Fristen verbunden sind. Sowohl die Wohnraumoffensive als auch die zinsgestützten Darlehen sehen eine Umsetzungsfrist von lediglich zwei Jahren vor. Jägersberger „Hier muss aus Fehlern der Vergangenheit gelernt werden. Daher dürfen die Bundesmittel nicht an zusätzliche Auflagen oder Kofinanzierungen der Länder gebunden sein.“ In der Praxis hat sich nämlich gezeigt, dass aufgrund solcher Auflagen nur ein Bruchteil der angekündigten Bundesmittel tatsächlich abgerufen und bauwirksam wird.
Das Wichtigste sei nun, dass das Paket rasch umgesetzt wird und alle Bereiche der Bauwirtschaft abdeckt: „Damit das Paket der gewünschte Booster für den Bau werden kann, muss die Leistbarkeit des Wohnbaus gewährleistet sein – von der Sanierung über den großvolumigen Bau bis hin zum privaten Eigenheim“, so Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster abschließend.