Ein Viertel der Unternehmen erreicht im Jahresergebnis 2025 knapp die „Schwarze Null“. Zahlungsausfälle werden vermehrt zur Existenzfrage.
Die in Österreich traditionell gute Zahlungsmoral zeigt nach mehreren Krisenjahren erste punktuelle Verschlechterungen: So hat sich die Zahlungsdauer gegenüber dem Vorjahr bei Privatpersonen und Gemeinden um jeweils zwei Tage sowie im Bund um einen Tag erhöht. Insgesamt bleibt die Zahlungsmoral der Unternehmen gegenüber dem Vorjahr aber noch stabil, das bedeutet auch, dass jede sechste (17 %) offene Forderung zu spät bezahlt wird. Nachdem aktuell die Geschäftslage nur von 47 % der Betriebe als „sehr gut“ oder „gut“ bezeichnet wird und 25 % für dieses Geschäftsjahr nur mit einer „schwarzen Null“ rechnen, ist es essenziell, dass es zu keiner weiteren Verschlechterung des Zahlungsverhaltens kommt. Rund ein Drittel der Befragten ist aber skeptisch, wenn es um die Prognose für 2026 geht.
Stillstand in Krisenzeiten
Wie die aktuelle Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 zeigt, hat sich die Talfahrt der heimischen Wirtschaft nach rund drei Jahren kontinuierlicher Talfahrt auf niedrigem Niveau eingependelt. Im August 2025 haben 47 % der Unternehmen ihre eigene Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von nur einem Prozentpunkt, nachdem die Geschäftslage infolge eines Zwischentiefs im Frühjahr 2025 (43 %) auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2021 gesunken ist.
Ein Jahr des Stillstands ist ein verlorenes Jahr, das gerade in Krisenzeiten doppelt und dreifach schmerzt. Die Ergebnisse zeigen aber auch, wie weit der Weg für Österreich noch ist, um auch international wieder konkurrenzfähig zu werden. Das Ziel muss sein, dass in absehbarer Zeit in puncto Geschäftslage zumindest die 60%-Marke wieder erreicht wird.
Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG
Im Jahresvergleich hat sich die Situation u.a. im Bereich „Herstellung von Waren“ (aktuell 32 %) und in der Gastronomie/Beherbergung (36 %) etwas verschlechtert, während u.a. im Handel (42 %) oder im Grundstücks-/Wohnungswesen (43 %) zumindest leichte Verbesserungen erkennbar sind. Mit Blick auf die Bundesländer liegt Kärnten (16 %) am Ende, während die Steiermark (54 %) am besten abschneidet.
Weiters sprechen zwei Drittel der Befragten von rückläufigen (28 %) oder maximal gleichbleibenden (39 %) Umsätzen. Um den Weg aus der Krise zu finden, erachtet Vybiral finanzielle Erleichterungen, einen geringeren bürokratischen Aufwand und eine gezielte, langfristig ausgerichtete Förderpolitik als essenzielle Bausteine, um die Stabilität der Unternehmen zeitnah zu verbessern. „Die Bewältigung der Rezession ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Nichtsdestotrotz braucht es ein höheres Tempo, wenn Österreich als Wirtschaftsstandort seine Relevanz nicht verlieren möchte.“ Dazu sind Lösungen gefragt: etwa für die abermals steigenden Energiekosten oder den akuten Arbeitskräftemangel.
„Schwarze Null“ als große Gefahr
Wie aus der aktuellen KSV1870 Umfrage hervorgeht, geben Privatpersonen weniger Geld aus bzw. konsumieren weniger als noch vor zwei Jahren. Infolgedessen schließen laut eigener Aussage lediglich 54 % der Unternehmen das aktuelle Geschäftsjahr mit Gewinn ab. Weitere 25 % dürften eine „Schwarze Null“ erzielen und 11 % der Betriebe erwarten einen Verlust am Jahresende. Bei den restlichen 10 % ist der Ausgang offen. Davon besonders betroffen sind u.a. die „Herstellung von Waren“ (36 %), der Handel (31 %) und die Bauwirtschaft (30 %). Auf Bundeslandebene sind es Unternehmen aus dem Burgenland (42 %), Oberösterreich (31 %) und Niederösterreich (30 %).
Insbesondere jene Unternehmen, die mit Ach und Krach die ‚Schwarze Null‘ schaffen, bereiten uns große Sorgen. Denn bei ihnen ist der finanzielle Spielraum ausgeschöpft. So könnten etwa zusätzliche Preissteigerungen, steigende Personalkosten oder vermehrte Zahlungsausfälle dazu führen, dass in diesen Betrieben der letzte Vorhang fällt.
Ricardo-José Vybiral
Mehr Komplettausfälle
Trotz weiterhin turbulenter Rahmenbedingungen bleibt das Zahlungsverhalten in Österreich mehrheitlich auf gutem Niveau. So sprechen quer über alle Kundengruppen 73 % der Unternehmen von einem unverändert guten oder sogar verbesserten Zahlungsverhalten. Nur 17 % bzw. jede sechste Rechnung werden zu spät bezahlt. Dieses Ergebnis entspricht dem Vorjahreswert. Was jedoch auffällt, sind vermehrt Komplettausfälle im Bereich verspäteter Zahlungen.
Im Bereich verspäteter Zahlungen stehen aktuell mehr Komplettausfälle zu Buche als noch vor einem Jahr.
Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH
Auch deshalb buchen 29 % der Unternehmen – bezogen auf ihre Privatkunden – offene Forderungen infolge vollständiger Zahlungsausfälle schneller aus, als sie das in der Vergangenheit getan haben. Vor allem deshalb, weil ihrer Meinung nach die Chancen auf Einbringlichkeit geringer geworden sind. „Aus unserer Sicht ist das der falsche Ansatz. Denn viele Betroffene kommen ihren Forderungen – zumindest teilweise – sehr wohl nach, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt“, so Koch. Weiters zeigen die Umfrageergebnisse, dass – bezogen auf die Forderungsverluste sämtlicher Kundengruppen in % des Umsatzes – im Jahr 2024 (3,3 %) um einen Prozentpunkt mehr ausgebucht wurde als im Jahr 2023 (2,3 %).
Steigende Kosten verlängern die Zahlungsdauer
87 % aller Rechnungen werden seitens der Privatkunden pünktlich bezahlt – das ist im Rahmen der Umfrage auch in diesem Jahr der Top-Wert. „Gleichzeitig sehen wir im Tagesgeschäft, dass Unternehmen einen hohen Aufwand betreiben müssen, um zu ihrem Geld zu kommen. Angesichts eines anhaltend hohen Kostenniveaus werden Zahlungsziele von Privatpersonen vermehrt ausgereizt“, so Koch.
Diese Erfahrungen werden durch die aktuelle Umfrage gestützt: Denn erstmals seit dem Jahr 2020 hat sich die tatsächliche Zahlungsdauer der Privaten erhöht – und zwar um zwei Tage auf insgesamt 15 Tage. Bei einem gleichbleibenden Zahlungsziel (12 Tage) bedeutet das einen Zahlungsverzug von drei Tagen – dieser lag im Vorjahr bei einem Tag.
Im öffentlichen Bereich hat sich die durchschnittliche Zahlungsdauer punktuell verändert. Gegenüber dem Vorjahr blieb sowohl jene der Firmenkunden (25 Tage), als auch jene der Länder (31 Tage) unverändert. Demgegenüber stehen hingegen der Bund und die Gemeinden, die im Jahresvergleich aktuell etwas schlechter abschneiden. So hat sich die durchschnittliche Zahlungsdauer beim Bund auf 36 Tage (+1 Tag) und jene der Gemeinden auf 26 Tage (+2 Tage) erhöht.
Trotz geringer Verschlechterung bleibt festzuhalten, dass der Bund dringend Aufholbedarf hat. 36 Tage sind entschieden zu lange. Gerade in Zeiten von Sparprogrammen sollte der Bund mit gutem Beispiel vorangehen.
Walter Koch
Leitbranchen befürchten Verschlechterung in 2026
Wie der Austrian Business Check belegt, befürchten im kommenden Jahr 32 % der befragten Unternehmen eine Verschlechterung der derzeitigen Zahlungsmoral. Insbesondere der Handel, die Herstellung von Waren und die Bauwirtschaft zeigen sich pessimistisch. Auf Bundeslandebene blicken vor allem Betriebe aus Niederösterreich, Kärnten und Oberösterreich mit Skepsis ins nächste Jahr.
Dass ausgerechnet jene Branchen, die für die Wertschöpfung im Land eine wesentliche Rolle spielen, in puncto Zahlungsverhalten eher skeptisch in die Zukunft blicken, ist besorgniserregend. Insbesondere im Hinblick auf deren wirtschaftliche Stabilität und den langfristigen Erhalt von Arbeitsplätzen.
Walter Koch
Zur Umfrage
Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben im August 2025 rund 1.200 Unternehmen teilgenommen.




















