Ende Oktober feiert Kapsch sein 130-jähriges Unternehmensjubiläum. Das Technologieunternehmen, das mittlerweile in vierter Generation familiengeführt ist, kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken.
Die Geschichte des Unternehmens Kapsch nimmt ihren Anfang am 31. Oktober 1892 in der Schottenfeldgasse im siebten Wiener Gemeindebezirk, wo der Ururgroßvater des aktuellen Firmenvorstands Georg Kapsch, Johann, eine Feinmechanikwerkstätte mit 18 Mitarbeitern eröffnet. Das Unternehmen setzt von Anfang an auf Innovation und Entwicklung – mit Erfolg. Die Entscheidung zum Telefon- und Telegrafenbau stellt sich als goldrichtig heraus, aus allen Teilen der Monarchie und auch aus anderen Ländern kommen Aufträge.
„Das Unternehmen hatte damals die Weitsicht, einerseits Telefonie als aufkommende Technologie zu erkennen und sich in diesem schnell wachsenden Markt erfolgreich zu positionieren“, erklärt der CEO von TrafficCom. So wurde etwa ein erstes „mobiles“ Telefon entwickelt, das durch ein langes Kabel und einen Tragering ermöglichte, das Gerät während des Telefonats im Raum zu bewegen.
Mit dem Einstieg ins Radiogeschäft gelingt einer der großen Coups der Firmengeschichte. Kapsch etabliert sich in den folgenden Jahren als einer der technisch führenden Anbieter auf dem Markt, und trotz der schwierigen Wirtschaftslage steigen Umsätze und Anzahl der Beschäftigten.
Jahre des Aufschwungs
Zwischenzeitlich schwierige Jahre in den späten 60ern führen zu einer stärkeren Fokussierung auf Telekommunikation, Radio-, Fernseh- und Batterieproduktion werden Mitte der 80er Jahre eingestellt, stattdessen setzt man früh auf die Digitalisierung und die Entwicklung von Festnetz- und Kommunikationsnetzwerken. „Ich kann mich gut erinnern, wie damals Aufbruchstimmung im Unternehmen herrschte“, berichtet Georg Kapsch. „Unter anderem wurde 1979 eine eigene Leiterplattenfertigung installiert. Heute ist die Produktion hoch automatisiert und liefert großteils Produkte für Maut- und Traffic Management-Anwendungen.“
Mit dem Eintritt von Georg Kapsch 1982 und seiner Berufung zum Vorstand 1992 schlägt das Unternehmen ein neues Kapitel auf – passend zum 100-jährigen Jubiläum. Mehrere internationale Großprojekte und die Gründung von Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern markieren den Schritt zum modernen, globalen und selbstbewussten Industrieunternehmen, das die drei-Milliarden-Schilling-Umsatzgrenze überschreitet.
Die rasanten technologischen Entwicklungen in der Kommunikationsbranche veranlassen Kapsch, voll auf die Geschäftsbereiche Öffentliche Netze, Private Netze und Verkehrsleitsysteme zu setzen, und auch die 90er Jahre bringen Rekordumsätze und gut gefüllte Auftragsbücher.
Neues Jahrtausend, neue Herausforderungen
Erst die IT-Krise der 2000er und der Abschluss der Digitalisierung des österreichischen Fernmeldenetzwerks stoppt den Höhenflug des Unternehmens für kurze Zeit und führt zur Neugruppierung in Kapsch TrafficCom, CarrierCom und BusinessCom unter dem Mutterkonzern Kapsch Group. Als Impulsgeber erweist sich der Auftrag über die LKW-Maut in Österreich, der im Juni 2002 kommt. Bis 2007 steigt Kapsch TrafficCom zum Weltmarktführer im Bereich Mautsysteme auf und errichtet auf der ganzen Welt Systeme, etwa in Australien, Nord- und Lateinamerika und einigen europäischen Ländern.
In den Folgejahren positioniert sich Kapsch TrafficCom mit Erfolg als globaler Anbieter für Maut- und Verkehrsmanagementsysteme. 2015 wird das grenzübergreifende Verkehrsmanagementprojekt „CHARM“ gewonnen, ein von der englischen und niederländischen Straßenbehörde in Auftrag gegebenes Großprojekt. 2016 wird auf der iberischen Halbinsel die Transportation-Sparte von Schneider Electric übernommen, was zu einer gestärkten Position im Bereich Intelligent Transportation Systems führt.
Transformation bei Kapsch als Dauerzustand
Zu Beginn der 2020er steht Kapsch TrafficCom allerdings erneut vor einer großen Aufgabe – den erfolgreichen Aktivitäten und Projekten auf allen Kontinenten stehen globale Krisen gegenüber. Die bis jetzt unabsehbaren Folgen der Covid 19-Pandemie, die Komponentenkrise und die geopolitische Situation prägen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld des Unternehmens.
CEO Georg Kapsch: „Die vergangenen 13 Jahrzehnte waren von Erfolgen und Krisen, von riesigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen geprägt, die sowohl das Unternehmen wie auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich beeinflusst haben. Durch diese turbulente Zeit hat das Unternehmen immer auf langfristiges und nachhaltiges Wachstum gesetzt. Das Jubiläum bringt für uns deshalb eine erneute Vergegenwärtigung der Werte, die uns seit 1892 begleiten – Innovation, Qualität, Zusammenhalt und nicht zuletzt das Bewusstsein, dass wir nicht nur für die aktuelle, sondern auch für kommende Generationen der Gesellschaft und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich sind.“