APG: Trafo Nummer 100 ist am Netz

© APG/Niklas Stadler

Austrian Power Grid (APG) hat im Umspannwerk Ybbsfeld (NÖ) in St. Martin-Karlsbach den einhundertsten Transformator im österreichweiten Stromnetz in Betrieb genommen. „Trafos“ sind – neben kapazitätsstarken Leitungen – unverzichtbare Bausteine für das Gelingen der Energiewende, weil sie die Integration und damit die bundesweite Verteilung lokal erzeugter Energie aus Sonne und Wind ermöglichen. Insgesamt investierte APG in den vergangenen zwei Jahren 46 Millionen Euro in den Standort.

„Auf dem Weg zu einer versorgungssicheren Energiewende ist neben dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen auch ein umfassender Ausbau bzw. die Modernisierung sowie Digitalisierung der bestehenden Netzinfrastruktur nötig. Gleichzeitig muss die Bestandsinfrastruktur optimal genutzt werden, damit schon jetzt österreich- und europaweit noch mehr nachhaltiger Strom möglichst einschränkungsfrei dorthin transportiert werden kann, wo er gerade gebraucht wird. Denn, ausreichend verfügbare Leitungskapazitäten sind häufig Mangelware“, betont Unternehmenssprecher Christoph Schuh.

Die Inbetriebnahme des einhundertsten Transformators ist ein wichtiger Meilenstein für die versorgungssichere Energiewende in Österreich. Weitere 65 sieht der APG-Netzentwicklungsplan im Rahmen des 9-Milliarden-Euro-Investitionspakets bis 2034 vor. Eine große Herausforderung. Immer das Ziel im Blick: Endgültig freie Fahrt für Sonne und Wind bis zum Jahr 2040.

Christoph Schuh, APG

Spezial-Trafo verbessert Transport Erneuerbarer

Voll aufgerüstet samt Kühlung, Lüfter und zwei randvoll mit 225.000 Litern Isolieröl gefüllten Kesseln bringt er 900 Tonnen auf die Waage, hat eine Leistung von 600 Megavoltampere (MVA) und kann den Weg des Stroms in andere Bahnen lenken: Der einhundertste Riesentransformator im Stromnetz der APG ist in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit.

Einer der zwei Kessel des einhundertsten Transformators bei
seiner Anlieferung im Umspannwerk Ybbsfeld.
Einer der zwei Kessel des einhundertsten Transformators bei
seiner Anlieferung im Umspannwerk Ybbsfeld. © APG/Niklas Stadler

16 Mio. Euro investierte APG in den neuen, so genannten Phasenschiebertransformator am Standort Ybbsfeld, dessen Aufgabe ungleich seiner „herkömmlichen“ Artgenossen nicht darin besteht, Strom von einer Spannungsebene in die andere zu transformieren.

An einigen Stellen im APG-Netz kommen Spezial-Trafos zum Einsatz: Phasenschiebertransformatoren sind in der Lage, Stromflüsse von einer Leitung auf die andere umzulenken, um diese zu entlasten. Erneuerbare Energie kann so viel besser eingebunden werden.

Bernhard Joksch, Projektleiter APG

Um den neuen Trafo im Umspannwerk Ybbsfeld einbinden zu können, war ein Anlagenausbau in der Höhe von 30 Mio. Euro notwendig, u. a. für eine Art gigantischen Stromverteiler.

Auf einer Fläche von rd. 11.000 Quadratmetern haben wir in den vergangenen beiden Jahren zwei neue 220-kV-Schaltfelder, eine dritte Sammelschiene und eine zweite Kupplung gebaut. Als eine Einheit betrachtet, könnte man diese Anlage mit dem Verteilerkasten vergleichen, der in jedem Haushalt dafür sorgt, dass der Strom je nach Bedarf zur Waschmaschine, zum TV oder zum Backofen gelangt. In unserem Fall wird der Strom mithilfe dieser Komponenten und des neuen Trafos je nach aktueller Netzkonstellation vom Umspannwerk Ybbsfeld aus Richtung Westen, ins Umspannwerk Ernsthofen oder Richtung Osten, ins Umspannwerk Bisamberg umgeleitet.

Bernhard Joksch

Die Steuerung des Transformators erfolgt so wie die gesamte Betriebsführung des APG-Übertragungsnetzes von Wien Favoriten aus: Per Mausklick kann in der APG-Steuerzentrale „Power Grid Control“ ein Stufenregler betätigt und so auf Knopfdruck der Stromfluss umgelenkt werden, um drohende Netzengpässe zu vermeiden – regional wie international. Klingt simpel. In der Realität liegen diesem Vorgang jedoch hochkomplexe Überlegungen zugrunde. Bereits sieben der insgesamt 100 Trafos im APG-Netz sind für diesen Zweck gebaut. Neben Ybbsfeld sind diese an den ebenfalls neuralgischen Standorten Ernsthofen, Lienz, Nauders (zwei Stück), Tauern und Ternitz positioniert.

Die Phasenschiebertransformatoren helfen übrigens auch dabei, den kostenintensiven Redispatch-Bedarf zu dämpfen, im Zuge dessen u.a. Gaskraftwerke kurzfristig ihre Produktion steigern oder drosseln, um das Netz zu stabilisieren. Allein heuer musste bis Ende September bereits an 145 Tagen derartig in die Fahrpläne eingegriffen werden und es fielen so Kosten in der Höhe von 75,6 Mio. Ꞓ an.

APG fordert bessere Rahmenbedingungen für versorgungssichere, leistbare Energiewende

Damit bis 2034 alle Netzinfrastrukturprojekte für die versorgungssichere und leistbare Energiewende zeitgerecht umgesetzt werden können, braucht es verbesserte Rahmenbedingungen – darunter fallen insbesondere:

Ganz wesentliche Bausteine zur Verwirklichung dieser Ziele sind die bereits im Entwurf vorliegenden Gesetzesvorhaben zur Neu-Kodifikation des Elektrizitätsrechts durch das ElWG (Elektrizitätswirtschaftsgesetz) sowie die verfahrensrechtlichen Beschleunigungsinstrumente durch das EABG (Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz). Die zeitnahe Verabschiedung dieser Gesetze ist Voraussetzung damit alle Projekte der versorgungssicheren Energiewende zeitgerecht umgesetzt werden können.

Nur wenn es gelingt, diese Rahmenbedingungen für die Investitionen in die Netze grundlegend zu verbessern, kann die versorgungssichere Transformation und somit die Integration der Erneuerbaren leistbar erfolgen.

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