In Salzburg hat Gira vor kurzem Europas modernstes Smart Home-Experience-Center eröffnet. Als B2B-Erlebniswelt wird das Kompetenzzentrum ab sofort für Führungen, Seminare und mehr genutzt.
Mitte Februar ging nach fünfmonatiger Bauzeit das zweite Gira Experience Center auf 600 m² in Betrieb (das erste gibt‘s seit 2020 im niederländischen Venenendaal, Anm.). Es macht nicht nur digitale Lösungen für intelligent vernetztes Wohnen erlebbar und probierbar, sondern ist gleichzeitig auch Sitz der österreichischen Niederlassung. Das gläserne Gebäude, das an eine Helix erinnert, beherbergt auch weitere Unternehmen sowie ein Hotel. Gira selbst bietet nebst dem Showroom auch Besprechungs- und Schulungsräume.
Ein (virtueller) Tag
„Was ein smartes Zuhause in der Praxis bedeutet, ist für viele Menschen nicht klar“, weiß Gira Vertriebs- und Marketingchef Dominik Marte. „Das Experience Center soll Erlebnis- und Experimentierwelt sein, wo Menschen mit allen Sinnen spüren können, wie sich eine Digitalisierung im Wohnbereich praktisch auswirkt.“

Wie das aussehen kann, präsentierte Vertriebsingenieur Alexander Peer bei einer Veranstaltung für Wohn- und Technikjournalisten. Bevor der virtuelle Tag nach einem Video über Smart Home-Lösungen im Schlafzimmer gestartet wurde, gab es noch einige Basisinformationen: „Etwa 160 Datenanschlüsse sind hier verbaut, dazu ca. eine Million Lichtpunkte und viele Kilometer Kabel verlegt. Bis zur Realisierung gab es an die 1.000 Besprechungen.“


Vom Schlafbereich, über Badezimmer, Küche bis zum Wohnraum wird gezeigt, was technisch inzwischen möglich ist. Verschiedene Lichtfarben (auch via HCL), unterschiedliche Bedienelemente, Steuerung per Wetterstation, Bewegungsmelder oder Uhrzeit – das alles und noch mehr ist hier flexibel einstellbar. Hier soll es für Konsumenten ersichtlich und erlebbar werden, welchen Grad an Automation sie haben möchten. Im Design-Raum kann man beispielsweise verschiedenste Produkte anfassen und Materialien erfühlen, sowie Referenzen zu unterschiedlichen Einbausituationen und Schaltern ansehen. Beim Empfang wird außerdem gezeigt, mit welchen unterschiedlichen Systemen alles realisierbar ist.


Und auch wenn die konventionelle Installation immer noch gefragt ist, die Akzeptanz intelligenter Steuerungen steigt. KNX wird dynamischer, wächst mit den Anforderungen und immer öfter werden beide Welten verbunden. Gira-Österreich Vertriebsleiter Andreas Fraz dazu: „Früher stand KNX für Komfort, jetzt für Energieeffizienz und Sicherheit. Es kommen immer mehr Anforderungen an die Systeme und intelligente Gebäude, etwa Steckdosen und Geräte, die dann geschalten werden, wenn die PV-Anlage Energie liefert.“ Intelligente Gebäude werden gerade mit der Energiewende immer mehr vom Luxus- zum Need-Produkt.


Auch wenn die Sinnhaftigkeit solcher Systeme immer stärker wächst – ohne guter Vorausplanung wird die Lösung meist nicht ideal sein. Alex Peer: „Wir müssen für den Kunden vorab denken. Aber einfach nur erklären schafft immer weniger Emotionen als die Möglichkeiten zu erleben.“ Hier hat Gira in Salzburg erstmals in Österreich eine Situation geschaffen, dem Kunden zu spürbar zu machen, was möglich ist, um schon in der Planungsphase zu wissen, was er haben will.
Termine können gebucht werden
In der ersten Phase ist das Gira Experience Center ausschließlich für Fachpublikum zugänglich. Termine können direkt über die österreichischen Gira-Vertriebsmitarbeiter oder online gebucht werden. Wie zu hören war, wird das schon bestens genutzt. Gira Österreich-GF Alfred Mölzer konnte das auf der E-nnovation bestätigen: „Das Experience Center wird von Elektrounternehmen bereits eifrig besucht. Während der Fachmesse hatten die Kommunikationselektroniker ihre Ausschusssitzung und zahlreiche Interessenten wurden per Shuttlebus zum Helix gebracht.“
Wie überzeugt Gira von der positiven Unterstützung durch Experience Center ist, zeigt sich, dass man bereits mit Planungen für einen Standort in einer deutschen Metropole begonnen hat.
Zwischen Musik und Design
Wie in der Musik liegt die wahre Kunst des Designs in der Harmonie, ist man sich bei Gira sicher. Und was liegt näher als diese Aussage beim Event in der Mozartstadt durch Experten aus Musik und Design näher zu beleuchten bzw. an Musikbeispielen zu hören. Klemens Verano ist nicht nur Komponist, sondern auch Lehrer am Mozarteum sowie unter anderem am Richard Strauss-Konservatorium München. Abwechselnd mit Designer Holger Bramsiepe, Mitgründer der Future-Design-Akademie Dornbirn und Wuppertal wird das Thema von beiden Seiten betrachtet.
Fragte sich der eine, was eine Komposition zur Ikone macht, wies der andere darauf hin, woran man Designikonen erkennt. Praktische Beispiele gab es auch beim Prozess, den ein Musik-Meisterwerk in der Entstehung durchläuft (vom ersten Einfall zum klingenden Werk) und dem Weg, der bei der Realisierung von gutem Industriedesign gegangen wird (von der Initiierung bis zur Marktreife). Wichtig bei Ikonen sei auch die Wiedererkennbarkeit, betonen beide Referenten.
Beiden Bereichen gemein ist auch, dass es um Emotionen geht. Komponist Verano zeigte anhand verschiedener Instrumente und Musikstücke auf, wie unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden können. Bramsiepe brachte Beispiele wie Design nicht nur alle Sinne berührt und dadurch unsere Entscheidungen emotional ausgelöst werden.
In einer Talkrunde gesellten sich zu den Vortragenden der Salzburger Dirigent und Musikdirektor Leslie Suganandarajah, Hans-Jörg Müller, Leiter Produkt und Design bei Gira sowie Jan Böttcher. Für den Gira-Designchef ist bei der Designentwicklung die Sicht auf die nächsten sechs Jahre wichtig und die Ziele abzuklären. „Was wollen wir mit welchem System können und wohin wollen wir uns entwickeln.“ Vom Großen komme man dann ins einzelne Projekt, das in kompetenten Teams auf die Markt- und Preisanforderungen hin getrimmt wird. Die Produktion und neue Materialien würden die Herausforderungen bestimmen.
Denken wird durch Designarbeit auf verschiedenen Ebenen verändert. Gutes Design will immer eine höhere Stufe erklimmen.
Holger Bramsiepe
Hybrides Design verbindet Installationstechnik, Bedienoberfläche und praktische Elemente und ermöglicht auch neue Interaktionen wie z.B. intuitive Betätigungen. Gutes Design schafft den Spagat zwischen Übertechnisierung und Einfachheit.
Es geht auch um Einfachheit und Wiedererkennung, z.B. nach fünf Tönen erkennt man die Komposition. Das schafft auch Ikonisierung.
Klemens Verano vergleicht hier mit Mozart