Die brandneue Studie „Die Amazon-Methode – Wie man das internationale Staatensystem ausnutzt, um Steuerzahlungen zu vermeiden“ der University of London zeigt, mit welchen Steuertricks der Onlinehändler vorgeht, um trotz milliardenschwerer Gewinne keine Steuern zu zahlen. Demnach nutzt Amazon gezielt seine Tochterunternehmen außerhalb der USA und lässt sie absichtlich Verluste schreiben, um so Gewinnsteuern reduzieren zu können.
Eine zentrale Rolle bei diesem Steuertrick spielt übrigens Luxemburg, wo Amazon seinen Europasitz hat. Drei Viertel aller Amazon-Geschäfte außerhalb der USA laufen über Luxemburg, wo wiederum Verluste von Tochterfirmen über Verlustvorträge in Steuergutschriften umgewandelt werden können – die schlussendlich in den USA zur Wirkung kommen und dort geltend gemacht werden.
Steuerschlupflöcher schließen – jetzt!
„Mittlerweile weiß jedes Kind, dass der größte Onlinehändler der Welt kaum Steuern zahlt. Allein in den letzten 10 Jahren hat Amazon außerhalb der USA Steuergutschriften in Höhe von 13,4 Mrd. Dollar geltend gemacht. Das ist unfassbar, denn damit finanzieren wir Europäer mit unseren Steuergeldern die globale Expansionspolitik von Amazon zulasten heimischer KMU-Händler. Österreichische Händler müssen noch dazu unzählige Zwangsabgaben, Gebühren und hohe Lohnnebenkosten stemmen, während Amazon völlig vogelfrei agieren kann. Es braucht endlich einen New Digital Deal und eine faire Besteuerung der Marktteilnehmer“, fordert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
„Wir müssen diese Steuerschlupflöcher schließen, bevor es zu spät ist. Welche Beweise braucht es noch, um die politischen Entscheidungsträger in der Europäischen Union aufzuwecken?“, ergänzt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch. Die Europäische Kommission wäre zwar schon wach, scheiterte aber erst kürzlich vor einem EU-Gericht mit dem Ansinnen, Luxemburg dazu zu zwingen, Steuern nachzuberechnen.
Globale Mindeststeuer überfälliger erster Schritt
Der Hintergrund: Seit Jahren wird auf OECD-Ebene über einen Umbau des Steuersystems verhandelt. Unternehmen werden derzeit dort besteuert, wo sie physisch präsent sind und nicht wo die Konsumenten der Unternehmen sitzen. Eine Mindeststeuer für große multinationale Konzerne in Höhe von 21% wurde von der US-Regierung erst kürzlich in den Ring geworfen. Eine Einigung auf OECD-Ebene muss aus Sicht des Handelsverbandes spätestens in diesem Jahr erfolgen.
Die Zeit drängt, denn allein im ersten Quartal 2021 konnte Amazon seinen Globalumsatz um satte 44 Prozent auf mehr als 108 Mrd. Dollar steigern und den Gewinn verdreifachen. Damit zählt Amazon zu den größten „Corona-Gewinnern“ überhaupt. Höchste Zeit, diese Milliardengewinne fair zu besteuern.
„Je weniger Steuern die multinationalen Onlinegiganten aus Drittstaaten bezahlen, desto größer wird die Belastung für alle anderen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das ist nicht nur standortschädlich und ein Raub an der Allgemeinheit, sondern in Zeiten der Corona-Krise auch unsolidarisch, da es mittelständischen Unternehmen die Innovationskraft nimmt. Eine Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer im Handel ist unumgänglich – auch im Comeback-Plan und in der Standortstrategie der österreichischen Bundesregierung darf das nicht fehlen“, so der Branchensprecher abschließend.
Hier geht’s zur vollständige Studie: https://www.martin-schirdewan.eu/wp-content/uploads/2021/05/The-Amazon-Method-2021.pdf