Der Handelsverband hat heute seine Forderung nach einem Energiekostenzuschuss, von dem auch der Handel profitiert, erneuert. Ein „Industriekostenzuschuss“ allein sei hier zu wenig. Und auch ein Neustart der Arbeitsmarktreform sei für Österreichs Handel essenziel.
Die herausfordernde Situation am Energiemarkt und die höchste Inflationsrate seit 1952 (+11 % im Oktober) fordern tausende österreichische Handelsbetriebe weiterhin massiv – auch wenn das Weihnachtsgeschäft zuletzt besser in Fahrt gekommen ist. So wurde am dritten Adventsamstag die Umsatzmarke von300 Mio. Euro erreicht, allerdings ist das auf Sicht ein Einmaleffekt.
Mit ein paar guten Tagen könne man ein schwieriges Jahr auch kaum aufholen, so der Handelsverband. 2022 ist gekennzeichnet von kundenseitiger Zurückhaltung und gleichzeitiger kostenseitiger Explosion. Genaueres will der Handelsverband – gemeinsam mit dem WIFO – kommenden Freitag präsentieren.
Einzelhandel: 2023 mit Energie-Mehrkosten von halber Mrd. Euro
Mittlerweile, so analysiert man im Handelsverband, verzeichnen zwei Drittel der heimischen Händler eine deutliche Verschlechterung ihrer Kapitalstruktur. Und: Im kommenden Jahr muss der Einzelhandel laut einer aktuellen Studie von EcoAustria Energie-Mehrkosten von 486 Mio. Euro (im Vergleich mit 2021) stemmen. Vor diesem Hintergrund ortet der HV weiterhin dringenden Nachbesserungsbedarf beim Energiekostenzuschuss für Unternehmen.
Energiekostenzuschuss als Wunsch ans politische Christkind
„Wir stehen in ständigem Austausch mit Spitzenvertreter:innen der Bundesregierung, damit ein weiterer Energiekostenzuschuss kommt, von dem auch der heimische Handel stärker profitiert. Konkret brauchen wir ein neues Modell für den Zeitraum Oktober 2022 bis Februar 2023, das von den beihilferechtlichen Möglichkeiten der EU im Vollumfang Gebrauch zu machen. Das ist unser größter Wunsch ans politische Christkind“, bestätigt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Scheitern der Arbeitsmarktreform ist nicht akzeptabel
Darüber hinaus setzt sich der HV weiterhin vehement für eine Wiederaufnahme von Verhandlungen bzgl. der (abgesagten) Arbeitsmarktreform ein. „Der dringende Umsetzungsbedarf der Reform zeigt sich mittlerweile in jedem Betrieb. Es gilt, eine ‚Generation geringfügig‘ zu vermeiden und dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken – indem es sich nicht mehr rentiert, fortwährend nach kurzen Anstellungen in die Arbeitslose zu gehen und nebenbei geringfügig zu arbeiten, anstatt in Normalanstellung. Dafür brauchen wir bessere Rahmenbedingungen, um arbeitslose Menschen nachhaltig ins Erwerbsleben zu integrieren. Leistung muss sich lohnen – das ist ein Gebot der Fairness für alle Beteiligten“, so Will.
Egal wie viel man überzahlt, in der Breite sei das aktuelle Lenkungsdefizit für die Fluktuation und den Personalmangel verantwortlich, schreibt der HV. Sinnvoll wären u.a. wirksamere Kontrollen und Sanktionen bei einem eventuellen Leistungsmissbrauch, weitere Qualifizierungsoffensiven sowie der gänzliche Entfall der Beitragspflicht zur Pensionsversicherung ab dem Regel-Pensionsalter, um auch hier stärkere Erwerbsanreize zu bieten.