Österreich blieb auch im Jänner in seiner Stromimport-Phase. Die Gründe leiten sich von zu wenig Niederschlag, Wind und Sonneneinstrahlung ab.
Österreich konnte im Jänner an nur einem einzigen Tag bilanziell Strom ins Ausland exportieren. Per Saldo wurde im Jänner ein Import in der Höhe von 963 GWh (auf Basis der Fahrpläne) erzielt. Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt in der geringeren Erzeugung aus Erneuerbaren. Im Vergleich dazu war Österreich im Jänner des vergangenen Jahres an 20 Tagen Strom-Exportland, per Saldo ergab sich damals ein Export in der Höhe von 310 GWh (auf Basis der Fahrpläne).
Rückgängige Produktion aus Erneuerbaren
Extreme Trockenheit, Windstille und fehlende Sonneneinstrahlung führten in den Jännerwochen (KW 1-5) zu einem deutlichen Rückgang der Einspeisung erneuerbarer Energien im Ausmaß von 30 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der Erneuerbaren Energien (3.885 GWh) an der Gesamteinspeisung (5.868 GWh) betrug etwa 66 %.
Mit 2.697 GWh machte in den Jännerwochen die – saisonbedingt verringerte – Wasserkraft rund 69 % und somit den Großteil der Erneuerbaren aus; damit reduzierte sich ihr Anteil an der erneuerbaren Produktion um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Windenergie trug 734 GWh (minus rd. 5 % Anteil an den Erneuerbaren gegenüber Jänner 2024) zur Produktion nachhaltigen Stroms bei, während die Photovoltaik-Einspeisung 213 GWh (plus 3 %) zu den Erneuerbaren beisteuerte.
Gaskraftwerke als gesicherte Netzreserve
Im Jänner – einem Monat mit geringer erneuerbarer Erzeugung und gleichzeitig hohem Stromverbrauch – war der Betrieb kalorischer Kraftwerke zur Absicherung der heimischen Versorgung unbedingt erforderlich. Zusätzlich zu diesen kalorischen Kapazitäten war für die Bedarfsdeckung in Österreich ein umfangreicher Strom-Import notwendig. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie essenziell Gaskraftwerke vor dem Hintergrund des verzögerten Ausbaus des Übertragungsnetzes für die sichere Stromversorgung sind.
In solchen Fällen hohen Verbrauchs bei gleichzeitig niedriger erneuerbarer Erzeugung ist es immer wieder erforderlich, Gaskraftwerke zur Absicherung der heimischen Versorgung anfahren zu lassen. Mit einem leistungsfähigen Stromnetz und guter nationaler und internationaler Vernetzung könnten solche Zeiträume auch durch den Import von Erneuerbaren aus dem Ausland besser kompensiert werden. Ein Abgehen von einer gesicherten Netzreserve wäre zum jetzigen Zeitpunkt, bei dem verzögerten Ausbau des Übertragungsnetzes, undenkbar.
Gerhard Christiner, Technischer Vorstand bei APG
Keine Energiewende ohne starkes Stromnetz
Um den volatilen, erneuerbaren Strom in Europa auch national nutzbar zu machen, braucht es ein starkes Stromnetz, das ihn dorthin transportiert, wo er gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Netz zu verhindern und um die sichere Versorgung zu gewährleisten, werden mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen Überlastungen vermieden. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz von steuerbaren Kraftwerken.
Im Jänner 2025 musste an 21 Tagen die Fahrweise der Kraftwerke in Österreich korrigiert werden, um Überlastungen im Netz zu verhindern. Um sechs Tage mehr als noch im Jänner 2024. Dabei entstehen Kosten, die der Kunde zahlen muss. Im Jänner 2025 lagen diese Kosten gesamt bei rund 4,3 Millionen Euro. Kosten, die das Fehlen von Netzkapazitäten widerspiegeln.
Ein negativer Effekt neben den Kosten bzw. dem steigenden CO2-Verbrauch ist das „Abregeln“ erneuerbarer Kraftwerksproduktion. Dabei werden beispielsweise Windkraftwerke oder Laufwasserkraftwerke, die zu dieser Zeit Strom produzieren, heruntergefahren, um Überlastungen im Netz zu vermeiden. Seit Anfang des Jahres sind auf diese Art und Weise durch Redispatch-Maßnahmen 900 Megawattstunden (MWh) „verloren“ gegangen.
Diese Zahlen belegen die Notwendigkeit eines modernen, resilienten, energiewirtschaftlichen Gesamtsystems mit insbesondere einer kapazitätsstarken Übertragungsnetzinfrastruktur.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das Übertragungsnetz wird von APG der Energieaustausch im gesamten Bundesgebiet gemanagt. Überschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
In Vorarlberg (170 GWh) und in Kärnten (162 GWh) wurden im Jänner die höchsten Energiemengen in das APG-Netz eingespeist und damit österreichweit zur Verfügung gestellt. Von Niederösterreich (281 GWh) und Kärnten (221 GWh) wurde der meiste Strom aus dem APG-Netz bezogen.
Verantwortungsvoller Stromverbrauch
Im Jänner (KW 1-5) wurden in Österreich auf Basis der aktuell vorliegenden Daten 6.695 GWh aus dem öffentlichen Netz verbraucht – um rund 3,1 % mehr als im Vorjahr (6.494 GWh). Dies ist der Strombezug aus dem öffentlichen Netz in der Regelzone APG. Damit ist in dieser Zahl der Verbrauch, der durch eigenproduzierten PV-Strom gedeckt wird, nicht enthalten.
Es ist wichtig, verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit jeder Einsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend, CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchte PV-Energie.
Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und somit einen aktiven Beitrag zur CO2-Reduktion und zur Systemsicherheit zu leisten.