Nach einem Rückgang im ersten Pandemiejahr hat sich die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte wieder deutlich verbessert. Das zeigt die aktuelle Erhebung des jährlichen Stimmungsbarometers der Universität Klagenfurt, WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Eine große Mehrheit wünscht sich den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern, Fassaden und Freiflächen. Viele Konsumenten wollen sich auch an Energiegemeinschaften beteiligen. Das Kaufinteresse an Elektroautos stagniert hingegen.
Bereits zum achten Mal wurde die Meinung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien erhoben. Über 1.000 Personen wurden im Rahmen einer repräsentativen Studie um ihre Einschätzungen gebeten. Das Ergebnis: Die Zustimmung für erneuerbare Energieprojekte steigt wieder. Unterschiedliche Ansichten gibt es bei der Frage, welche Technologien zur Sicherung der Stromversorgung weiter ausgebaut werden sollten. Nahezu 60 % der Befragten stimmen für den weiteren Ausbau von Kleinwasserkraftwerken. Rund die Hälfte der Studienteilnehmer befürwortet den weiteren Ausbau von Windkraft und Freiflächenphotovoltaik. Mit 74 % findet der weitere Ausbau von dach- oder fassadenintegrierten Photovoltaikanlagen die höchste Zustimmung.
Hohe Akzeptanz für Photovoltaik, wenig Bewegung bei Wärmeversorgung
Der Anteil jener Personen, die dieses Vorhaben innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen wollen, ist um 5 Prozentpunkte gestiegen. „Der langjährige Vergleich verdeutlicht, dass die Umsetzung dieser Vorhaben immer konkreter wird und sich der Zeithorizont kontinuierlich verkürzt“, so Nina Hampl weiter.
Wenig Veränderungsbereitschaft gibt es hingegen beim Thema Wärmeversorgung: Im Vergleich zu 2017 ist unter den befragten Haushalten der Anteil an Fernwärme zur primären Wärmeversorgung lediglich um 4 Prozentpunkte gestiegen, bei Wärmepumpen stagnieren die Werte. Auch bei Öl- und Erdgasheizungen gibt es nur geringe Veränderungen. Erdgasheizungen machen noch rund ein Viertel der installierten Heizungsanlagen aus und stellen somit eine große Herausforderung bei der Wärmewende dar. „Auch die aktuelle Diskussion zu steigenden Preisen bei fossilen Brennstoffen macht deutlich: Es ist mehr Bewegung beim Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung notwendig – gerade im Wärmesektor“, fordert Nina Hampl.
Energiegemeinschaften hoch im Kurs
Finanzielle Bürgerbeteiligungen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind seit Beginn der jährlichen Erhebung eines der zentralen Themen – und das Interesse daran flacht nicht ab. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ist es für Verbraucher möglich, mit anderen Teilnehmern Energiegemeinschaften zu bilden. Laut Umfrage können sich zwei Drittel der Österreicher eine solche Beteiligung vorstellen, um mit anderen Personen Strom oder Wärme zu erzeugen, zu verbrauchen, zu speichern und zu verkaufen. Nahezu jeder fünfte Studienteilnehmer könnte sich sogar vorstellen, selbst eine Energiegemeinschaft zu gründen.
Sorgenkind Elektromobilität, Hoffnungsträger Wasserstoff
Die Stimmung unter den Österreichern hinsichtlich Elektromobilität war in den letzten Jahren schon einmal besser. Während sich 2018 noch die Mehrheit (54 %) als potenzielle Elektroautokäufer gesehen hat, sank das Interesse mit der Zeit. Derzeit ziehen nur noch 43 % in Betracht, selbst ein Elektroauto anzuschaffen. Zudem befürwortet lediglich ein Drittel der Befragten ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren ab 2030.
Es gibt aber auch Lichtblicke bei der Transformation der Mobilität: „Die Akzeptanz von Wasserstoff als Teil nachhaltiger Mobilität steigt“, freut sich Deloitte Experte Marterbauer. „Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen, dass sich die Automobilbranche auf diese Technologie konzentriert. Gerade im Schwerverkehr hat Wasserstoff viel Potenzial.“ Aber auch Wasserstoff wird sich nur mit Förderungen seitens der öffentlichen Hand etablieren können. Zudem muss er aus grünen Quellen stammen, um tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Eine Grundvoraussetzung für mehr Nachhaltigkeit im Verkehrssektor ist daher der weitere Ausbau erneuerbarer Energie – hier zeigt die Studie, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (78 %) in diesem Bereich mehr Engagement von der Politik wünscht.