Seit zwei Tagen fließt im Umspannwerk Matrei der Strom. APG und die Tiroler Netze GmbH (TINETZ) errichteten um insgesamt 46,5 Millionen Euro eine 380-kV-Schaltanlage, eine 110-kV-Schaltanlage und einen 380/110-kV-Transformator , der die beiden Netzebenen miteinander verbindet: für eine nachhaltig sichere Stromversorgung im Iseltal und in ganz Osttirol.
Die Anlage schafft neben dem Umspannwerk Lienz eine zweite Anbindung des Tiroler 110-kV Netzes an das österreichweite APG-Netz und erhöht damit wesentlich die Ausfallsicherheit in der Region. Darüber hinaus kann der im Iseltal erzeugte, überschüssige Strom aus Kleinwasserkraft und Photovoltaik besser abtransportiert werden – das Projekt ist damit auch ein wichtiger Puzzlestein für die versorgungssichere Energiewende in Tirol und Österreich.
Nach gut zwei Jahren Bauzeit freuen sich APG-Projektleiter Wolfgang Ranninger und sein TINETZ-Pendant Stefan Schupfer jedenfalls über das gelungene Teamwork, das zur erfolgreichen Inbetriebnahme führte: „Es ist ein starkes Gefühl, wenn am Ende des Tages der Strom durch eine Anlage fließt, an der so viele Menschen mitgewirkt haben. Wir haben hier nicht nur Technik installiert, sondern Versorgungssicherheit für eine ganze Region geschaffen.“

„365 Tonnen Versorgungssicherheit“
Herz des neuen Umspannwerks ist ein 380/110-kV-Transformator, der im vergangenen April mittels Schwerlasttransport zunächst per Bahn und anschließend von Lienz aus über die Straße nach Matrei geliefert wurde. Innerhalb von zwei Monaten wurden die Anbauteile wie Kühlanlage und Öl-Ausgleichsgefäß sowie die Hochspannungsdurchführungen wieder aufgebaut.
Im Zuge dieser Arbeiten erhielt das ursprünglich von einem APG-Standort im Burgenland stammende Gerät für seinen neuen Arbeitsplatz auch ein „kleines Service“: Geringfügige Anpassungen für das neue Fundament, der Tausch von Verschleißteilen und die Wiederbefüllung mit 110.000 Liter Isolieröl waren nötig, um ihn für die nächsten 40 Jahre betriebsfit zu machen.
Wir haben aus 236 Tonnen Transportgewicht 365 Tonnen Versorgungssicherheit gemacht. Der Transformator ist das Herzstück des neuen Umspannwerks – robust, leistungsfähig und bereit für die nächsten Jahrzehnte.
Wolfgang Ranninger, APG

Österreichweite Koordination, Spannung aus Kaprun
„Die Inbetriebnahme eines Großtransformators ist ein hochkomplexer Vorgang, der minutiös geplant und abgestimmt wird – mit internen Fachbereichen, mit dem Verteilnetzbetreiber und mit Rücksicht auf den Zustand des gesamten APG-Netzes,“ sagt Ranninger, und betont: „Die Zusammenarbeit mit TINETZ war dabei von Beginn an eng und partnerschaftlich – von der Planung bis zur letzten Funktionsprüfung.“ Bereits zwei Jahre im Voraus wurde der Termin festgelegt und mit dem restlichen Netz koordiniert, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen.
Um ihn an das Hochspannungsnetz anzuschließen, wurde der Transformator über die neu errichtete 380-kV-Schaltanlage über Trenn- und Leistungsschalter sowie Verseilungen an das übergeordnete APG-Netz angebunden. Am 23. Juli erfolgte schließlich mithilfe eines Generators im Kraftwerk Kaprun die so genannte „Hochspannungsprüfung“ – ein kontrollierter Hochlauf auf eine Betriebsspannung von max. 420.000 Volt, die rund fünf Stunden dauerte und dafür sorgte, dass im Umspannwerk schlussendlich der Strom fließen kann. Die Feuerwehr war mit einem Löschfahrzeug und fünf Einsatzkräften vor Ort, um im unwahrscheinlichen Fall eines Zwischenfalls sofort eingreifen zu können.
TINETZ erneuerte 110-kV-Schaltanlage
Der Anschluss an das österreichweite Übertragungsnetz und die damit geschaffene wesentliche Netzabstützung für die Region erforderte auch beim Projektpartner, dem lokalen Verteilnetzbetreiber TINETZ, umfassende Baumaßnahmen im bestehenden Umspannwerk. Die 110.000 Volt Freiluftschaltanlage wurde durch eine kompakte Innenraumschaltanlage ersetzt und entsprechend den neuen Erfordernissen erweitert.
Bereits Ende Juni wurde die bestehende 110-kV-Freileitung in die neue TINETZ Anlage eingebunden, so dass nun im finalen Schritt das 110-kV-Verteilnetz über den 380/110-kV-Transformator mit dem Übertragungsnetz gekoppelt werden konnte. Dabei unterstrich man, dass nur dank der intensiven partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit APG über alle Projektphasen und Herausforderungen hinweg die Netzanbindung in so kurzer Zeit am bestehenden Standort umgesetzt werden konnte.
Die Gesamtkosten für diese Maßnahme in der Höhe von 46,5 Millionen Euro werden von TINETZ getragen. In den nächsten fünf Jahren sind weitere Investitionen von 700 Millionen Euro in die Netzinfrastruktur, Versorgungszuverlässigkeit und Dekarbonisierung des Stromsystems in Tirol geplant.
Lokale Wertschöpfung durch heimische Expertise
Für die Einbindung der 380-kV-Leitung zwischen den Umspannwerken Lienz und Tauern (Kaprun), die bisher am Standort vorbeiführte, ließ APG am neuen Werksareal einen neuen 380-kV-Strommasten errichten – unter beengten Platzverhältnissen und in engem Zeitfenster. Die Arbeiten übernahm die Cteam Österreich Leitungsbau GmbH aus Matrei: Zwölf Monteure – die „Manda“ – montierten die 70 Tonnen schwere Stahlgitterkonstruktion mithilfe eines 160-Tonnen-Autokrans. Anschließend wurden die Leiterseile eingebunden und mit dem neuen Umspannwerk verbunden.

APG plant österreichweit Errichtung weiterer 65 Transformatoren bis 2034
Projekte wie dieses sind der Schlüssel für die versorgungssichere Dekarbonisierung der Stromversorgung. Der APG-Netzentwicklungsplan sieht bis 2034 die Errichtung weiterer 65 Transformatoren vor. Insgesamt investiert der Netzbetreiber in diesem Zeitraum neun Milliarden Euro in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur sowie deren Digitalisierung, um zukünftig alle Akteur:innen des Energiesystems für die Betriebsführung (u.a. Flexibilitäten) nutzbar zu machen. Dadurch wird die Versorgungssicherheit für Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie in Österreich erhöht und die Elektrifizierung aller Lebensbereiche sowie die Energiewende ermöglicht.





















