Eine neue Studie von Kearney zeigt, dass veraltete Preisstrategien am Black Friday bei vielen Händlern zu Verlusten führen. KI-Unterstützung könnte das Ganze wieder auf Kurs bringen.
400 Mio. planen die Österreicher:innen – laut Handelsverband – in den Tagen vor dem oder am Black Friday am 29. November auszugeben. Die Konsument:innen haben inzwischen nämlich gelernt mit dem Schnäppchentagen umzugehen. Einkäufe werden mitunter sogar verschoben und für diesen Tag geplant. Genau das stellt aber den Einzelhandel vor eine Herausforderung, denn laut einer neuen Studie der Unternehmensberatung Kearney und dem AI-Pricing-Anbieter 7Learnings sinkt die Nachfrage drei Wochen vor und bis zu zwei Wochen nach dem Einkaufstag signifikant.
Profite am Black Friday
Mit einem laut Handelsverband prognostizierten Gesamtumsatz von 400 Millionen Euro für 2024 bleibt der Black Friday auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr (420 Mio. Euro). Allerdings „verliere“ der Einzelhandel dabei laut der Studie rund 20 Millionen Euro Profit durch ungeschickte und veraltete Preissetzung. Dabei seien margenschwache Einzelhändler auf die Umsätze an diesem Tag angewiesen, sagt Tybus.
Bisher sei dies aber für den Großteil des Marktes noch Zukunftsmusik und Preise richten sich in erster Linie nach dem Wettbewerb. Im Schnitt wurden mit dieser vorherrschenden Strategie im Vorjahr 43 Mio. Euro Profit erwirtschaftet. Durch bessere Discountsetzung und Nutzung der Marketingausgaben hätten es laut der Studie aber bis zu 63 Mio. Euro sein können. Dass zukünftige Preisgestaltung mittels Einbeziehung von digitalen Daten und künstlicher Intelligenz noch mehr leisten könne, zeigt auch die exklusive Konsumentenstudie aus dem letzten Monat.
Zufriedenheit trotz niedriger Rabatte
In einer kürzlich in Deutschland durchgeführten Umfrage gaben 85 % der befragten Konsument:innen dabei an, am diesjährigen Black Friday teilzunehmen. Ein Drittel davon möchte Produkte kaufen, die sie sonst nicht erwerben würden. Obwohl die effektiven Rabatte in den Geschäften und im Onlinehandel in Wahrheit im Schnitt unter zehn Prozent liegen, wird der Einkaufstag äußerst gerne genutzt. 85 % der Befragten stehen diesem positiv gegenüber, wobei Elektronik, Technik und Mode die beliebtesten Kategorien sind.
Nachhaltigkeit spielt für 75 % der Konsument:innen in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle. Etwa zwei Drittel der Käufe werden in dieser Zeit online getätigt, was die zunehmende Bedeutung des E-Commerce unterstreicht. Paradox ist: Auch wenn etwa 35 % der Befragten die angebotenen Rabatte als niedriger empfanden als beworben, zeigt die hohe Zufriedenheitsrate von 90 %, dass die Erwartungen der Konsument:innen dennoch größtenteils erfüllt werden.
Rabattschlachten und Nachfrage
Heute setzen 95 % der Händler online wie offline auf bisher bekannte Strategien, also einen Mix aus Gutscheinen, Rabatten und entsprechendem Marketing. Im Vergleich hätte ein innovativ KI basiertes Preismodell am letzten Black Friday zusätzlich bis zu 51 Millionen Euro Umsatz erzielen können. Diese Lücke entsteht beispielsweise in Produktkategorien wie Kosmetik oder Sportartikel, bei denen kleinste Preisänderungen bereits große Auswirkungen auf die Nachfrage haben.
Im Schnitt seien laut seinen Berechnungen so bereits rund neun Mio. Euro Profit mehr möglich. Die Studie zeigt, dass ein einzelner Einzelhändler auch ohne Marketingstrategie oder Rabattaktionen seinen Profit verdoppeln könnte. Das geht allerdings nur, solange alle anderen weiterhin mit Rabattschlachten die Nachfrage ankurbeln – ein zukunftssicheres Vorgehen wäre dies nicht. Firmen, die auf künstliche Intelligenz bei der Preisstrategie setzen, können laut der Studie allerdings am meisten herausholen. Im Durchschnitt nochmal 11 Mio. Profit mehr.
Profitable Preise
Bisher verwenden nur etwa fünf Prozent der Einzelhändler eine Preisstrategie, die auf künstlicher Intelligenz beruht. „Dabei birgt ein vorhersagebasiertes Preismodell das Potenzial, Nachfrage und Zahlungsbereitschaft der Kunden viel besser zu nützen, was zu höheren Profiten und häufig zu höheren Preisen führen kann“, erklärt Felix Hoffmann, Co-Founder und CEO von 7Learnings.
Auch die Konsumentenbefragung untermauere dieses Potenzial: Verbraucher erwarten zwar hohe Rabatte, erhalten de facto aber oft geringere Nachlässe. Trotzdem sind sie zufrieden und verlagern den Großteil ihrer Einkäufe auf diesen Tag. „Händler könnten dieses Verhalten nützen, indem sie durch AI-optimiertes Pricing die richtige Balance zwischen attraktiven und gleichzeitig profitablen Preisen schaffen“, so Hoffmann abschließend.