Dank des wärmeren Wetters hat die Stromerzeugung durch nachhaltige Energiequellen im Mai (KW 18 bis KW 21) gegenüber den Vormonaten wieder zugelegt. Rund 90 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs konnten durch Erneuerbare gedeckt werden.
Bei einem Gesamtverbrauch von 4.445 Gigawattstunden (GWh) sind das rund 3.980 GWh. In der Kalenderwoche 20 war es dieses Jahr erstmalig wieder möglich, den heimischen Strombedarf bilanziell zu 100 Prozent nachhaltig zu decken.
Der Anstieg an erneuerbarer Stromerzeugung im Mai wurde hauptsächlich durch die Erzeugung aus Laufwasserkraftwerken möglich, die sich mit 2.929 GWh um rund 34 Prozent gegenüber dem Vormonat steigern konnte, im April (KW 14 bis KW 17) waren es nur 2.179 GWh. Das ist eine saisontypische Entwicklung, meint Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG: „Gerade im Frühling und Sommer, wenn es wärmer wird, erkennt man auch eine steigende Produktionskraft der Erneuerbaren, vor allem bei der Laufwasserkraft“.
95 Prozent weniger Stromimport als im Vormonat
Die gute Erzeugung durch erneuerbare Energien war Grund dafür, dass im Mai an mehr als der Hälfte der Tage (17 Tage) Strom bilanziell exportiert werden konnte. Hier reden wir von 254 GWh. Abzüglich der importierten Strommenge von insgesamt 279 GWh an den restlichen 14 Tagen, ergibt das im Mai eine Stromimportmenge von 24 GWh. Ein Monat zuvor im April mussten mit einer Summe von 477 GWh noch 20-mal mehr Strom importiert werden. „Dieser signifikante Rückgang an Stromimport im Mai ist ebenso nur durch den starken Anstieg der Laufwassererzeugung möglich, die in Österreich einen Großteil der erneuerbaren Energien darstellt,“ sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Stärkere Kapazitäten in der Strominfrastruktur nötig
Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Eingriff mittels Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke, sowie auch flexible Verbraucher.
Derartige Maßnahmen mussten im Jahr 2022 bis Ende Mai bereits an 103 Tagen ergriffen werden. Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten drei Jahre (95 Tage) sind das rund acht Prozent mehr. Diese Eingriffe in das Stromnetz zeigen einerseits die vorhandenen Kapazitätsdefizite in der Strominfrastruktur auf und verursachen andererseits Kosten, die am Ende dem Stromkunden zur Last werden. „Die notwendigen Redispatch-Maßnahmen haben den österreichischen Stromkunden bis Ende Mai rund 27 Millionen Euro gekostet“, erklärt Thomas Karall.
Die aktuellen Entwicklungen der Strom- und Energiepreise sowie die geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine zeigen wie wichtig eine rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem ist. Dazu braucht es eine umgehende Gesamtsystemplanung sowie entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion sowie eine umfassende Digitalisierung zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss umgehend erfolgen. Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel.
Die APG leistet dabei ihren Beitrag: zur Erreichung dieser Ziele sowie für die sichere Transformation des Energiesystems investiert die APG in den nächsten 10 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro. Davon werden allein 2022 rund 370 Millionen Euro in die sichere Stromzukunft investiert.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Das überregionale Stromnetz der APG dient als Rückgrat für die sichere Stromversorgung Österreichs. Über das jeweilige Verteilernetz eines Bundeslandes kann dieses überschüssig produzierten Strom in das APG Netz speisen und somit österreichweit nutzbar machen. Bei Produktionsengpässen kann ein Bundesland aber auch den erforderlichen Strom aus dem Netz der APG beziehen.
Im Mai haben die Bundesländer mit rund 991 GWh beinahe genauso viel Strom in das APG Netz eingespeist, wie sie mit rund 989 GWh entnommen haben. Die Bundesländer mit der größten Einspeisung in das Netz waren Oberösterreich (252 GWh) und Tirol (206 GWh), während Vorarlberg (281 GWh) und Wien (228 GWh) die Bundesländer waren, die im Mai den meisten Strom aus dem Netz entnommen haben.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.