Die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) präsentierte detaillierte Daten, Fakten und Zahlen rund um die Sammlung von Elektroaltgeräten und Gerätebatterien in Österreich. Akkus und PV-Anlagen verhinderten im Vorjahr einen Sammelquoten-Erfolg.
Im Geschäftsjahr 2022 wurden bei Österreichs Abfallsammelstellen (Wertstoffzentren) rund 135.000 Tonnen Haushaltselektroaltgeräte (EAG) und knapp 2.850 Tonnen Gerätebatterien (GBATT) gesammelt. Im Vergleich zu 2021 entspricht das bei den EAG einem leichten Rückgang von 0,9 Prozent. Bei den GBATT konnte erfreulicherweise ein Sammelplus von rund drei Prozent erzielt werden. „Die österreichische Abfallwirtschaft ist mit 2.000 kommunalen Sammelstellen und zusätzlichen Möglichkeiten der Geräte- und Gerätebatterienrückgabe beim Handel bestens aufgestellt. Mit unserer Kampagne „Her mit Leer“ in Kooperation mit dem BM für Klimaschutz, der Wirtschaft und den Kommunen haben wir neuerlich in das Umweltbewusstsein der Bevölkerung, den Eckpfeiler der Kreislaufwirtschaft, investiert“, betonte Stephan Schwarzer, Aufsichtsratsvorsitzender der EAK.
Batterien-Sammelquote verpasst
Dass die Sammelquote für Gerätealtbatterien für 2022 trotzdem nicht erreicht werden konnte, erklärt Schwarzer mit den deutlich ansteigenden Inverkehrsetzungen von langlebigen Lithium-Batterien. 2022 wurden mit mehr als 7.153 Tonnen um 16,5 Prozent mehr Gerätebatterien in Verkehr gesetzt als im Jahr davor (2021: 6.138 Tonnen). „Dem Sammel-Plus von knapp 3 Prozent im Jahr 2022 steht somit ein Plus von 7,6 Prozent der in den letzten drei Jahren (inkl. 2022) durchschnittlichen Inverkehrsetzung gegenüber“, so Schwarzer. „Zudem bedingt die Langlebigkeit von Lithium-Batterien geringere Rückläufe, denn heute sind fast 50 Prozent aller verkauften Batterien bereits Lithium-Batterien.“
Bei den Elektrogeräten hingegen wurden 2022 weniger Haushaltsgeräte auf den Markt gebracht als 2021. So ist die Gesamtmasse der im Jahr 2022 in Verkehr gebrachten Masse an Elektro- und Elektronikgeräten für private Haushalte rund 4,2 Prozent unter der des Vorjahres, was laut Schwarzer auf den Rückgang des Wirtschaftswachstums zurückzuführen ist. Generell ist der Umsatz im Elektrohandel 2022 um 4,7 Prozent gesunken, der Onlinehandel verzeichnet 2022 ein Minus von 7,8 Prozent. Gleichzeitig ist die Sammelmasse von Elektro- und Elektronikaltgeräten (Haushalts- und Gewerbegeräte) im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als 1 % gesunken.
Auch PV-Anlangen verhageln die Sammelquote
„Wenn bei der Sammlung von Elektroaltgeräten die Sammelquote von 65 Prozent nicht erreicht werden konnte, liegt es weniger an reduzierten Rückläufen, sondern vielmehr an der besonders hohen Inverkehrsetzungsmasse von Photovoltaik-Anlagen, die zur Fraktion der Elektrogroßgeräte gezählt werden“, erklärte Schwarzer. So hat sich die Masse der PV-Anlagen in den letzten vier Jahren auf das 9-fache (62.000 Tonnen) gesteigert. „Die Einhaltung der Sammelquoten ist aufgrund der sprunghaft steigenden Inverkehrsetzungen bei erneuerbaren Energietechnologien wie z. B. Photovoltaik-Anlagen, die eine durchschnittliche Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren haben, nicht mehr möglich“, ergänzte der EAK-Aufsichtsratsvorsitzende. „Bei langlebigen Produkten versagt die Berechnungsmethode.“
Neue Berechnungsmethoden nötig
In diesem Zusammenhang problematisierte Christian Holzer, Sektionschef Umwelt und Kreislaufwirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz, die in der neuen EU-Batterieverordnung vorgesehene Erhöhung der Sammelquote für Gerätebatterien von derzeit 45 auf 65 Prozent (2025) und 70 Prozent (2030). Holzer appellierte an die EU-Kommission, die Relation der Inverkehrsetzungsmasse mit der Sammelmasse neu zu überdenken und eine realistische Berechnungsmethode zu entwickeln. „Bei den Elektrogeräten wirkt zudem die Einführung des Reparaturbonus als negativer Impact auf die Sammelmasse. Mehr Reparaturen bedeuten eine längere Nutzung der Geräte und daher weniger Rücklaufe. Die Wiederverwendung wird aber nicht bei der Quotenberechnung berücksichtigt. Auch hier sollte die EU reagieren und Adaptierungen vorsehen“, so Holzer.
Weniger Kleingeräte im Restmüll
Als erfreulichen Trend hob Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der EAK, die erhöhte Sammelmenge bei den Elektro-Kleingeräten aus privaten Haushalten hervor. So wurden 2022 um fast 13 Prozent mehr Elektro-Kleingeräte (Föhne, Stabmixer, elektrische Zahnbürsten, etc.) zu den Sammelstellen getragen als 2021. „Das ist extrem wichtig, da laut letzter Restmüllanalyse aus dem Jahr 2018 neben 850 Tonnen Gerätealtbatterien auch mehr als 11.000 Tonnen ausgediente Elektro-Kleingeräte im Restmüll landeten, was eine Gefahr für Mensch und Umwelt bedeutet“, ergänzte Giehser.
Eine aktuelle Restmüllanalyse, die vom Land Wien durchgeführt wurde, lässt eine deutliche Reduktion der Kleingeräte als auch bei Gerätebatterien im Restmüll erkennen. „Das heißt, dass die verstärkten Informationsmaßnahmen langsam wirken und die Endverbraucherinnen und Endverbraucher ressourcenbewusster agieren und Kleingeräte und Gerätebatterien nicht mehr so leichtfertig in den Müll werfen, wie in den Jahren davor“, so Giehsers Schlussfolgerung.
„Her mit Leer“–Infokampagne
Die EAK-Geschäftsführerin zeigte sich auch erfreut, dass 2022 der Abwärtstrend bei der Sammlung von Gerätebatterien gestoppt werden konnte und sogar ein Plus von drei Prozent erzielt wurde. In den Batterieboxen der Handelsunternehmen ist die Sammelmenge der Gerätealtbatterien sogar um rund elf Prozent gestiegen, was Giehser auf die bundesweite Kampagne „Her mit Leer“ zurückführt.
„Umso wichtiger ist es, dass die 2021 gestartete Infokampagne um weitere 1,5 Jahre – bis Ende 2024 – verlängert wurde“, betonte Giehser. Unterstützt und mitgetragen wird die Kampagne vom Bundesministerium für Klimaschutz, dem Österreichischen Gemeindebund und Städtebund, der Wirtschaftskammer Österreich, der ARGE österr. Abfallwirtschaftsverbände, den österreichischen Sammel- und Verwertungssystemen für Gerätealtbatterien, Vertreter:innen der Industrie sowie Vertreter:innen des Lebensmittelhandels (Hofer, Lidl, REWE Gruppe und Spar).
EAK mit neuen Schwerpunkten & neue Aufgaben
Generell sind sich alle Vortragenden einig, dass die österreichische Abfallwirtschaft bestens aufgestellt sei. Holzer: „Mit rund 2.000 kommunalen Sammelstellen sowie zusätzlichen Möglichkeiten der Geräte- und Gerätebatterienrückgabe beim Handel werden österreichweit optimale Rückgabemöglichkeiten angeboten.“
Lob für das heimische Sammelsystem kam auch vom Präsidenten der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, Anton Kasser. Er bezeichnete den österreichischen Weg als „beispielgebend für die gesamte EU“ und führte das reibungslos funktionierende Sammelsystem auf die enge Zusammenarbeit der Kommunen und der Wirtschaft zurück. Kasser: „85 Prozent der gesammelten Menge wurden über die kommunalen Altstoffsammelzentren, Recyclinghöfe oder Mistplätze der Verbände, Städte und Gemeinden gesammelt. Die restlichen 15 Prozent wurden über den Handel oder direkte Abgabestellen von Herstellern gesammelt.“
Trotzdem werden die derzeitigen EU-Sammelquoten auch 2023 nicht erreicht, was wie erwähnt auf die steigende Anzahl der in Verkehr gesetzten Elektrogeräten und Batterien in den letzten Jahren zurückzuführen ist.
Elisabeth Giehser, EAK
Schwarzer: „Anscheinend wurde die EU von ihrem eigenen Erfolg in der Energiewende überrascht. Die Berechnungsmethode taugt nicht für Produktarten, die neu auf den Markt kommen und eine lange Lebensdauer vor sich haben und muss daher dringend geändert werden.“
Verstärkte Bewusstseinsarbeit in Schulen
Den Schwerpunkt ihrer Informationsarbeit legt die EAK im Speziellen auf die Zielgruppe der nächsten Generation – die Leidtragenden des immer stärker spürbaren Klimawandels. Die 2022 erfolgreich durchgeführten Schulprojekttage zum Thema „Lässig Sammeln statt uncool Wegwerfen“ in Wien und Linz wurden bereits heuer (2023) in Graz fortgesetzt. 2024 ist die Verstärkung des Bildungsschwerpunkts in den Volksschulen durch die Abfallberater:innen geplant, verrät Giehser.
„Unsere Schulworkshops tragen dazu bei, die Konsumentinnen und Konsumenten der Zukunft frühzeitig zu informieren und eine Trendumkehr von der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Dabei ist es nötig bewusst zu machen, dass beispielsweise alte Elektrogeräte nicht nur entsorgt und recycelt, sondern auch repariert und weiter genutzt werden können. Dafür gilt es schon bei Schüler:innen Sensibilität zu schaffen und Alternativen zur Entsorgung anzubieten.“
Neue Aufgabenbereiche für die EAK
Neben Bewusstseins- und Öffentlichkeitsarbeit ist auch die Koordinierung von Abholungen gesammelter Elektroaltgeräte und Gerätealtbatterien bei österreichischen kommunalen Sammelstellen im Rahmen der Abholkoordinierung Kernaufgabe der EAK. Ab dem Jahr 2023 wird die EAK auch einheitliche und unabhängige Prüfungen von Systemteilnehmer:innen koordinieren. Als zweiten neuen Aufgabenbereich übernimmt die EAK ab 2024 auch die Vergabe von Fördergeldern für Abfallvermeidungsprojekte mit einem Fokus auf ReUse von Elektro- und Elektronikaltgeräten insbesondere durch sozialökonomische Betriebe. „Basis für unsere Arbeit ist die Bereitschaft der Bevölkerung, ausgediente Elektrogeräte und Batterien nicht als Abfall, sondern als wertvolle Ressource zu betrachten und diese zur Sammelstelle zu bringen“, betonte Giehser.