Die APG-Factbox im September zeigt eine 87 %ige Stromverbrauchsdeckung durch erneuerbare Energien. Zudem waren bis Ende September bereits 125,6 Millionen Euro für Redispatch-Maßnahmen nötig, um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern.
Allein im September kosteten die notwendigen Eingriffe in die Fahrpläne der Stromversorgung zehn Millionen Euro. Dabei wird der Stromfluss mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke, um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und die sichere Stromversorgung zu gewährleisten.
APG: Redispatch-Maßnahmen werden mehr
Derartige Maßnahmen mussten im Jahresverlauf bis Ende September bereits an 169 Tagen ergriffen werden. Mit 20 Tagen allein im September. Ein Umstand, der zu bedenken gibt und auch teuer zu Tragen kommt. Die für die sichere Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen kosteten dieses Jahr bis Ende September bereits 125,6 Mio. Euro, das sind um 31,6 Mio. Euro mehr als im gesamten Jahr 2022 gebraucht wurden.
Hierbei wird von Kosten gesprochen, die am Ende der Stromkunde bezahlen muss. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten sowie entsprechende Speicherkapazitäten in allen Ebenen des Stromsystems würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und damit die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur sowie der Stromspeicher haben daher oberste Priorität.
In den Septemberwochen (KW36-39) konnten die erneuerbaren Energien in Österreich 3.576 GWh (Gigawattstunden) Strom erzeugen. Damit konnten bilanziell 87 % des heimischen Stromverbrauchs (4.097 GWh) gedeckt werden. Hauptanteil daran hatte die Wasserkraft, die im September mit 2.693 GWh rund 75 % der Erneuerbaren ausmachte. Die Windenergie trug mit 492 GWh rund 14 Prozent zu den Erneuerbaren bei und die Photovoltaik Anlagen mit 267 GWh rund 7 Prozent.
Dynamik bei PV-Anlagen erschwert Stromverbrauchsprognose
„Im Sinne der Energiewende und des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien ist der rasche Ausbau der Photovoltaik Anlagen ausdrücklich zu begrüßen. Mit dem erwarteten Ausbau von nahezu 2.000 MW Photovoltaik in diesem Jahr wird eine Leistung mit der Größenordnung aller Donaukraftwerke innerhalb eines Jahres an das Netz angeschlossen,“ erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
Gleichzeitig stellt diese Dynamik die Netze vor neue Herausforderungen. Die vermehrte Eigenproduktion durch Photovoltaik-Anlagen führt zu massiven Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus dem Verteilernetz in das Übertragungsnetz. Die ursprünglich gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr, im Gegenteil der Stromfluss dreht sich vollständig um und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz zu den Speicherkraftwerken oder ins Ausland transportiert werden.
Das verändert auch die Strompreiskurve signifikant und führt an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagszeit sogar zu negativen Marktpreisen, wenn es für den Strom keine Abnehmer mehr gibt, oder aufgrund von Netzengpässen eine weiträumige Verteilung nicht möglich ist. Wir müssen unseren Stromverbrauch zunehmend in jene Zeiten verlagern, wo in Zukunft Überschüsse aus Erneuerbarem Strom erzeugt werden.
„Diese Entwicklung zeigt uns die große Dringlichkeit die Stromnetze zu verstärken und alle Akteure des Energiesystems zu digitalisieren, um mögliche Flexibilitäten der Stromkunden für das Stromsystem nutzbar zu machen. Das schaffen wir nur mit noch schnelleren Genehmigungsverfahren und einem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ELWG), welches den Rahmen für ein modernes kundenzentriertes Energiesystem schafft,“ erklärt Christiner.
Beim Stromverbrauch verantwortungsvoll agieren
Es ist trotz dieser betrieblichen Herausforderungen wichtig, weiterhin verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit der Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom. Darüber hinaus ist der nachhaltige Ausbau der Stromnetze, der erneuerbaren Produktion, sowie der Speicher das Gebot der Stunde.
Hohe Netzeinspeisung durch Wasserhochburgen des Landes
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden. Tirol konnte im September 249 GWh in das überregionale Netz einspeisen und Oberösterreich 207 GWh. Wien musste mit 294 GWh, neben der Steiermark (246 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.