Die gfu ließ für seine neuste Umfrage das TV-Konsumverhalten in Deutschland näher beleuchten – sowohl was das lineare Fernsehen betrifft, wie auch Streaming. Die Entwicklungen in Österreich dürften ähnlich sein.
TV-Geräte, die aktuell verkauft werden, sind in der Regel smart. Sie lassen sich mit dem Internet verbinden und ermöglichen Inhalte nach einem persönlichen Zeitplan zu sehen. Dadurch ist man unabhängig vom Programmschema des Sender. Doch trotz dieser freien Auswahlmöglichkeit ist das „lineare Fernsehen“, also das Anschauen von Sendungen zu festgelegten Ausstrahlungszeiten, weiterhin die beliebteste Art. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die YouGov für die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics im April durchgeführt hat. Befragt wurden dafür 2048 Personen ab 18 Jahren. Die Umfrage basiert auf Online-Interviews des YouGov Panel Deutschland. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die dortige Bevölkerung ab 18 Jahren. Eine Umfrage in Österreich würde vermutlich zu ähnlichen Ergebnissen führen.
Lineares TV oder Streamingdienste?
41 % der Befragten gaben an, täglich lineare Fernsehangebote zu nutzen. Zwei Drittel (67 %) schauen mindestens einmal pro Woche Programme zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Damit liegt diese Ausspielungsart deutlich vor allen anderen Möglichkeiten der TV-Nutzung. Unterschieden nach Altersgruppen zeigen sich allerdings gravierende Unterschiede. Bei den 18- bis 24-Jährigen geben lediglich 7 % an, täglich linear zu schauen. Bei den Befragten über 55 Jahre sind es hingegen 61 %. Auch bei Betrachtung der wöchentlichen Nutzung bleibt die Tendenz erhalten: 38 % der 18- bis 24-Jährigen schauen mindestens einmal pro Woche lineares TV, bei den über 55-Jährigen 80 %.
Hoch im Kurs stehen kostenpflichtige Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+. Knapp die Hälfte der Befragten (49 %) sagt, einen solchen Dienst mindestens einmal pro Woche zu nutzen. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 58 %. Jeder Vierte (24 %) dieser Altersgruppe gibt an, täglich Inhalte wie Filme oder Serien über kostenpflichtige Streamingdienste abzurufen. Klassische Pay-TV-Sender, wie beispielsweise Sky oder DAZN, die sowohl linear als auch zeitversetzt senden, nutzen 21 % der Befragten mindestens einmal pro Woche, 6 % täglich.
Bei den Streamer:innen und Pay-TV-Konsument:innen begnügt sich die größte Gruppe (40 %) mit einem Abonnement. 28 % geben an, dass sie zwei Abos abgeschlossen haben, 19 % sogar drei oder mehr. Entsprechend sind auch die Kosten. Fast die Hälfte (48 %) derjenigen, die Abos abgeschlossen haben, zahlt dafür monatlich mehr als 20 Euro. Nur ein knappes Viertel (23 %) gibt an, mit den monatlichen Abokosten unter 10 Euro zu bleiben.
Das TV-Gerät wird aber nicht nur als Display für lineares oder kostenpflichtiges TV-Programm genutzt. 35 % der Befragten geben an, dass sie mindestens einmal pro Woche auf die kostenlosen Mediatheken der Sender zugreifen. Stärkste Nutzergruppe sind hier die 35- bis 44-Jährigen mit 41 %. 18 % sagen, dass sie über den Fernseher mindestens einmal pro Woche Sendungen schauen, die sie aus dem linearen Programm aufgenommen haben. Und manchmal dient der Fernseher einfach nur als Display für ein angeschlossenes Gerät, wie eine Gaming-Konsole oder einen Bluray-Player. 14 % geben an, mindestens einmal wöchentlich ein angeschlossenes Peripheriegerät zu nutzen.
Lineares Fernsehen ist nach wie vor Spitzenreiter bei der Nutzung des TV-Gerätes. Doch bei den jüngeren Zuschauenden büßt diese Ausspielungsart deutlich an Attraktivität ein. Diese Altersgruppe ist lieber selbstbestimmt, wann sie Content schauen will, und ist bereit, für diesen Komfort Geld auszugeben. Offen ist allerdings, ob diese Generation dauerhaft für das lineare Fernsehen verloren ist, oder ob sie mit zunehmendem Alter wieder häufiger nach festen Programmschemata schauen wird.
Sara Warneke, Geschäftsführerin der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics