Die breite mediale Kommunikation über Nachhaltigkeit schafft Bewusstsein, für Änderungen der Rahmenbedingungen und Ansatzpunkte zum verantwortungsvollen Agieren. Manchmal wirken Diskussionen entfernt, im Verständnis durch teilweise abstrakte Formulierungen und in der Einschätzung von Relevanz nur für „die Großen“. Dieser Artikel gibt Aufklärung zu einigen diskutierten Begriffen und Anregungen zur facettenreichen Betrachtung von Maßnahmen der nachhaltigen Verantwortung.
Dieser Artikel wurde im Zeitraum von zwei großen Sportereignissen verfasst: einerseits im Umfeld des Formel 1 Grand Prix von Österreich in Spielberg, andererseits zu Beginn der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in den USA. Es gab zu beiden Veranstaltungen umfassende Berichte, welche der interessierten Fan-Gemeinschaft Eindrücke vermitteln.
Die Sportveranstaltung in der Steiermark gilt in der Branche als differenzierende Location im Rennkalender, unter anderem führt das Ambiente der die Rennstrecke umgebenden Berge und die Gastfreundschaft zu einem beliebten Willkommen unter den Teams, Prominenten und Fans. Viele Abschnitte der Zuschauertribünen waren von der Farbe Orange geprägt, durch die holländischen Fans von Max Verstappen und die Unterstützer vom aktuell führenden Rennstall McLaren. Das Rennen in der „grünen Steiermark“ ist ein bodenständiger Hotspot mit Nähe zu Nachhaltigkeit. Eine Vielzahl von ESG-Maßnahmen rund um Energie- oder Abfallmanagement, eine neue Photovoltaikanlage und der Bau eines Biomasse-Heizkraftwerks werden durch die ISO 14001 Zertifizierung oder das FIA-Umweltzertifikat bestätigt.
Diese Berichte über das Renngeschehen, die Veranstaltungen vor Ort und Maßnahmen zu Nachhaltigkeit vermitteln ein Bild für Involvierte und Außenstehende. Als sogenannte „Stakeholder“, welche als Personen bzw. Institutionen Interesse an einem Unternehmen oder einer Veranstaltung haben, werden sie über relevante Aktivitäten und Auswirkungen auf das Umfeld informiert. Man unterscheidet zwischen freiwilliger und gesetzlich verpflichtender Berichterstattung, wobei der Gesetzgeber durch den steigenden Stellenwert von verantwortungsvoller Unternehmensführung zunehmend mehr klare Anforderungen formuliert.
In den letzten Monaten waren einige Abkürzungen rund um Nachhaltigkeit verstärkt in den Medien: ESG, CSRD, ESRS oder Omnibus. Was versteht man darunter? Betrifft mich das? Was kann ich für die Maßnahmen zu Nachhaltigkeit in meinem Unternehmen ableiten? Dieser Artikel verschafft einen Überblick und gibt Inspiration zur umfassenden Betrachtung von Initiativen für nachhaltige Führung.
Wesentliche Begriffe zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Überblick
Der schon erwähnte Begriff ESG ist die Abkürzung für „Environmental Social and Governance“, diese drücken die drei Säulen der Nachhaltigkeit aus: es geht um die ökologische und soziale Verantwortung bzw. die ökonomische Dimension der nachhaltigen Unternehmensführung. Die Säulen werden gerne als Dreieck dargestellt, das vermittelt das Zusammenspiel mit Gültigkeit für alle Unternehmen. Umgelegt auf den Handel bzw. E-Commerce ergeben sich für die Verantwortungsträger Ansätze in alle Richtungen: von der Reduktion der CO2-Emissionen (z.B. rund um den Fuhrpark oder Versand von bestellten Waren) über den Umgang mit der Belegschaft (z.B. Stabilisieren der Fluktuation als vertrauenswürdiger Arbeitgeber oder Arbeitnehmervielfalt) bis zur ökonomischen Vertrauenswürdigkeit (z.B. Ehrlichkeit ohne Korruption oder vertrauenswürdige Berichterstattung zu nachhaltigen Maßnahmen).
Die „Corporate Sustainability Reporting Directive” (CSRD) ist eine EU-Richtlinie zur Erweiterung der bisherigen Regelungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung, bezogen auf die oben angeführten ESG-Dimensionen. Damit es bei den Berichten mehr Einheitlichkeit für Klarheit und Vergleichbarkeit gibt, wurden die mit der Richtlinie verbundenen „European Sustainability Reporting Standards“ (ESRS) veröffentlicht. Die Regelungen der CSRD treten stufenweise in Kraft, wobei die ersten Unternehmen Berichte für das Geschäftsjahr 2024 (veröffentlicht 2025) erstellen müssen. Ab 2025 gilt die Verpflichtung auch für Unternehmen in der Größe von über 250 Mitarbeitenden oder über 40 Millionen Umsatz, aber 2026 auch für erste KMUs. Die Grenzen werden derzeit im Rahmen der EU-Omnibus-Regelung diskutiert, im Gespräch sind Anpassungen und Erleichterungen.
Beispiele für die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
Die ESRS-Richtlinien definieren wertvolle Anhaltspunkte für die unterschiedlichen Ausprägungen der nachhaltigen Unternehmensführung. Nachfolgend sind wesentliche Parameter aller drei ESG-Dimensionen im Überblick angeführt, verbunden mit Ansätzen der Anwendung in Unternehmen in Handel und E-Commerce, unabhängig von einer verpflichtenden Berichterstattung:
- Klimawandel: Es geht im Schwerpunkt um die Reduktion der Treibhausemissionen als wesentlicher Verursacher. Dabei wird zwischen den direkten Emissionen (den sogenannten „Scope 1 Emissionen“) und indirekten Emissionen unterschieden. Umgelegt auf den Handel bedeutet das Maßnahmen der CO2-Reduktion (z.B. beim Verbrennen fossiler Brennstoffe im Fuhrpark, Energieverbrauch von IT-Systemen und Fußabdruck der Lieferkette bis zur „letzten Meile“ in der Zustellung von bestellten Produkten).
- Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft: Das bezieht sich auf die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und die Unterstützung von Kreislaufwirtschaft. In Verbindung mit dem Handel geht es um das Reduzieren von Abfall (z.B. beim Einsatz von mengenmäßig durchdachtem Verpackungsmaterial mit der Möglichkeit zum Recycling und der Vermeidung von Überproduktion durch datenbasierte Lagersteuerung im E-Commerce) und Energieeffizienz.
- Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette: Es geht um die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Arbeitskräfte, die nicht Teil der eigenen Belegschaft sind. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen bei Zuliefern und Dienstleistern bzw. Arbeitsrechte. Der Handel kann bei der Auswahl der Produkte bzw. Logistik-Dienstleister (wie rund um die Zustellung) verantwortungsvoll agieren.
- Unternehmenspolitik: Die auf Governance bezogenen Dimensionen beziehen sich auf die verantwortungsvolle Unternehmensführung, damit verbunden sind ethische und soziale Standards. In Verbindung mit dem Handel geht es um Maßnahmen wie die Transparenz in der Produktkennzeichnung (z.B. bei nachhaltigen Siegeln oder der Kommunikation auf der E-Commerce Plattform) oder das Zusammenspiel mit den Lieferanten.
Zusammenfassend: Das Thema Nachhaltigkeit wird oft auf die ökologische Dimension bzw. CO2-Emissionen reduziert. Doch die umfassende ESG-Betrachtung zeigt, dass verantwortungsvolles Nachhaltigkeitsmanagement ein integriertes Zusammenspiel der drei Dimensionen rund um ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung ist. Im Artikel werden Beispiele für die Parameter in Verbindung mit dem Handel und E-Commerce Vermarktung behandelt.

Harald Rametsteiner
UPGROW Marketing Consulting
Lehrgangsleiter MBA General Management der FH des BFI Wien & E-Learning Group




















