Zwei Unternehmen der 10hoch4-Gruppe – die Energiesysteme GmbH und die KraftWerk GmbH – haben Insolvenz angemeldet. Die beiden 10hoch4-Unternehmen zählen zu den größten Photovoltaikunternehmen Österreichs und beschäftigten zuletzt rund 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Dabei plante, verkaufte und errichtete die 10hoch4 Energiesysteme GmbH schlüsselfertige Photovoltaikanlagen für Industrie- und Gewerbekunden – wie etwa die Anlagen auf dem Vösendorfer Shoppingcenter SCS oder für die Wiener-Niederlassung des Hausgeräteherstellers Miele. Ihre nun ebenfalls insolvente Schwesterfirma, die 10hoch4 KraftWerk GmbH, übernahm dann vor allem Montageleistungen für dieselben Projekte.
Ausbleibende Zahlungen als Ursache?
Wie aus den Unterlagen des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) hervorgeht, führt die 10hoch4 Energiesysteme GmbH ihre Insolvenz auf massive Zahlungsausfälle bei einem umfangreichen Dach-Photovoltaikprojekt zurück. Seit fast drei Monaten seien keine Zahlungen vom Auftraggeber eingegangen, und dieser habe nach Angaben des Unternehmens angekündigt, auch in den kommenden Wochen keine Zahlungen zu leisten. Infolge der blockierten Liquidität seien dann Verzögerungen bei anderen Projekten aufgetreten, was schließlich zu einer Kettenreaktion geführt habe, die die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens stark beeinträchtigte.
Laut AKV verfügt die Energiesysteme GmbH über Aktiva mit einem geschätzten Liquidationswert von 146.942,58 Euro sowie über Forderungen von rund 4,44 Millionen Euro (davon etwa 28.600 Euro konzernintern). Betroffen sind 187 Gläubiger mit Gesamtforderungen von über 13,19 Millionen Euro, darunter konzerninterne Verbindlichkeiten in Höhe von 3,37 Millionen Euro.
Das besagte Großprojekt
Bei dem betroffenen Großprojekt handelt es sich um die in Zurndorf (Bezirk Neusiedl am See) errichtete Dach-Photovoltaikanlage der Püspök Group in Kooperation mit der Burgenland Energie – laut Püspök-Angaben Europas zweitgrößte Dach-PV-Anlage mit einer geplanten Leistung von rund 20 Megawatt. Die 10hoch4 Energiesysteme GmbH war dabei für Entwicklung, Planung und Umsetzung zuständig. Nach der Insolvenzeröffnung wurde die Fertigstellung des Projekts vorerst gestoppt.
In den Sozialen Medien kursiert derweil ein Schreiben, das angeblich an 10hoch4-Geschäftspartner gerichtet wurde. In diesem werden die Ursachen der Insolvenz ähnlich beschrieben. Demnach habe sich das Unternehmen zu Jahresbeginn in einer soliden wirtschaftlichen Ausgangsposition befunden: mit einem Eigenkapital von rund 1,5 Millionen Euro und einer Eigenkapitalquote von etwa 20 Prozent.
Als ausschlaggebend für die Insolvenz nennt das Schreiben dann das „umfangreiche Dach-Photovoltaikprojekt von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung“, bei dem seit zweieinhalb Monaten keine Zahlungen des Auftraggebers eingegangen seien. Eine Mitteilung, dass auch in den kommenden drei Wochen keine Zahlungen zu erwarten seien, habe die Insolvenzanmeldung unumgänglich gemacht. Dass die ausbleibenden Zahlungen aber mitunter handfeste Gründe haben könnten, das wird in diesem Schreiben nicht erwähnt.
Stattdessen wird der typische Finanzierungsdruck großer PV-Projekte thematisiert: Da solche Anlagen in erheblichem Umfang vorfinanziert werden müssen, sei ein beträchtlicher Teil der verfügbaren Liquidität gebunden gewesen. Dies habe wiederum Verzögerungen bei anderen Projekten und letztlich einen „Kaskadeneffekt“ verursacht, der die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit massiv eingeschränkt habe.
Zahlungen laut Vertrag geleistet, allerding viele Baumängel
Die beiden Auftraggeber des Zurndorfer Projekts, Püspök sowie Burgenland Energie, widersprechen dieser Darstellung dezidiert. Auf ELEKTRO|branche-Anfrage erklärten die Unternehmen, dass man sämtliche fälligen Zahlungen stets fristgerecht geleistet habe:
„Sämtliche fälligen Zahlungen wurden von uns stets fristgerecht geleistet. Leistungen, die noch nicht vertragsgemäß erbracht wurden, wurden nicht bezahlt.“
Püspök & Burgenland Energie
Laut der Auftraggeber kam es im Zuge der Arbeiten durch 10hoch4 jedoch zu „wesentlichen baulichen Mängeln“, die Teilabnahmen der Anlagen verzögert hätten. Diese Verzögerungen hätten wiederum Auswirkungen auf den Zahlungsfluss gehabt.
Im Zuge des Baus des PV-Dachprojekts, das von 10hoch4 Energiesysteme umgesetzt wurde, kam es zu wesentlichen baulichen Mängeln, die Teilabnahmen der Anlagen verzögerten.
Püspök & Burgenland Energie
Ein Umstand, der – zugegebenermaßen aber bislang nur gerüchteweise – auch schon innerhalb der österreichischen PV-Branche die Runde machte. Ein bekannter Branchenvertreter dazu: „Was man so hört ist in Zurndorf doch einiges schiefgegangen. Aber dadurch sieht man wenigstens wieder: Qualität zahlt sich immer aus“. Auf die abschließende Frage an die beiden Errichter, ob die Insolvenzen der 10hoch4-Unternehmen die Fertigstellung des Projekts nun gefährden, betont man:
„Das Projekt wird nach einer rechtlichen und technischen Prüfung und Bestandsaufnahme durch Sachverständige auf jeden Fall in den kommenden Monaten fertiggestellt. Ein konkreter Zeitplan ist noch nicht absehbar.“
Insolvenz mit Dominoeffekt
Die 10hoch4 KraftWerk GmbH geriet durch die Insolvenz der Energiesysteme GmbH ebenfalls unmittelbar in Schieflage. Da sie den Großteil ihrer Montageleistungen für die Schwestergesellschaft erbrachte, habe deren Illiquidität zu erheblichen Zahlungsausfällen geführt. Die laufenden Kosten konnten laut Insolvenzantrag nicht mehr gedeckt werden.
Eine Fortführung der beiden Unternehmen ist derzeit nicht absehbar. Der AKV teilt außerdem mit, dass das vorhandene Vermögen derzeit inventarisiert und geschätzt wird. Erst nach Abschluss dieser Ermittlungen könne eine Aussage über die Befriedigungsaussichten der Gläubiger getroffen werden.




















