Bei der diesjährigen Herbsttagung von PV-Austria und der TPPV standen vor allem die neuen Chancen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes im Fokus. Aktuelle Ansätze und Ergebnisse zur Photovoltaik in Wissenschaft und Forschung bildeten zudem den inhaltlichen Rahmen.
Am 13. und 14. Oktober trafen sich auf Einladung von Photovoltaic Austria (PV-Austria) und der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV) VertreterInnen der österreichischen Photovoltaik- und Speicherbranche zur Herbsttagung. Das zugelassene Maximum von 260 ProjektentwicklerInnen, ElektrikerInnen, SystemanbieterInnen und WissenschaftlerInnen war schon Wochen vor der Veranstaltung erreicht – das hybride Tagungskonzept ermöglichte es aber weiteren 150 TeilnehmerInnen die über 60 Vortragenden online zu verfolgen.
Neue Fördermittel im EAG
Thematisch standen sowohl die Rahmenbedingungen als auch die technologischen Entwicklungen im Mittelpunkt des Programms. Dazu hat Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz und Energie (BMK), in ihrer Videobotschaft auf das jüngst in Kraft getretene Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) und die damit angestoßene Solarrevolution verwiesen. Laut Jürgen Schneider, Leiter der Sektion Klima und Energie im BMK, befindet sich der Entwurf der noch ausständigen Verordnungen derzeit ist der Abstimmung. Darin werden wichtige Details der Förderstruktur festgelegt. Schneider geht davon aus, dass es noch in diesem Jahr den ersten Förder-Call zur Investitionsförderung geben wird.
Mit Energiegemeinschaften die Energiewende aktiv mitgestalten
Eine wichtige Maßnahme für den Ausbau der Photovoltaik sind die Erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG). Stephan Heidler von der neuen bundesweiten Koordinierungsstelle für Energiegemeinschaften erklärt, wie diese neue Informationsstelle des Klima- und Energiefonds BürgerInnen sowie kleine und mittlere Unternehmen bei der Gründung von EEG unterstützen kann.
Die ersten Energiegemeinschaften befinden sich bereits in Gründung bzw. haben ihren Betrieb aufgenommen. Als Praxisbeispiel haben Kurt Leonhartsberger von der FH Technikum und Andreas Haider, geschäftsführender Gesellschafter der Unimarkt-Gruppe ihren Ansatz vorgestellt, den sie als Projektpartner in Sachen Energiegemeinschaft verfolgen. Dazu passend stellt die Technologieplattform Smart Grids Austria ihre Tätigkeiten vor, bei der sie sich Fragen zur Systemintegration und der Netzfreundlichkeit von Energiegemeinschaften widmen.
Photovoltaik-Freiflächenanlagen gut ausgeführt
Die Erfahrungen und das Wissen zu PV-Freiflächenanlagen in Österreich wachsen. Um die zukünftige Entwicklung verantwortungsvoll zu steuern, wollen Kathrin Kollmann von PV-Austria und Raffael Koscher vom Österreichischen Institut für Raumplanung eine Orientierung zur Raumverträglichkeit der Photovoltaik in der Landschaft geben. „Das EAG sieht vorrangig einen Ausbau der Photovoltaik auf den Dächern vor“, sagt Kollmann angesichts des 25-prozentigen Abschlags für Freiflächenanlagen. Gleichzeitig verweist sie auf die begrenzten Dachflächen, auf die aus heutiger Sicht realistischer Weise PV-Anlagen installiert werden können. Zur Zielerreichung bis 2030 ergänzt Raffael Koscher „Wir haben nur acht Jahre Zeit. Deshalb sollte man zwar weiterhin vorrangig auf Gebäuden bauen, doch wir brauchen auch die schnelle Kilowattstunde. Die bekommen wir derzeit nur auf der Freifläche.“ Deshalb soll nun gemeinsam eine Leitlinie für die Planung von Freiflächenanlagen erarbeitet werden, damit deren ökologischer Wert erhalten bzw. verbessert wird.
Solaroffensive in Wien
Wie ein Plan zum PV-Ausbau in urbanen Regionen aussehen kann, zeigt Wien mit der gestarteten Photovoltaik-Offensive. „Das Ziel ist, bis 2025 jedes Jahr so viele Flächen mit Photovoltaik zu bebauen, wie in den vergangenen 15 Jahren zusammen. Wir wollen die installierte Leistung bis 2025 von derzeit 50 auf 250 Megawatt erhöhen. Bis 2050 streben wir 800 Megawatt an, damit wir 530.000 Haushalte in Wien mit Sonnenstrom versorgen können“, sagt Jürgen Czernohorszky, Wiener Stadtrat für Klima, Energie und Umwelt.
Fachkräfte ausbilden
„Wir haben als Stadt viele Dächer, Fassaden, Verkehrsflächen oder Deponien, die mit PV-Modulen belegt werden können“, so Czernohorszky weiter. Er sieht im Ausbau der Photovoltaik und in einer raschen Energiewende den Weg, dass Wien auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt bleibt. Czernohorszky erwartet aber auch Chancen für die Wirtschaft und Arbeitsplätze in Wien.
Ein funktionierender Heimatmarkt ist für die Technologieentwicklung in Österreich jedenfalls von Vorteil. Damit dies so bleibt und die Chancen des weltweit wachsenden Marktes genutzt werden können, ist aber eine deutlich stärkere Forschungsförderung notwendig, wie Hubert Fechner, Obmann der TPPV, betont. Referenten aus dem Partnerland Italien haben aufgezeigt, welche Ansätze hier erfolgversprechend sind. So hat David Moser von EURAC Research einen Überblick über die Themen der europäischen Photovoltaikforschung gegeben. Ein Blick in die Praxis von österreichischen Unternehmen wie Ulbrich of Austria, Kioto Solar und Ertex Solar, verdeutlichte anhand von konkreten Praxisbeispielen die Wichtigkeit von Kooperationen zwischen Forschung und Unternehmen. Spezielle Anwendungen wie die Bauwerksintegration tragen dazu bei, den Sonnenstrom direkt beim Verbraucher zu produzieren.
Österreichische Institute und Unternehmen sind auch in internationalen Forschungsgruppen breit engagiert wie Berichte aus den verschiedenen Arbeitsgruppen der Internationalen Energieagentur (IEA-PVPS) zeigen, in denen ForscherInnen und EntwicklerInnen aus Österreich tätig sind: Erarbeitung von Qualitätsstandards der Installation und der Sicherung der Zuverlässigkeit von PV-Anlagen (IEA-PVPS Task 13), Nachhaltigkeit der Photovoltaik (Task 12) und innovative Anwendungen wie Bauwerkintegration der PV-Module (Task 15).
Gesucht – Innovativste Anlagen
Bereits zum dritten Mal wurde im Zuge der Tagung der Innovationsaward für integrierte Photovoltaik ausgelobt. Bis 8. Februar 2022 können Projekte bei denen Photovoltaik in Bauwerke, in den Verkehrs- oder den Landwirtschaftsbereich integriert werden eingereicht werden. Eine internationale Expertenjury wählt die besten Projekte aus.
Digitale Messewelt
Abgerundet wurde das Programm von den Lösungen der Fachaussteller, die die Veranstaltung unterstützt haben. Damit auch die Online-Teilnehmer:innen die Möglichkeit zur Information und Zugang zum Netzwerk bekommen, wurde dafür eigens eine digitale Messewelt aufgebaut. Interessent:innen konnten nicht nur während der Tagung direkt mit den Ausstellern, in Verbindung treten, die Messewelt bleibt noch bis zum 30. November 2021 geöffnet und Aussteller und TeilnehmerInnen bis dahin erreichbar.
In der begleitenden Posterausstellung konnten sich die Tagungsbesucher über aktuelle nationale Forschungsprojekte im Umfeld der Photovoltaik informieren. Zum Abschluss gab es für die zwei besten Postereinreichungen einen Preis: Der Jury-Preis für das beste Poster ging an die ASFINAG (für das Projekt „ASFINAG & Nachhaltigkeit“), der Publikumspreis wurde an die Firma ATB Becker (für das Projekt „Forschung für Anwendungstechnologien in der Technologieplattform Photovoltaik“) verliehen.