Reparieren statt Wegwerfen – das klingt nach einem klaren Ziel in Zeiten von Klimakrise und Ressourcenknappheit. Doch die Realität sieht oft anders aus, schreibt Mario Fasching in seinem Gastkommentar. Ein Reparatur Gütesiegel wäre ein erster wichtiger Schritt.
Wer in Österreich ein kaputtes Haushaltsgerät reparieren lassen will, stößt schnell an Grenzen: zu wenige Betriebe, zu wenig Transparenz und zu wenig politische Unterstützung. Dabei wäre eine funktionierende Reparaturkultur nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Doch dafür braucht es Qualität – und die muss erkennbar sein.
Zu wenig Betriebe, zu viel Preisdruck
In Österreich gibt es zu wenige Fachbetriebe, die Geräte richtig reparieren können. Und trotzdem steht die Branche unter Druck – aber nicht wegen Konkurrenz. Der wahre Preisdruck kommt vom Neupreis vieler Geräte. Konsument:innen möchten kaputte Geräte möglichst kostengünstig reparieren lassen. Der Faktor Arbeit in seriösen Reparaturbetrieben ist jedoch klar kalkuliert und gesetzlich geregelt. Mehr als die Hälfte der Kosten fließt direkt in Löhne, Gehälter und staatliche Abgaben. Denn Reparatur bedeutet echte Handarbeit – und die hat ihren Preis.
Wer Qualität bietet, soll das auch zeigen dürfen
Die Branche ist gefordert, den Wert der Reparatur selbstbewusst zu kommunizieren, faire Preise zu vertreten und sich für Rahmenbedingungen starkzumachen, die langfristig Fachbetriebe sichern. Denn wo Standards fehlen, entstehen Schlupflöcher: Es wird repariert, aber ohne Rechnung, ohne geprüfte Fachkräfte, ohne Qualitätssicherung. So billig wie möglich – das kann nicht der Anspruch einer nachhaltigen Reparaturwirtschaft sein. Wer repariert, soll das professionell tun.
Ein Gütesiegel als Orientierung
Ein Qualitätsgütesiegel könnte genau hier ansetzen – als sichtbares Zeichen für legale und faire Arbeit, für Qualität und Nachhaltigkeit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kund:innen bekommen eine qualitativ hochwertige Reparatur und Betriebe können unter fairen Bedingungen arbeiten und sich klar von unseriösen Angeboten abgrenzen. Doch es reicht nicht, einfach ein Logo zu entwerfen und an die Tür zu kleben. Damit ein solches Siegel wirkt, braucht es klar definierte Standards und Kriterien – transparent, nachvollziehbar und regelmäßig überprüft. Wir brauchen eine unabhängige Vergabeinstanz, mit fachlicher Expertise und Rückhalt in der Branche. Qualität zu gewährleisten, bedeutet Aufwand – aber dieser lohnt sich.
Es braucht Strukturpolitik
Ein Qualitätsgütesiegel ist ein wichtiger Schritt – aber kein Ersatz für echte strukturpolitische Maßnahmen. Solange Förderungen wie der Reparaturbonus keine langfristige Perspektive haben und einheitliche Ausbildungswege für Reparatur-Fachkräfte fehlen, bleibt das System lückenhaft. Hinzu kommt: Auch die Ersatzteilpreise liegen in der Hand der Hersteller – sie können Reparaturen ermöglichen oder gezielt unattraktiv machen. Eine funktionierende Reparaturkultur in Österreich ist möglich. Aber der Weg dorthin muss aktiv gestaltet werden – von Politik, Wirtschaft und der Branche gemeinsam.

Mario Fasching ist Geschäftsführer der ESECO GmbH. Dem führenden Servicenetzwerk in Österreich für Weiße- und Braune-Ware. Unter der Dachmarke wird flächendeckender Garantiekundendienst für Hersteller und Handelsstrukturen angeboten. Unter reparatur.at betreibt die ESECO eine B2C Plattform für niederschwelligen Zugang zu Reparaturdienstleistungen.
© Michael Schnabl