„Operative Ursachen“ waren auch im zweiten Corona-Jahr (2021) der Hauptgrund für Firmenpleiten in Österreich. In 31 Prozent der Fälle führten etwa eine schlechte Kostenstruktur oder Schwächen bei der Finanzierung Unternehmen auf geradem Wege in die Insolvenz. Doch der Faktor „Unbeherrschbare Umstände“, zu denen auch die Corona-Pandemie zählt, legt deutlich zu.
Demnach sind mittlerweile 27 Prozent aller Firmenpleiten darauf zurückzuführen. Ausschlaggebend dafür war in erster Linie der Anstieg an „Corona-Pleiten“ von knapp 14 auf 22 Prozent. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle KSV1870 Analyse von rund 2.000 eröffneten Firmenpleiten des Jahres 2021.
Aber auch im Jahr 2021 waren „Operative Ursachen“ der häufigste Grund, warum Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind. Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren entwickelt sich dieser Wert jedoch deutlich rückläufig. Während im ersten Pandemiejahr noch fast 40 Prozent der österreichweiten Firmenpleiten auf Faktoren wie eine schlechte Kostenstruktur durch Organisationsmängel, Schwächen bei der Finanzierung, mangelndes Controlling oder Absatzschwächen zurückzuführen waren, waren es im Vorjahr 31 Prozent. „Klassische Managementaufgaben als Hauptfaktor haben zuletzt etwas seltener eine Insolvenz verursacht als früher. Dieser Rückgang hat sich quasi eins zu eins in ein Plus bei den Corona-bedingten Firmenpleiten entwickelt“, so Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.
Firmenpleiten: Corona-Krise als Knackpunkt steigt
Während im Jahr 2020 die weltweite Pandemie als primäre Insolvenzursache von Unternehmen in Österreich noch eher gering ausfiel, war das im Vorjahr bereits deutlich häufiger der Fall: „Je länger die Pandemie dauert, desto häufiger hat die Corona-Krise das Fass zum Überlaufen gebracht, wodurch Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind. Viele Betriebe wurden aufgrund staatlicher Hilfsgelder zu lange künstlich am Leben erhalten und durch die Pandemie getragen. Das führt jetzt zum Finanzkollaps zahlreicher Unternehmen“, erklärt Götze, und ergänzt: „Trotzdem sprechen wir weiterhin von keiner Insolvenzwelle – weder im Vorjahr noch in den ersten Monaten des laufenden Jahres. Die aktuelle Entwicklung geht klar in Richtung ‚Vor-Krisen-Niveau‘.“
Laut KSV1870-Analyse sind bereits 27 Prozent aller eröffneten Firmenpleiten des Vorjahres auf „Unbeherrschbare Umstände“ zurückzuführen – alleine 22 Prozent entfallen dabei auf die Corona-Krise, die nach wie vor zahlreichen Betrieben Sorgen bereitet. Am häufigsten war die Pandemie in Vorarlberg (39 %), Salzburg (36 %), dem Burgenland (35 %) und Niederösterreich (33 %) für Firmenpleiten verantwortlich – am seltensten in Tirol mit zwölf Prozent. Neben der Pandemie fallen auch Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Krankheit oder Unglücksfälle im persönlichen Umfeld in diese Kategorie.
Gründungsfehler sorgen für finanziellen Ruin
Die dritthäufigste Ursache (19 %), warum heimische Unternehmen in die Insolvenz schlittern, sind klassische Gründungsfehler. Fehlendes betriebswirtschaftliches Know-how oder nicht ausreichend vorhandene Branchenkenntnisse zählen hierbei zu den gängigsten Aspekten. Ebenso fehlt es vielen Unternehmern an jeglicher Eignung, einen Betrieb nach professionellen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu gründen bzw. zu führen. Oder es ist schlichtweg nicht ausreichend Eigenkapital vorhanden. Fast ebenso regelmäßig führt persönliches Verschulden bzw. Fahrlässigkeit (15 %) die Betriebe ins Verderben. Besorgniserregend ist auch die Tatsache, dass hierzulande strafbare Handlungen in sieben Prozent der Fälle zum wirtschaftlichen Ende führen – am häufigsten im Burgenland (12 %) und Wien (10 %). Am seltensten in Tirol (1 %) und Salzburg (2 %).
Selten aber doch: strategische Fehler
Wie schon in den Jahren zuvor verursachen sowohl strategische Fehler (6 %) als auch externe Vorkommnisse (3 %) eher selten eine Firmenpleite in Österreich. Während strategische Gründe vor allem in einer mangelhaften oder zu späten Reaktion auf Marktveränderungen liegen, zählt die Insolvenz eines Geschäftspartners zu den häufigsten Faktoren in der Kategorie „Externe Vorkommnisse“.