Für Aufsehen hat unser Bericht über die aktuellen Entwicklungen bei Euronics Österreich/Deutschland gesorgt. Im ELEKTRO|branche-Interview stellte sich Euronics Austria-Vorstand Brendan Lenane nun unseren Fragen und sorgt damit für Klarheit.
Die Ankündigung einer „strategischen länderübergreifenden Zusammenarbeit“ zwischen Euronics Österreich und Deutschland sorgte vor allem bei den heimischen Industriepartnern für Stirnrunzeln. Sie befürchten klarerweise, dass damit auch der Einkauf nach Deutschland wandert und die RED ZAC-Umsätze dann in den heimischen Budgets fehlen. Das würde in der Folge auch implizieren, dass die österreichische Landesorganisation ihre Selbständigkeit damit quasi aufgeben würde.
Entsprechenden Mutmaßungen erteilt Lenane aber gleich zu Beginn eine sehr scharfe Absage. „Österreich war, ist und bleibt eine vollständig autarke, separat geführte und nicht beeinflussbare Landesorganisation. Eine Fusion wäre schon allein aus technischen Gründen unmöglich. Unsere Händler sind die Eigentümer der Genossenschaft, demnach bräuchte es dazu außerdem einen Beschluss der Generalversammlung. Eine solche Generalversammlung hatten wir bekanntlich erst im Rahmen der Elektrofachhandelstage und ich kann verraten, dass es dort keine solche Abstimmung gegeben hat – eben, weil ein solcher Beschluss ja auch nicht geplant war bzw. überhaupt geplant ist.“
Positiver Jahresbericht
„Stattdessen konnten wir unseren Eigentümern auf der Generalversammlung einen positiven Jahresbericht mit Erhöhung unserer Eigenkapitalquote vorlegen. Und das trotz eines massiv herausfordernden Marktumfelds“, betont Lenane. Damit spielt der Euronics-Vorstand vermutlich auf ein Gerücht an, wonach sich die Koop in einer finanziellen Schieflage befände. (Anmerkung: Dieses Gerücht war/ist uns zwar auch bekannt, aufgrund fehlender Beweisbarkeit bzw. Daten haben wir dieses aber natürlich nicht in die vorangegangene Berichterstattung einfließen lassen.)
Und wie Lenane nochmals eindrücklich klarstellt, dürfte es sich hier wirklich nur um ein bösartiges Gerücht handeln, dessen Herkunft zudem nicht mehr nachvollziehbar ist. „Unser gewählter Aufsichtsrat führt zweimal im Jahr Prüfungssitzungen durch, wobei man natürlich uneingeschränkte Einsicht in alle Unterlagen erhält. Zudem werden wir vom Österreichischen Genossenschaftsverband geprüft. Jeder, der diese Wirtschaftsprüfer kennt, weiß, dass Eigentümerorganisationen einer ganz eigenen Art von Prüfung unterzogen werden, die um einiges intensiver ist, wie sie etwa Wirtschafts- oder Steuerprüfer machen.“
„Haben keine Samsung-Verträge gekündigt“
Befeuert dürfte das zuvor erwähnte Gerücht wohl auch durch eine kürzliche Veränderung in der Zusammenarbeit mit Samsung in Sachen Lagerhaltung geworden sein. Diese Veränderung sei aber nicht aus irgendeiner – und zudem gar nicht vorhandenen – Not geboren worden, sondern diene allein der Verbesserung eines (Liefer-)Prozesses, so Lenane. Den Händlern würden sich dadurch sogar zahlreiche Vorteile bieten, etwa was die Lieferzeit betrifft.
„Wir haben uns mit Samsung monatelang darüber unterhalten, wie wir die Zusammenarbeit für beide Seiten einfacher und effektiver gestalten können. Immerhin ist Samsung in seinem Segment die klare Nummer 1 und hat auch bei uns einen entsprechend hohen Lagerwert im RED ZAC-Zentrallager. Samsung hat aber auch die kompliziertesten Prozesse der Branche, weil diese global ausgelegt und für alle Märkte einheitlich sind“, erklärt der Euronics-Vorstand.
„Der langen Rede kurzer Sinn: Wir sind auf die Idee gekommen, gemeinsam mit Samsung und Großhändler Rexel ein Triangel zu bilden. Das läuft extrem amikal und freundschaftlich und bringt unseren Händlern sogar Vorteile bei der Belieferung. Wird die Ware bis 19 Uhr bestellt, ist sie am nächsten Tag um 8 Uhr beim Händler. Klar ist allerdings, dass wir keinerlei Verträge gekündigt, sondern uns nur auf einen neuen Modus Operandi verständigt haben, der zudem allen Seiten Vorteile bringt“, so Lenane.
Einkauf bleibt in Österreich
Doch nochmals kurz zurück zum Einkaufsthema. Dieser soll, so der Euronics-Vorstand, auch künftig in Österreich bleiben. Und dort, wo es Sinn macht, können die RED ZAC-Händler schon seit Jahren via geteiltem Intranet auf das deutsche Lager zugreifen.
„Das geschieht vor allem bei Herstellern und Produkten, für die wir in Österreich beispielsweise zu wenig Breite haben und die Lagerhaltung keinen Sinn ergeben würde. Oder wir machen es bei neuen Industriepartnern, wo es Sinn macht. Ein gutes Beispiel ist hier unsere neue Partnerschaft mit Shark-Ninja. Als wir die Vereinbarung abgeschlossen haben, hat Shark-Ninja, mit Ausnahme von Media Markt, niemanden in Österreich beliefert. Fakt ist: Wir haben uns damit einen kompetitiven Vorteil erarbeitet, weil es uns – eben gemeinsam mit Euronics Deutschland – als erster Fachhandel in Österreich gelungen ist, Shark-Ninja am Markt zu positionieren. Mittlerweile ist es sogar schon so weit, dass wir einen beträchtlichen Anteil der Ware im österreichischen Zentrallager haben.“
Neuer Verifizierungsprozess bei Boni-Zahlungen
Unter die Aufgaben der Genossenschaft fällt auch der so genannte „Förderauftrag“. Dieser umfasst unter anderem etwa den treuhändischen Umgang mit den Bonifizierungen der Mitglieder. Dass es hierbei durchaus zu Unstimmigkeiten kommt bzw. gekommen ist, räumt Lenane ein. Das habe aber einen durch und durch „administrativen“ Hintergrund.
„Unser Finanzchef René Pascher hat hier einen neuen Verifizierungsprozess für Bonifikationen aufgesetzt. Wir bekommen die Meldungen der Industrie, die wir inhaltlich prüfen und verifizieren. Wir können die Bonifikationen ja nicht einfach ungeprüft ausschütten. Wenn ein Hersteller bspw. 150 Händler bonifiziert, bei fünf Händlern gibt es allerdings Abweichungen, dann werden diese Abweichungen kontrolliert und nachbearbeitet. Das Geld wird vom Industriepartner aber erst dann auf unser Konto überwiesen, wenn alles vollständig und von beiden Seiten freigegeben ist. Wenn dann aber ein Industriepartner drei oder vier Monate braucht, bis alle Daten vorliegen, dann dauert das leider länger – das liegt aber nicht an uns. Sobald wir das Geld am Konto haben, kommt es jedenfalls Zug um Zug zur Ausschüttung an unsere Mitglieder“, erklärt Lenane.
„Bei vielen herrscht ja offenbar die grundsätzliche Annahme, dass Bonifizierungen triviale Angelegenheiten sind: Wir bekommen das Geld von der Industrie und leiten es an den Händler weiter. Nur so einfach funktioniert das leider nicht. Wir müssen die Abrechnungen natürlich zuerst kontrollieren, und zwar in beide Richtungen. In Richtung Lieferant ebenso wie in Richtung Mitglied. Und wenn alles passt, dann kommt der Bonus auch umgehend zur Auszahlung“, ergänzt Pascher.