Die Geschäftslage der heimischen Unternehmen hat sich im Vergleich zum März 2023 um vier Prozentpunkte verschlechtert, das hat der KSV-Business Check jetzt ergeben. Aktuell bewerten 50 Prozent der Betriebe diese mit „sehr gut“ oder „gut“. Insbesondere die Themen Inflation und Preissteigerungen auf Lieferantenseite sorgen in den Unternehmen für gehörig Kopfzerbrechen.
Die Geschäftslage in Österreich gestaltet sich im Moment von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Während 56 Prozent der Industriebetriebe ihre wirtschaftliche Situation mit „sehr gut“ oder „gut“ bewerten, sind es im Handel (45%) um elf Prozentpunkte weniger. Immerhin ist es dem Handel gelungen, das eigene Vorjahresergebnis (37 %) zu verbessern. Parallel dazu bewerten 55 Prozent (2023: 60 %) der Bauunternehmen ihre Situation mit „sehr gut“ oder „gut“, der Ausblick für die kommenden Monate sieht hingegen nicht nur im Baugewerbe wenig rosig aus.
Quer über alle Branchen hinweg spekuliert lediglich rund ein Viertel der Unternehmen mit einer Geschäftslage, die sich im Jahresverlauf verbessert. Insbesondere in der Industrie, der Bauwirtschaft und in der Produktion geht jeweils rund ein Drittel der Betriebe davon aus, dass sich heuer kaum bis gar keine Verbesserung der Geschäftslage einstellen wird. „Die vergangenen Jahre stecken vielen Unternehmen tief in den Knochen. Zudem erreicht die Anzahl an negativen Einflüssen ein Ausmaß, das es den Betrieben erschwert, sich aus der Abwärtsspirale zu befreien. Dass in solch einer Situation der Optimismus schwindet, kommt wenig überraschend“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, im Rahmen einer Pressekonferenz.
Wie aus der KSV1870 Umfrage zudem hervorgeht, sind die Faktoren Inflation, Preissteigerungen auf Lieferantenseite und ein verschlechtertes Zahlungsverhalten jene Aspekte, die den Unternehmen besonders schwer im Magen liegen. Hinzu kommen hohe Energiekosten und häufig eine geringe Auftragslage, die es zu bewältigen gilt. „Die Ausgangslage könnte besser sein, dennoch liegt es an uns allen, den Wirtschaftsstandort Österreich wieder auf Vordermann zu bringen“, so Vybiral, was angesichts einer sinkenden Umsatzprognose für 2024 keine leichte Aufgabe zu werden scheint. Während für das Vorjahr noch 49 Prozent der Befragten erhöhte Umsätze vermelden, erwarten heuer nur noch 31 Prozent, dass es in dieser Tonart weitergeht und sich Umsätze weiter steigern.
57 Prozent fehlt Personal
Der Arbeitskräftemangel ist in Österreichs Wirtschaft auch im Jahr 2024 allgegenwärtig, wie aus der aktuellen Austrian-Business-Check-Umfrage hervorgeht. Sechs von zehn Unternehmen (57 %) fehlen Arbeitskräfte, was mittel- und langfristig systemgefährdend sein kann. Der Personalmangel zieht sich quer durch alle Bereiche, besonders stark betroffen sind dabei das Gewerbe, wo 63 Prozent der Betriebe über zu wenig Mitarbeiter klagen – dazu zählt auch das Baugewerbe. Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen oder in der Warenproduktion fehlt es an Fachkräften.
Die Folgen des Arbeitskräftemangels sind mannigfaltig und wirken sowohl nach innen und außen. Hohe Zusatzbelastungen für bestehende Mitarbeiter, steigende Kosten, um Mitarbeiter zu halten und Umsatzeinbußen infolge von Aufträgen, die aus Ressourcengründen abgelehnt werden müssen, zählen dabei zu den häufigsten Auswirkungen. „In Gesprächen und Umfragen, die wir mit den Unternehmen führen, rückt das Thema Gesundheit immer häufiger in den Fokus. Die Zahl jener, die sich aufgrund der anhaltend hohen Belastungen um die körperliche und geistige Fitness ihrer Mitarbeiter aber auch um ihre eigene Gesundheit massive Sorgen macht, wächst täglich“, so Vybiral.
Laut Business Check kaum Fokus auf Cybersicherheit
Ein Thema, das heuer ganz besonders im Mittelpunkt stehen sollte, ist jenes der betrieblichen Cyber- und IT-Sicherheit. Nicht nur, weil die Zahl der Internetkriminalität im Vorjahr laut „Polizeiliche Anzeigenstatistik 2023“ auf fast 66.000 Delikte weiter gestiegen ist, sondern auch, weil ab 18. Oktober 2024 die EU-NIS2-Richtlinie in Kraft tritt. Diese soll für ein höheres Sicherheitsniveau von Netz- und Informationssystemen in der gesamten EU sorgen.
Ab diesem Zeitpunkt müssen sowohl Unternehmen der „kritischen Infrastruktur“, dazu zählen etwa Betriebe aus den Bereichen Medizin, Telekommunikation, Lebensmittel oder der öffentlichen Hand, als auch deren Geschäftspartner einen Nachweis erbringen, der konkrete Maßnahmen in Bezug auf Cybersicherheit nachweist. „Wer zukünftig keine relevanten Mindeststandards puncto Cyber- und IT-Security vorweisen kann, wird ab Oktober 2024 keine Geschäfte mit der ‚kritischen Infrastruktur‘ tätigen können“, so Vybiral.
Umso besorgniserregender ist es, dass 64 Prozent der Unternehmen die Auswirkungen dieser Richtlinie nicht bewusst sind und dabei wesentliche Teile des Umsatzes auf dem Spiel stehen. Zwar betrachtet rund die Hälfte der Betriebe diese neue Regelung aufgrund der jeweiligen Geschäftstätigkeit für sich als irrelevant, doch auch bei jenen, für die diese Richtlinie sehr wohl von Bedeutung ist, beschäftigen sich lediglich sechs Prozent intensiv mit der Umsetzung.
Weitere 41 Prozent tun zu wenig bzw. tun nichts, obwohl Bedarf besteht, um rechtzeitig NIS2-konform zu werden. Auf die Frage hin, ob die „kritische Infrastruktur“ zu den eigenen Geschäftspartnern zählt, antwortete rund ein Drittel der Befragten mit „Ja“. Ausgehend von diesem Drittel machen die Umsätze mit der kritischen Infrastruktur bei drei von vier Unternehmen mindestens elf Prozent des jährlichen Gesamtumsatzes aus. Für sie wird die Umsetzung und Einhaltung der EU-NIS2-Richtlinie auch zum „wirtschaftlichen Überlebenskampf“, so entsprechende Sicherheitsmaßnahmen nicht rechtzeitig implementiert wurden.
Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage im März 2024, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben rund 1.200 Unternehmen teilgenommen.