Veranstaltungstechnik: Neuer Lehrplan für ein überarbeitetes Berufsbild

Lehrlinge beim Aufbau eines Sets. 151 Lehrlinge der Veranstaltungstechnik werden derzeit an der Berufsschule EVITA unterrichtet, ein Fünftel davon sind junge Frauen. © Christian Steinbrenner

Die durch Corona stark gebeutelte Branche der Veranstaltungstechniker:innen ist wieder im Aufwind, das ist auch in der Berufsschule EVITA in Wien-Mariahilf deutlich zu spüren. Das neue Berufsbild, in dessen Mittelpunkt die Digitalisierungsoffensive steht, befindet sich auf der Zielgeraden.

„Die Branche befindet sich im Aufschwung. Das sieht man auch an unseren aktuellen Schüler:innenzahlen, die wieder gestiegen sind. Das neu entwickelte Berufsbild garantiert eine weitere Qualitätssteigerung in der Ausbildung. Wir sind dankbar, dass uns die Wirtschaftskammer und die Elektroinnung Wien bei der Digitalisierungsoffensive unterstützen. Allein mit öffentlichen Mitteln wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Direktor Karl Schröpfer.

In zweijähriger intensiver Arbeit wurde das aus den 1990er-Jahren stammende Berufsbild überarbeitet und aktualisiert. Jetzt wird der neue Lehrplan in der Berufsschule ausgerollt.

„Mit den modernen Bildungsstandards garantieren wir eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Die Veranstaltungstechnik ist das Kunsthandwerk des 21. Jahrhunderts. Wir machen täglich Tausende Menschen glücklich – im Theater, in der Oper oder bei großen Festivals. Wir setzen die künstlerischen Konzepte von Regisseur:innen und Künstler:innen auf hohem Niveau technisch in die Praxis um“, betont Alexander Kränkl, Vorsitzender der Berufsgruppe der Beleuchtungs- und Beschallungstechniker:innen.

Die Elektroinnung Wien unterstützt die Digitalisierungsoffensive der Berufsschule EVITA – 14 MacBooks sowie eine moderne Videotechnik wurden finanziert. „Die Betriebe suchen Lehrlinge, die Wirtschaft sucht gut ausgebildete Fachkräfte. Mit der Bereitstellung der modernen Ausstattung hat die Innung einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung in der Ausbildung gemacht. Damit wurden beste Voraussetzungen für die Umsetzung des neuen Lehrplans geschaffen“, so der Wiener LIM Christian Bräuer.

Elektroinnung Wien unterstützt die Digitalisierungsoffensive der Berufsschule EVITA – Berufsgruppenobmann Alexander Kränkl  (li) und Landesinnungsgeschäftsführer Ehsan Ajdari (re) übergeben den EVITA-Direktor:innen Martina Knapp und Karl Schröpfer die von der Innung finanzierte modernde Ausstattung.
Elektroinnung Wien unterstützt die Digitalisierungsoffensive der Berufsschule EVITA – Berufsgruppenobmann Alexander Kränkl (li) und Landesinnungsgeschäftsführer Ehsan Ajdari (re) übergeben den EVITA-Direktor:innen Martina Knapp und Karl Schröpfer die von der Innung finanzierte modernde Ausstattung. © Christian Steinbrenner

151 Jugendliche absolvieren Ausbildung

Die Berufsschule EVITA ist gemeinsam mit drei weiteren Schulen im 1. Zentralberufsschulgebäude in der Mollardgasse im sechsten Wiener Gemeindebezirk untergebracht. Die Ausbildung im Bereich der Veranstaltungstechnik dauert 3,5 Jahre. Für Maturant:innen bzw. für Jugendliche mit bereits abgeschlossener Lehre besteht die Möglichkeit, die Ausbildung in 2,5 Jahren zu absolvieren.

151 Lehrlinge der Veranstaltungstechnik werden derzeit an der Berufsschule EVITA unterrichtet, ein Fünftel davon sind junge Frauen. Eine von ihnen ist die 21-jährige Ronja Kummer, die vor zwei Jahren an der Oper Graz ihre Ausbildung begonnen hat. „Ich habe die Schule abgebrochen und wollte einen spannenden Lehrberuf ergreifen, bei dem nicht jeder Tag gleich ist und bei dem flexible Arbeitszeiten möglich sind“, erzählt sie.

Vivien Werthschulte, die im zweiten Jahr die Berufsschule EVITA besucht, hat im Alter von 14 Jahren ihre Leidenschaft für die technische Betreuung von Theaterstücken, Musicals und Konzerten entdeckt: „Das Faszinierende an diesem Beruf ist für mich die Kombination aus technischem Wissen, handwerklicher Arbeit und Kreativität. Besonders die technischen Fächer in der Schule haben es mir angetan, vor allem Licht und Multimedia.“

Auch Lukas Langer hat sich für den Lehrberuf entschieden, weil er sich schon während seiner Schulzeit viel mit Licht und Ton beschäftigt hat. „Mein Favorit ist die Tontechnik. Nach meiner Ausbildung möchte ich mich auf den Bereich E-Sports und die teilweise in Österreich vernachlässigte Live-Branche konzentrieren“, sagt er.

Max. 22 Schüler pro EVITA-Klasse

An der Berufsschule EVITA findet der Unterricht in Klassen mit einer maximalen Anzahl von 22 Schüler:innen statt. Der Blockunterricht umfasst fünf Wochen im ersten und sechs Wochen im zweiten Semester. Der Großteil der Schüler:innen ist über 18 Jahre alt.

„Die Lehrlinge kommen von den Gewerbebetrieben der Beleuchtungs- und Beschallungstechniker:innen, von großen Theater- und Opernhäusern wie dem Festspielhaus Bregenz, den Seefestspielen Mörbisch, den Bundestheatern, den Vereinigten Bühnen Wien, aber auch von etablierten Seminar- und Kongresszentren, Eventbetrieben und Messen. Der Großteil der Lehrlinge, die in unserer Berufsschule eine Lehre beginnen, schließt diese auch ab. Lehrabbrüche sind selten. Veranstaltungstechnik ist ein attraktiver Beruf für junge Menschen mit guten Zukunftsaussichten“, weiß Direktorin Martina Knapp.

Junger Lehrberuf

Im Gegensatz zur Elektrotechnik ist die Veranstaltungstechnik ein junger Lehrberuf, der erst vor 18 Jahren als duales System, also als parallele Ausbildung in Betrieben und Berufsschule, etabliert wurde. Davor wurden die Jugendlichen ausschließlich in den Betrieben ausgebildet.

Übrigens: Die Beleuchtungs- und Beschallungstechniker:innen sind neben den Elektrotechniker:innen die zweitgrößte Berufsgruppe in der Elektroinnung Wien. 571 Betriebe sind derzeit im Bereich der Beleuchtungs- und Beschallungstechnik aktiv tätig, österreichweit sind es rund 2.000 Betriebe zuzüglich den Spielstätten.

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