Nachdem die Kapazität des vorhandenen Stromnetzes schon jetzt „bis zum letzten Kilowatt“ bzw. „darüber hinaus“ ausgenutzt würde, kommt es nun zu ersten Einschränkungen bei privaten PV-Anlagen. Davon betroffen sind (derzeit) sieben Umspannwerke.
Die Sonne schickt zwar keine Rechnung, dafür aber offenbar zu viele Sonnenstrahlen nach Oberösterreich: Mit den bereits in Betrieb befindlichen sowie den inzwischen freigegebenen, aber noch nicht fertig errichteten Photovoltaik-Anlagen würde man 2024 – bei Vollbetrieb im Sommer – mehr Sonnenstrom in das Energienetz einspeisen, als verbraucht werden kann. Und da das bekanntlich ja eher nachteilige Folgen fürs Stromnetz hat, hat die Netz OÖ jetzt entschlossen, die Notbremse zu ziehen.
„Um das Gesamtsystem zu schützen“, so schreibt die Netz OÖ, müssen „vorübergehend Grenzen gesetzt werden“, wodurch es „in einigen wenigen Regionen des Versorgungsgebiets“ zu „vorübergehenden Verzögerungen beim Anschluss erneuerbarer Energie“ kommen wird. Will heißen: Zukünftig werden in einigen Regionen keine neuen PV-Anlagen mehr ins Netz aufgenommen.
PV-Einschränkungen in Oberösterreich
Wie dringend der Netzausbau ist, sei bisher nur vereinzelt zu bemerken gewesen, heißt es weiter. Laut Netz OÖ kann derzeit nämlich nur eine von zehn PV-Anlagen nicht in vollem Leistungsumfang genutzt werden, sondern muss eine vom Netzbetreiber ausgesprochene Begrenzungen beachten. Durch den rasanten Zubau an Photovoltaik komme es jetzt aber zu ersten größeren Einschränkungen in sieben Umspannwerken. Es sind dies die Umspannwerke:
- Rossbach
- Ranshofen
- Grieskirchen
- Kirchdorf
- Klaus
- Steyr-Nord und
- Rohrbach
In den genannten Umspannwerken können auf bestimmten Abzweigen keine individuellen Grenzen mehr gesetzt werden, sondern Einspeisewünsche müssen vorübergehend generell verschoben werden. Insgesamt sind davon rund vier Prozent aller 650.000 Kunden betroffen, sofern sie beabsichtigen, eine PV-Anlage zu errichten. Alle bereits bestehenden Anlagen können wie bisher weiterbetrieben werden. Die Auflistung der Umspannwerkskapazitäten ist übrigens auf www.netzooe.at/netzkapazitaeten online abrufbar.
Erste Umbauarbeiten bereits gestartet
Maßnahmen, um diese Engpässe zu beseitigen, seien bereits in Vorbereitung und teilweise auch schon in Umsetzung. Zudem müssen Genehmigungsverfahren durchlaufen und Lieferkettenprobleme berücksichtigt werden, so die Netz OÖ. Erste Arbeiten und Umbauten werden bis Ende des kommenden Jahres fertiggestellt sein, die meisten Umbauarbeiten werden aber – laut der Verantwortlichen – erst 2025 abgeschlossen sein.
Die seit langer Zeit geplante Ausbauprojekte, die sich wie derzeit im Mühlviertel in der Umweltverträglichkeitsprüfung bzw. in Klaus im Genehmigungsverfahren befinden, werden diese Engpässe ebenfalls lösen, vorgezogene Maßnahmen zu deren Beseitigung wird es allerdings nicht geben.
Einspeiseampel zur Orientierung
Alle Kunden der Netz Oberösterreich werden noch im Dezember im Online-Kundenportal https://eservice.netzooe.at auf der Übersichtsseite Ihrer Kundenanlage die „PV-Einspeiseampel“ finden. Diese gilt für alle nach dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz bevorzugten PV-Anlagen unter der Leistungsgrenze von 21 kWp. Die Ampel wird Auskunft darüber geben, ob man am eigenen Standort von einer Begrenzung betroffen sein könnte:
- ROT: Bei roter Ampel kann davon ausgegangen werden, dass derzeit kein Anschluss einer Neuanlage möglich sein wird.
- GELB: Bei Gelb-Schaltung ist davon auszugehen, dass eine Intensivprüfung notwendig sein wird.
- GRÜN: Leuchtet die Ampel grün, stehen die Chancen für einen vollumfänglichen Netzzugang am besten.