Die Energetica Industries GmbH aus Liebenfels musste am Donnerstag erneut Insolvenz anmelden – ebenso wie das Mutterunternehmen Peak Power Holding GmbH. Zusammengerechnet betragen die Verbindlichkeiten rund 40 Mio. Euro. Etwas rätselhaft sind allerdings die Hintergründe: Angeblich soll man auch Opfer von Betrügern geworden sein.
Für Energetica Industries ist es – nach 2021 – bereits die zweite Pleite. Damals wurde ein Sanierungsverfahren mit einer Quote von 20 Prozent vereinbart. Dieser wurde laut Schuldnerangaben auch erfüllt und das Verfahren wurde am 11. Mai 2022 nach Abschluss eines Sanierungsplans aufgehoben. Aktuell werden die Verbindlichkeiten des PV-Modul-Herstellers jedenfalls mit 19 Mio. Euro bewertet. Unmittelbarer Auslöser der Zahlungsunfähigkeit dürften aber die aktuell fälligen Verbindlichkeiten von rund 1.6 Mio. Euro gewesen sein, da die Schuldnerin derzeit nur über 430.000 Euro an liquiden Mittel verfügt. Von der Insolvenz sind rund 120 Gläubiger und 94 Dienstnehmer betroffen.
Folgepleite der Muttergesellschaft
Am Donnerstag ebenfalls Insolvenz anmelden musste die Muttergesellschaft der Energetica, die Peak Power Holding GmbH. Diese verpachtete ihre Liegenschaften an die Tochter und ist – laut erster Daten der Kreditschützer – mit 21 Mio. Euro verschuldet. In Summe haben die verbundenen Unternehmen also Verbindlichkeiten von rund 40 Mio. Euro angehäuft.
Die Peak Power Holding war bekanntlich erst im Mai gegründet worden, als die Raiffeisenlandesbank OÖ (RLB OÖ) als Investor an Bord kam und 50 Prozent übernahm. Zweiter Gesellschafter bei Peak Power ist die IRMA Investments GmbH, dessen Eigentümer Martin Kurschel ist. Er hat die – damals ebenfalls insolvente – Energetica Anfang 2022 übernommen.
Mit dem Einstieg der RLB OÖ schien die Zukunft des PV-Modulherstellers eine rosige zu werden. Man modernisierte in der Folge nicht nur die Produktionsanlagen, sondern auch den Firmenauftritt insgesamt. Zudem schien man das wirtschaftliche Tief überwunden zu haben und vermeldete im Februar 2023 bereits echte Rekordzahlen. Zumindest diese dürften – im Nachhinein betrachtet – wohl nicht astrein gewesen sein, da jetzt bekannt wurde, dass man damals offenbar Betrügern aufgesessen ist. In ebendiesem (Rekord-)Februar sei man nämlich „Opfer von hochprofessionell agierenden Betrügern“ geworden, die unter Benutzung gestohlener Identitäten mehrere Tausend Module ergaunert und damit einen Schaden in Millionenhöhe verursacht hätten, heißt es in einer Aussendung.
Ruinöser Wettbewerb
Eine weitere Erklärung für die Pleite ortet Energetica in der „ruinösen Wettbewerbskonstellation, die in dieser Form nicht zu antizipieren war.“ Die Warenlager der Großhändler seien aktuell mit Modulen aus chinesischer Produktion überfüllt, die deswegen auch zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen würden. Zudem sei die Nachfrage nach PV-Lösungen wegen der allgemeinen Preissteigerungen und der angespannten Lage bei Immobilien und Krediten erheblich gesunken. Aus all diesen Punkten resultiere ein erheblicher Preisverfall bei PV-Modulen.
Energetica könnte nochmals die Kurve kriegen
Eine gute Nachricht gibt’s zumindest: Wie der KSV1870 nämlich mitteilt, gebe es bereits „ein starkes Interesse verschiedener Investoren und Industrieunternehmen für den Erwerb des Unternehmens angesichts des erstklassigen Industriestandortes mit seinen modernen Produktionshallen und der ausgezeichneten Produkte und Patente mit ihrer Eignung speziell für Schlechtwetter und ihrer hohen Leistungsfähigkeit.“ Nicht zuletzt deswegen wird aktuell auch eine Fortführung des Unternehmens angestrebt.